Endlich frei, erste Eindrücke nach vier Fahrtagen

Canarvon WA, Kilometer: 1.501

Die Tage wurden uns in Perth schon lange und auch meine heftigsten Bemühungen, das Motorrad aus der Quarantäne zu bekommen, fruchteten nicht. Das konnte Claire, unsere Gastgeberin, nicht mehr mit ansehen und bot an, unterstützend in den Telefonmarathon einzugreifen – es war mir nichts lieber als das.

Es dauerte genau drei Anrufe und sie hatte für mich einen Termin für die Abnahme durch den Biosecurity Inspektor am nächsten Tag gebucht, damit konnte das Motorrad auf australischen Boden, aber noch nicht auf die Straße. Vor dem Spaß steht noch der Roadworthiness Test, der etwa unserer TÜV-Prüfung entspricht und die Lizensierung durch das DOT (Departement of Transport), die Straßenzulassungsbehörde. Um das durchführen zu können muss vorab ein 48 Stunden Temporary Movement Permit (virtuelles rotes Nummernschild) her, womit ich mein nicht angemeldetes Motorrad zur Prüfung und Zulassung fahren darf – ganz schön kompliziert, wie das die Aussis machen, aber es funktioniert.

Auch hier hilft Claire wieder, indem sie einen Testtermin beim Händler bereits am nächsten Tag bucht, für mich hätte die amtliche Prüfstelle einen Termin erst in einer Woche rausgerückt.

Und dann ging es ganz schnell. Der Prüfungstermin bestand praktisch nur aus Papierkram und Blinker links, Blinker rechts und danach haben die Damen beim DOT die Zulassung mit vereinten Kräften auch in einer knappen Stunde hinbekommen.

J E T Z T  K A N N‘ S  L O S G E H E N !!!

Unsere erste Etappe führt noch am selben Tag quer durch Perth bis Cervantes, eine kleine Stadt oder sagen wir eher ein Dorf an der Küste, etwa 200 km nördlich von Perth.

Endlich in freier Wildbahn

Wir nehmen die Fahrt als Einführungsetappe, denn länger als knapp drei Stunden sind wir nicht unterwegs.

Schon bei den ersten Stopps erleben wir eine besondere Farben- und Formenwelt.

Leaning Tree

Nicht nur die Bäume haben hier eigenartige Formen, auch die Seen, wie der Pink Lake haben eigenartige Farben; hier färben Beta-Karotin produzierende Algen den See so schön rosa.

Pink Lake

Wie häufig an den Westküsten wurde auch hier die Steilküste durch die heftige Brandung gestaltet.

Kalbarri Nationalpark (Westküste)

Unsere Fahrt endet im Kalbarri Nationalpark im Ort mit dem selben Namen.

Die zweite Etappe soll dann schon etwas weiter sein und erst nach gut 410 km in Monkey Mia enden.
Auf dem Weg dahin stehen wir am Rand der Schlucht des Murchison Rivers und sehen in den etwa 200 m tiefen Canyon hinab.

Murchison River Gorge

Wir begegnen aber auch unseren ersten Roadtrains mit drei Aufliegern und Anhängern und 36 m Länge und das Erlebnis geht so richtig in Erfahrung über, als wir auf so ein Ungestüm auflaufen und es nach dem Blinkzeichen des Fahrers überholen. Obwohl hier 110 km/h angesagt ist, fliegen wir mit 140 km/h am Führerhaus vorbei und bedanken uns mit einer freundlichen Hupe und winkend für die Unterstützung. Nach etwa 260 km auf dem ‚North West Costal Highway‘ biegen wir in Richtung Westen ab, um auf die Halbinsel nach Monkey Mia zu fahren.

Auf dem Weg dorthin müssen wir natürlich an zwei Sehenswürdigkeiten, die uns die Natur an den Wegesrand gestellt hat, anhalten. Schon nach gut 30 km biegen wir zum Hamelin Pool am südlichen Ende der Shark Bay ab und können uns dort Stromatolithen, die wohl ältesten noch existenten Lebewesen auf unserem Planeten, ansehen. Es gibt sie schon seit mehr als 3,5 Milliarden Jahre und sind wohl unter anderen mit ihren chemischen Prozessen dafür verantwortlich, dass sich CO2 in der Atmosphäre reduzierte und Sauerstoff vermehrte, so dass sich über lange Zeit unsere jetzige Atmosphäre bilden konnte.

Stromatolithen im Hamelin Pool

Hier an der Shark Bay gibt es eines von zwei Vorkommen in Australien, am Lake Thetis nahe Cervantes dem anderen Platz mit diesen Urtieren, sind wir vorbeigefahren.

Einheimischer Bewohner Australiens

Eine weitere Besonderheit findet sich etwa 60 km weiter in Richtung Norden, an einer Stelle, an der die Shark Bay recht nahe an die Straße kommt. Nur ein paar hundert Meter müssen wir an den Parkplatz der Shell Beach fahren und werden von einem schneeweißen Strand in Empfang genommen.
Anfangs laufen wir noch auf einem rauen Muschelbruch in Richtung Wasser, doch je näher wir kommen, desto unzerstörter werden die Muschelschalen. Sie reichen von der Größe eines Fingernagels bis zum Umfang eines halben Handtellers, wobei die Kleinen schon in der Mehrzahl sind.

Wir genießen das gleißende Weiß und das Knarzen der Muscheln unter unseren Stiefeln. Nebenbei entstehen wieder ein paar Fotos.

Shell Beach
Shell Beach, nur Muscheln

Unser Tagesziel, Monkey Mia, erreichen wir am späten Nachmittag. Wir beziehen ein kleines ‚Gartenhäuschen‘ vor dem wir auch noch unsere Perla Negra II parken können – welch ein Luxus.

Idealer Parkplatz vor der Hütte

Monkey Mia ist dafür bekannt, dass sich hier jeden Tag eine Anzahl Delphine sehen lässt, von denen einige Weibchen so zutraulich sind, dass sie bis an den Strand kommen und mit den Ranger-innen Kontakt aufnehmen, indem sie sie mit der Schnauze am Bein anstoßen und darauf warten, bis sie ihren Willkommensfisch erhalten. Menschen, auch nicht die Ranger-innen, dürfen die Tiere nicht berühren, womit die Freiwilligkeit der Delphine aufrecht erhalten bleiben soll.

Delphine in Monkey Mia
Pucky verweigert den Fisch 🙂

Diese Performance findet 2-3 Mal zwischen 8:00 Uhr und 12:00 statt und ist die einzige Sehenswürdigkeit in dem Dorf, das quasi nur aus dem Ressort besteht. Es werden von hier aus 4-WD-Ausflüge an das Cape Peron angeboten, doch als wir überlegen das zu tun, hat uns der Wettergott die Entscheidung abgenommen. Er schickte für einen Tag Blitz und Donner und reichlich Regen – kein Wetter zum Spazierenfahren.

Mit unserem Motorrad vor der Hütte sind wir für die Mitbewohner im Ressort oft ein guter Anlass, Kontakt mit uns aufzunehmen. Dabei ergeben sich schöne Begegnungen, wie die, als ein älterer Herr und eine jüngere Dame vor unserem Motorrad stehen und sie ihm in schönstem Bayrisch anhand unseres Nummernschildes erklärt, woher wir kämen. Als wir ins Gespräch einsteigen, erfahren wir, dass beide mit dem Rolotel-Bus aus Titmoning von Darwin nach Perth reisen.

Rolotel am Overlander Roadhouse

Ein Australier, der in der Nähe von Sidney zu Hause ist und im letzten Sommer in Europa mit einer R 1200 GS unterwegs war, lud uns spontan ein, bei ihm vorbei zu schauen, wenn wir in die Nähe von Sidney kämen. Begegnungen, wie sie lustiger nicht sein könnten.

Von Monkey Mia aus legen wir wieder einmal eine ‚Kurzetappe‘ mit nur 346 km nach Carnarvon ein, einer kleinen Stadt an der Mündung des Gascoyne Rivers, an dessen Ufern die ersten Bananenplantagen zu sehen sind und die mit dem längsten Bootssteg, er soll eine Meile lang sein, wirbt.

Wie es dort aussieht uns wie unsere Reise weitergeht gibt’s beim nächsten Mal zu lesen und zu sehen

9 Antworten auf „Endlich frei, erste Eindrücke nach vier Fahrtagen“

  1. Hallo liebe Oma, lieber Opa!

    Ganz liebe Grüße nach Down Under!
    Ihr erlebt ja tolle Sachen – Mama und Papa erzählen mir von euren Abenteuern. Wenn ich groß bin, will ich auch mal auf große Reise gehen! Ich bin schon ganz gespannt, wie es bei euch weiter geht und freue mich über jedes Tierbild für mein Sammelalbum!

    Liebe Grüße – Eure Luise (und auch von Mama und Papa)

  2. Hallo Ihr Beiden!
    Wünsche Euch eine wunderbare Reise mit vielen tollen Erinnerungen und intressanten Menschen, die ihr sicherlich Treffen werdet!

    Freue mich, wieder eine Reise aus Schweden verfolgen zu können.

    Schöne Grüße
    Thomas

  3. Es geht endlich los!
    Wir wünschen Euch eine gute Reise und freuen uns auf jeden Bericht und jedes Foto von Euch!
    Liebe Grüße aus Furth
    Martina, Achim, Jonathan, Julian, Antonia und Grisu

  4. War ja noch ein ganzes Stück härter als bei uns die Perla Negra aus der Quarantäne und durch den Roadworthiness Test zu bringen. Die Hilfe, die Claire einem in allen Belangen bietet, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen. Es freut mich, dass ihr da die gleichen guten Erfahrungen gemacht habt. Und sollte es irgendwann auf eurer Tour mal Probleme geben ist sie auch aus der Ferne immer ein bereitwilliger Ansprechpartner. Viel Spaß und alles Gute vor Allem gutes, nicht zu heißes Wetter im weiteren Verlauf.
    Servus
    Peter (Edith z.Zt. ist mit Claudia auf Zypern)

  5. Servus Kathi und Paul,
    schön zu lesen, dass die Perla Negra II nun endlich da ist, wo sie hingehört – auf der Straße 👍🏼
    Ich verfolge euch aus Altdorf auf jedem Kilometer und freue mich auf die Beschreibungen eurer Tour.
    Lasst es euch gut gehen.
    Fritz von der Schwarzmeerflotte

  6. Hallo Paul und Kathy,
    es freut uns, dass es jetzt endlich mit vorwärts geht und die ersten Bilder und Zeilen lassen erahnen wie es Euch im Moment so ergeht. Wir wünschen Euch auch weiterhin eine schöne Zeit und schauen auch weiterhin auf Eurer Website wie es weitergeht.

    Viele Grüße von Harald und Konstanze

  7. Hallo ihr beide,
    weiterhin viele spannende Eindrücke vom anderen Ende der Welt!
    Toi, toi, ti
    Helmar und Elke

  8. Liebe Kathy, lieber Paul, schön und spannend —
    und es macht Spaß, mit Euch zu reisen! Viel Spaß beim Touren!!! Euch mit Eurem Positionsticker zu folgen ist ja ein ganz schöner Luxus für mich als Couch-surfer. Gute Fahrt!!♡♡

  9. Hallo Abdeckler,
    Wieder einmal echt spannendvon Euch zu lesen so am anderen Ende der Welt. Wünsche Euch noch eine erlebnisreiche und pannenfreie Weiterreise. Freue mich schon jetzt auf weitere coole Einblicke in die Vielfalt Australiens.
    Viele Grüße
    Hartmut

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