Der Süden, Kuriositäten am laufenden Band

Kilometerstand:  16.400

Tief beeindruckt von der spektakulären Great Ocean Road fahren wir zwar in Küstennähe aber doch schon inmitten von Wiesen und Wäldern in Richtung Norden. Dabei liegt die Stadt Mount Gambier auf dem Weg und dort finden wir einen fast kreisrunden See oberhalb der Stadt, der in einem alten Vulkankrater entstanden ist. Und weil das Wasser die meiste Zeit blau wie eine Pflaume ist, heißt er nach australischer Sitte ganz einfach ‚Blue Lake‘. Er ist, wie zwei weitere Seen in der Gegend, ein Maar-See, der in einem vom Grundwasser der Umgebung gespeisten Trichter eines relativ jungen Vulkans entstanden ist. Kurios an ihm ist die intensive Blaufärbung, die im Verlauf eines Jahres verschwindet und in den warmen Monaten wieder kommt.

Blue Lake – Blauer See

Auf unserem Weg entlang der Küste kommt uns in Kingston der Big Lobster in den Weg und wie es so ist, ohne Foto geht das nicht

Big Lobster
ganz schön groß das Ding

Das Restaurant, für das er als Werbung an der Straße steht sieht aus, als hätte es schon lange nicht mehr geöffnet – schade.

Nur 140 km nördlich, fahren wir in der Nähe von Meningie an mehreren ausgetrockneten Lagunen vorbei, die gleißend weiß in der Sonne daliegen. Doch eine der Lagunen ist noch nicht ausgetrocknet und schimmert schon von Weitem ganz rosa. Wieder ein ‚Pink Lake‘, in dem Algen das Wasser mit Karotin färben. Das Phänomen tritt also nicht nur im Westen auf, hier haben wir es wieder.

Noch ein
Pink Lake

Vor uns, im Norden, liegen nun die Hügel hinter der sich Adelaide noch verbirgt. Auf wunderbar kurvigen Straßen nähern wir uns der Stadt, haben aber vorher noch Hahndorf, ein Ort mit deutschen Einwandererwurzeln auf unserem Fahrplan. Es scheint sowas wie eine gute Adresse für Ausflüge zu sein, die Wirtshäuser, Hotels, Cafés, Schmuck- und Andenkenläden entlang der Hauptstraße sehen alle aus, als ob sie recht erfolgreich wären. Natürlich wollen wir sehen, was den Flair der Ortschaft ausmacht und halten für einen Eiskaffee und ein Weihenstephaner Weizen (alkoholfrei) an.

Hahndorf/Süd Australien

Kurz bevor es weitergehen soll, wird Kathy, wie so oft auf unserer Reise von wildfremden Leuten auf unser Woher und Wohin angesprochen, aus dem sich dann immer ein kleiner Ratsch ergibt und manchmal entsteht daraus auch eine spontane Einladung zu einem Besuch.

…ja, wo kommt ihr denn her und wohin gehts weiter?

Adelaide erreichen wir durch die Belle Etage der Stadt, den Stadtteil Belair, der auf den Hügeln und Nordhängen, also den Sonnenhängen, südlich der Stadt liegt und den schönsten Ausblick über die Stadt bietet. Die Stadt empfängt uns sehr aufgeräumt. Der Verkehr läuft, trotz Rush-hour, recht entspannt und auf den ersten Blick macht sie einen sehr guten Eindruck auf uns. Wir lassen uns für ein paar Tage auf der Westside der City (CBD) nieder und können die Innenstadt wieder zu Fuß erkunden. Gleich in der Nähe befindet sich die Law School der Uni und einige andere Gebäude der Uni von South Australia, aber nur ein paar Schritte weiter laufen wir auf der Rundle Mall, der Einkaufsstraße und Fußgängerzone der Stadt. Doch viel interessanter scheint uns der Botanische Garten mit dem National Wine Center of Australia. Auf dem Weg dorthin lassen sich zwei bunte Königssittiche nicht von uns und unseren Kameras vertreiben und geben ein wunderschönes Motiv ab.

Königssittich
ein bunter Vogel

Im Weinzentrum lernen wir alles über australischen Wein und darüber, wo im Land überall Wein angebaut wird. Es sind auf alle Fälle viel mehr Anbaugebiete, als die wir durch den Export der Weine kennen. Ich erinnere mich an ein Gespräch mit dem Winzer mit den schönen Cottages aus dem Hunter Valley, der sagte uns, er würde all seine Weine im Inland verkaufen und so würden es die meisten Kollegen halten. Hier im Weinzentrum lernen wir, dass dies für die meisten Winzer gilt. So ist es auch mit den Weinen aus den Hills of Adelaide, von denen wir am Abend einen trockenen Sauvignon Blanc verkosten. Er schmeckt ausgezeichnet und er soll mit dem aktuellen Jahrgang, einem Jahrhundertjahrgang, noch besser werden.

Weinrebe
im National Wine Center of Australia
Bereit zur Verkostung

Adelaide macht auf uns, wie schon gesagt einen sehr entspannten Eindruck. Hier mischen sich ganz zwanglos historische Häuser mit modernen Gebäuden ohne Berührungsängste. Man kann sehen, dass die Städteplaner hier keine Schwierigkeiten haben, Historisches mit Neuem, zum Teil recht Avantgardistischem zu mischen, ob man das nun gut findet oder eben nicht.

Adelaide, Victoria Square
Altes Adelaide

Und genauso geht es mit der Streetart/Straßenkunst oder Grafitti, wie wir es zu Hause nennen würden. Wir finden, wie schon in Melbourne, herausragende Kunstwerke an den Wänden von Hallen und Häusern, mitten in der Stadt.

Streetart
Künstler unbekannt
und noch ein Bild

Nach vielen Kilometern zu Fuß durch die Stadt und einigen guten Abendessen beim Italiener, verlassen wir Adelaide wieder, denn wir haben in sechs Tagen einen Termin in Yulara/Uluru und noch 1.700 km zu fahren. Im September konnten wir dort keine Unterkunft bekommen, da wegen der Schulferien in Queensland alles ausgebucht war. Nun haben wir eine Reservierung, die wir nicht versäumen wollen.

Unser Weg führt uns aus der Stadt auf gewundenen Straßen wieder hinauf in die Hügel von Adelaide und zu mehreren Besonderheiten ganz unterschiedlicher Art. Zuerst kommen wir in Gumeracha an einer Spielzeugfabrik vorbei, das als Attraktion das ‚Big Rocking Horse‘, ein gigantisches Schaukelpferd, an der Straße aufgestellt hat.

Das große Schaukelpferd

Dann besuchen wir in Birdwood das National Automobil Museum und finden dort sogar zwei für uns sehr interessante Stücke. In der Autoabteilung fällt uns, neben all den, für die australische, automobile Pionierzeit wichtigen Autos auch ein schneeweißes Coupé, das fremd, doch irgendwie vertraut erscheint. Bei genauerem Hinsehen entpuppt es sich als eines von ungefähr 1.700 Exemplaren, der in Australien gefertigten Glasfaser Coupés auf Goggomobil Basis. Das original Glas-Logo klebt auch hier vorne drauf – ob das der „Alte Glas“ gewusst hat?

1960 Goggomobil Dart
Made in Australia

Und dann ist da noch die Motorradabteilung. Neben all den alten Maschinen steht auf einem roten Podest eine BMW R60/2 Bj. 1965, über und über mit handgefertigten Anbauten und Staufächern aus Alu verbaut. Das Gefährt war überall auf Australiens Straßen und nicht nur auf den guten, unterwegs und hat nach dem Ende der Abenteuerreisen hier seine endgültige Garage gefunden.

1965 BWM R 60/2
„Modell: Outback Australia“

 Schon aus Adelaide sind wir bei recht kühlen Temperaturen losgefahren, doch hier im Barossa Valley ist es regelrecht kalt. So sehen wir uns die berühmten Orte Nuriootpa und Tanunda vom Motorrad aus an, finden dort auch noch eine alte Dampflok – auch davon soll’s zu Hause echte Fans geben

Altes Dampfross

und fahren weiter nach Clare, einem ganz in der Nähe gelegenen Weinbaugebiet, das für seinen Riesling bekannt ist. Hier ereilt uns der bisher kälteste Tag auf dem Kontinent, denn morgens um 8:30 Uhr starten wir bei 5°C und tagsüber erreicht die Quecksilbersäule gerade mal 15°C. Erst als wir Port Augusta hinter uns lassen, wird es wärmer, wir können uns einer Zwiebelschicht entledigen. So erreichen wir bei angenehmen 25°C einen weiteren kuriosen Ort auf unserer Reise: Woomera.

Woomera

Wir befinden uns hier auf einem ehemals verbotenen Gebiet, das von den Aussies, den Briten und den Amerikanern als Raketentestgebiet genutzt wurde und zeitweise immer noch wird. Es liegt am Südende eines nach wie vor riesigen Sperrgebietes, durch das nur zwei Straßen führen, für deren Benutzung keine Sondererlaubnis des Verteidigungsministeriums notwendig ist. Eine davon ist der Stuart Highway auf dem wir die nächsten Tage unterwegs sein werden. Heute wird dieser Ort weitgehend leer und wird nur noch zu wenigen Gelegenheiten wieder in Betrieb genommen. Das Hotel ist aber immer offen und kann gebucht werden – am besten telefonisch und persönlich.

Die Überreste der frühen Testphasen aus den 60er und 70er Jahren sind auf dem Hauptplatz des menschenleeren Ortes ausgestellt und zeugen von den Anfängen der militärischen Raketenpioniere hier unten.

Raketenpark in Woomera

Bei immer noch recht frühlingshaften Temperaturen machen wir uns auf die nächste Etappe nach Norden. Heute fahren wir bis Coober Pedy (Aboriginal Name: kupa piti = des weißen Mannes Loch). Die Stadt ist umgeben von tausenden kleinen Pyramiden, die neben den Löchern in der Erde von den Opalsuchern aufgeschüttet wurden. Schon bei der Einfahrt in das Gebiet weisen Schilder darauf hin, dass es gefährlich ist rückwärts zu gehen, oder in der Nacht unterwegs zu sein, denn die Schürflöcher sind so gut wie nie gesichert und stehen für einen Fall in die Tiefe zur Verfügung 😉

Coober Pedy
Die speziellen Gefahren im Ort und der Umgebung
Überall Löcher und Hügel

Schon mal hier angekommen wollen wir natürlich, den örtlichen Gepflogenheiten entsprechend, unter der Erde übernachten. Unser Hotel liegt auf einer Anhöhe und hat seine Zimmer in den Berg gefräst. Wir haben eine feine, lichtlose Behausung für die Nacht – ohne Klimaanlage, da hier immer dieselbe angenehme Temperatur herrscht und mit einem Lüftungsschacht senkrecht nach oben, damit wir hier genug Sauerstoff haben, bergmännisch alles ok.

Hotel im Untergrund

Vor uns liegt ein weiteres großes Ziel, quasi der ideelle Schwerpunkt Australiens, drum dranbleiben es geht noch weiter.

 

5 Antworten auf „Der Süden, Kuriositäten am laufenden Band“

  1. Liebe Kathi, lieber Paul,
    ihr bewegt euch auf uns vertrauten Pfaden. In Adelaide hättet ihr Elke womöglich vor eurem Hotel treffen können, sie arbeitet bei der UniSA und hat ihr Büro in der City. Schade, sie hätte sich sicher über Landshuter Besuch und ein bisschen bayrischen Slang gefreut.
    Weiterhin gute Fahrt, wir sind in Gedanken dabei. Und nur noch 7 Wochen, dann auch wieder in natura.
    Herzlichen Grüße, Christl und Rodge

  2. Hallo Kathy, Hallo Paul,

    es war eine sehr inspirierende Begegnung mit euch beiden in Coober Pedy und ich wünsche euch weiterhin eine schöne Zeit in Australien. Den Blog finde ich sehr gut und ich freue mich schon die anderen Beiträge zu durchstöbern.

    Fühlt euch herzlich eingeladen auch unseren Reiseblog zu besuchen, wenn ihr erfahren wollt, was die jüngere Generation Down Under so treibt. 🙂

    http://www.marco-down-under.bplaced.net/wordpress

    Liebe Grüsse und guten Ritt

    Marco

  3. Liebe Kathy, lieber Paul,
    Es ist immer wieder eine Freude, Euch auf Eurer grandiosen Reise virtuell zu begleiten. Für den Weg zum Uluru alles Gute, dieses Ziel wird den langen Weg dahin lohnen.
    Für den „kleinen“ Rest Eurer Aussie Rundreise nochmals alles Gute!
    PS: in MUC hat es weniger wie Eure bisherige Tiefsttemperatur von 5 Grad!
    Servus aus good old Bavaria
    Wolfgang und Marita

  4. Na, das war ja wirklich eine Strecke voller Kuriositäten – unglaublich!
    Alles Gute für den Endspurt 👍

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