Kuba – karibisch bunt und bittersüß

Wie es wurde, wie es ist.

Wieder mal machen wir, Kathy und ich, uns auf den Weg, um für ein paar Wochen den kurzen Tagen und den abnehmenden Temperaturen zu entgehen.

Wie schon auf unserer letzten großen Reise nehmen wir auch dieses Mal wieder die Dienste eines Reiseanbieters (world insight) in Anspruch, durch den wir hoffen, in überschaubarer Zeit (drei Wochen), ohne großen Luxus und mit einheimischen Reiseleitern möglichst viel vom Land zu sehen und über das Leben der Menschen zu erfahren.

Unser Ziel ist Kuba, die größte Antilleninsel, Nachbarin von Florida/USA ca. 150 km, den Bahamas ca. 90 km, Haiti ca. 90 km und auch Jamaica liegt nur ca. 150 km weiter südlich in der Karibik.

Kuba Flagge

Die Insel krümmt sich wie eine Banane in das karibische Meer und erstreckt sich in ihrer Ost-West Ausdehnung ca. 1.200 km, von Norden nach Süden sind es durchschnittlich aber nur um die 150 km , sie hat ca. 11 Mio. Einwohner -fast so viele, wie Bayern -auf einer Fläche, die ca. 1,5 mal so groß wie Bayern ist .

Sie ist aber immerhin so groß, dass selbst Christoph Kolumbus schon auf seiner ersten Reise im Oktober 1492 nicht an ihr vorbei kam.

Cristobal ColónUnd auch Alexander von Humboldt besuchte sie im Winter 1801. Er fand sie so interessant, dass er gleich drei Monate hier verbrachte, bevor er nach Kolumbien weiter reiste.

Seit den Tagen der Entdecker erlebte das Land eine spannende, durch Kriege und Revolution gekennzeichnete Geschichte. Auf Schritt und Tritt begegnen wir in den Städten und auf dem Land Zeugnissen der Kolonialzeit, die durch die Herrschaft der Spanier geprägt ist. Büsten und große Reiterstandbilder -besonders häufig sehen wir José Martí, den Staatsgründer von Kuba -und Denkmäler erinnern an die Befreiungskriege im 19. Jahrhundert, sie brachten Kuba als letzte Kolonie erst 1898 die Unabhängigkeit von Spanien.

In der Zeit danach konnte sich auf Kuba keine stabile Politik entwickeln. Der große Nachbar im Norden nahm erheblichen Einfluss auf die Geschicke des Landes, was in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts autokratische Regime und mehrere Diktatoren an die Macht brachte.

Che, Fidel und Raul Anfang 1959 zettelte eine Guerilla Truppe unter Führung von Fidel Castro eine Revolte – sie nennen es auf Kuba die Revolution – an und verjagte den mit diktatorischer Macht herrschenden Batista, nur um nach ‚heldenhaftem Freiheitskampf‘ wieder eine Diktatur, dieses Mal eine Diktatur des Volkes nach sowjetischem Vorbild einzurichten. In seinen Grundzügen besteht dieser Zustand bis heute, auch wenn das große Vorbild längst nicht mehr existiert.

Sieg über BatistaDie Geschichte der vergangenen 25 Jahre verfuhr mit sozialistischen Staatsystemen des Sowjetblocks in recht eindeutiger Weise und so finden wir in Kuba ein Land vor, in dem ein politisches System der 1980er Jahre bis heute konserviert ist. Ein System, das sich vor allem auf die charismatische Person Fidel Castros abstützt. Durch seine Erkrankung verschwand er jedoch schon vor sechs Jahren aus dem politischen Geschäft seines Landes. Sein Aufenthaltsort gilt in Kuba als Staatsgeheimnis. Zu seinen aktiven Zeiten gab Fidel immer wieder an einem revolutionären Feiertag, auf einen der vielen Revolutionsplätze in Cuba in stundenlangen Reden seinen Zuhörern allfällige Analysen der inneren und Weltpolitik, seine Schlussfolgerungen und Forderungen, seine vielfarbigen Feindbilder und seine Umarmungen der in ihrer Zahl und Einfluss recht überschaubaren Freunde zum Besten.

Diese Reden stellten quasi die Grundlage politischen Handelns in Kuba für die Zeit bis zur nächsten Rede dar, in der er dann die neue Richtung ausgab.

In seinem Aufsatz „Bildnis einer Partei“ beschrieb Hans Magnus Enzensberger schon 1969, dass die Politik in Kuba ausschließlich einer Fidel-Ideologie folge und die Kommunistische Partei Kubas ohne Parteiprogramm dastehe. Wollte man die Ideologie Fidels aber nachlesen um sie zu analysieren, fiel die vollkommene Abwesenheit der Sammlung von Fidels Reden auf, denn auch den Unterstützern Fidels waren die Wiedersprüche von einer zur nächsten Rede zu groß, als dass man sie den Analytikern „zum Fraß vorwerfen“ hätte können.

Seit er aber aus gesundheitlichen Gründen aus der Tagespolitik verschwunden ist, fehlen diese Reden vollkommen. Von Einheimischen ist zu hören, dass sie diese langen Reden nicht vermissen.

Sein Bruder Raul hat nun die Fortsetzung der Castro-Politik auf Kuba übernommen. Raul hielte zwar zu verschiedenen Anlässen und an hohen Revolutions-Feiertagen im Fernsehen kurze Ansprachen, so hören wir, diese seien aber nicht mit den Reden seines Vorgängers und Bruders vergleichbar -‚er ist halt kein großer Redner‘ sagen uns die Leute.

Doch für alle sehr spürbar ändert sich seit seinem Amtsantritt die Politik Schritt für Schritt. Am auffälligsten zeigt sich der ‚Wind of Change‘ in der puren Existenz kleiner, privat betriebener Geschäfte, Restaurants und Pensionen. Wohin aber die Politik mit der angestoßenen Entwicklung zielt, erschließt sich für uns Besucher nicht so ohne weiteres – als Gäste sind wir aber zur Neutralität verpflichtet und so nehmen wir die Situation wie sie ist.

Besonders wir Besucher aus Deutschland empfinden so manches, was wir hier sehen, wie ein déja-vue aus der eigenen Vergangenheit. Dem einen jagt es einen leicht befremdlichen Schauder über den Rücken, dem anderen kommt manches aus eigener Erfahrung bekannt vor und der eine, wie der andere macht den Eindruck, als wäre er/sie froh, diese Zeiten hinter sich gelassen zu haben – vor diesem Hintergrund wünschen wir den Kubanern eine möglichst schmerzfreie Zukunft.

Bevor wir durch die Hauptstadt streifen, will ich über zwei herausragende Themen noch ein paar Worte verlieren: Oldtimer und Geld.

Chevy Beides scheint nicht wirklich miteinander verbunden zu sein, doch wie so oft, trügt auch hier der erste Eindruck.

Was Oldtimer betrifft, so ist es tatsächlich so, dass man wahrscheinlich nirgendwo auf der Welt mehr und besser erhaltene amerikanische Oldtimer der 50er und 60 er Jahre zu sehen bekommt, als in Kuba und speziell in Havanna.

Oldie aus USAHier fahren alte Chevys, Oldsmobiles , Buicks und Fords durch die Straßen, manche vom Zahn der Zeit schon sehr mitgenommen, andere so frisch wie gerade aus dem Laden.

60er Jahre Chevy

Natürlich sehen wir nicht nur alte Autos, auch Motorräder haben es aus der Vergangenheit in die Gegenwart geschafft und sind im Straßenbild nicht zu übersehen, wie diese Ural 500 mit BeiwagenUral 500 mit BeiwagenDie Oldtimer werden meist als Taxi genutzt, am liebsten werden aber Touristen durch die Stadt gefahren, was den Eigentümern die ersehnten CUCs (Peso CUbano Convertible) bringt, die sie unbedingt brauchen, um ihre Fahrzeuge in Schuss zu halten und nötige Ersatzteile zu organisieren.

Und schon sind wir beim Geld.

In Kuba gibt es zwei offizielle Währungen. Die eine, der „Peso Cubano“ (CUP) war die einzige Währung Kubas nach der Revolution und dient heute immer noch den meisten Kubanern, zum Einkauf von Grundnahrungsmittel und einfacher Dienstleistungen. Alle Löhne der Staatsbetriebe werden in dieser Währung ausbezahlt.

banknote 3 cuban pesos obverse

 1994 wurde zusätzlich der „Peso convertible“ (CUC) eingeführt; er ist direkt, also 1:1 an den Wert des US-Dollars gekoppelt. Höherwertige Dienstleistungen und alle Importgüter müssen in dieser Währung bezahlt werden, so dass sich der CUC als zweite Währung längst durchgesetzt hat. Gegenüber den CUP wird er 1:25 getauscht.

CUCUnd hier ist die Verbindung von Oldtimern und Geld, denn die Taxifahrer in den alten Amischlitten bieten ihre Dienste natürlich am liebsten den mit CUCs zahlenden Touristen an, wodurch sie u.a. auch wieder Zugang zu Ersatz-und Verschönerungsteilen haben.

Trotz des Namens ist der CUC nicht frei konvertierbar und kann nur in den staatlichen Wechselstuben wieder in EURO oder US-Dollar zurück getauscht werden. Touristen müssen beim Rücktausch üblicherweise die Quittung für den Umtausch der EURO in CUC vorlegen. Auf keinen Fall wird weder CUP noch CUC von einer Bank außerhalb Kubas für den Umtausch akzeptiert.

CUP und CUC -für uns sieht das nach einer Zweiklassengesellschaft aus; hier die Leute, die ihr Leben mit dem CUP fristen und dort diejenigen, die Zugang zu den heißbegehrten CUCs haben, so verdient beispielsweise ein Barkeeper in einem internationalen Hotel ein Vielfaches eines kubanischen Arztes – Kubavariante des real exisierender Sozialismus 😉

Man hört, die Regierenden arbeiten seit 2013 an der Zusammenlegung beider Währungen, „quizás – mañana“.

 

Nach diesen ersten Überlegungen zu Kuba und mit den ersten Erfahrungen auf der Insel konzentrieren wir uns nun auf Land und Leute und lassen uns auch von der Exotik der Karibik verzaubern.

Strand auf Kuba Zu allen Beiträgen über Kuba hat Kathy nicht wenige und häufig auch die schönsten Bilder beigesteuert, dafür herzlichen Dank!