Strände, der Mond und viele Kilometer

Kilometerstand: 5.839

Über Port Hedland gibt es wirklich nicht viel zu berichten, außer dass hier die Erzladungen der Roadtrains in die Schiffe verladen werden, die ihre Fracht zu den Hochöfen nach Übersee, wie man uns sagte, meist nach China bringen. Vor der Küste kann ich mehr als 10 Schiffe auf Reede wartend zählen und gerade, als wir morgens zum Park am Meer fahren, sehen wir wie zwei Schiffe von Schleppern aufs offene Meer hinausgezogen werden und wie sie einen leeren Neuankömmling an den Haken nehmen, um ihn in den Hafen zu schleppen. Eine rege Hafenstadt, für Touristen aber nicht besonders spannend.

Unsere nächste Etappe führt uns an den nur gut 260 km entfernten Eighty-Mile-Beach, das heißt zum Eighty-Mile-Beach Caravan Park. Hier gibt es nicht nur Stellplätze für Zelte, Wohnwägen und Campmobile, es werden auch Cabins für Reisende ohne fahrbarem Haushalt angeboten. Ein Anruf am Morgen sichert uns die Unterkunft und so machen wir uns auf den Weg. Die Strecke dorthin ist, wie schon gewohnt, nicht sehr abwechslungsreich, doch als wir an den Abzweig hinunter zur Küste kommen, stellen wir schnell fest, dass es erst mal mit gemütlichem Motorradfahren vorbei sein wird und das für ziemlich genau 10 km. Denn gleich am Abzweig fahren wir über einen Weiderost, um uns dahinter auf einer roten, staubigen, rippigen, Piste unseren Weg zu bahnen. Anfangs sieht das alles sehr einfach zu fahren aus, doch bald fängt die Fuhre an zu schlingern um sich nur mit reduzierter Geschwindigkeit und sanften Lenkkorrekturen wieder geradeaus fahren zu lassen; manchmal wird aus der harten Oberfläche eine Piste mit Löchern, die mit diesem feinsten roten Sand‚ den sie hier ‚Bulldust‘ nennen, gefüllt sind und die nur schwer von der harten Piste zu unterscheiden ist, das sind die schwierigen Stellen. Die bringen unser Gefährt regelmäßig in Wallung – doch Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste und am Ende kommen wir gut am Caravan Park an.

Eighty Mile Beach

Der schöne Strand und der traumhafte Sonnenuntergang entschädigen für alle Mühen.

Sonnenuntergang am Eighty-Mile-Beach

Für die Rückfahrt an die Hauptstraße, nehme ich je ein bar Luft aus Vorder- und Hinterreifen heraus und habe damit ein wesentlich besser auf die Straßenverhältnisse der ersten 10 km abgestimmtes Gefährt. Diesmal geht es so gut, dass Kathy sogar die Kamera für ein paar Aufnahmen vom Sozius aus in Aktion bringt.

Graded Road – für uns ein neues Fahrgefühl

Am Ende der Strecke die Reifen wieder auf ‚Normal‘ (2,5 – 2,9) zu bringen, war dann nur noch eine leichte Übung.

Wieder auf Normaldruck 2,5 – 2,9

Die Fahrt nach Broome, unserem nächsten Ziel nehmen wir daraufhin unter die Räder und kommen der Sonne offensichtlich immer näher, denn die Temperaturen steigen während des Nachmittages auf 38 Grad C. Viel trinken, nach jeder Stunde Fahrt, das sind nach 100 km, eine Pause einlegen und zwischendurch in einem Roadhouse wieder mal Sprit und Kaffee aufnehmen, so läuft der Tag.

Unterwegs auf endlosen Geraden

Drei Besonderheiten werden in den Reiseführern über Broome erzählt. Zum einen ist da der legendäre Cable Beach, der so heißt, weil vor langer Zeit (1889) von hier aus ein Telegrafenkabel nach Java hinüber verlegt wurde. Er soll ähnlich märchenhaft sein, wie der Eighty-Mile-Beach. Weiter ist Broome auch für seine Perlentaucher bekannt, die um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert bei jedem Tauchgang ihr Leben riskierten, um an die begehrten Perlmuttkugeln zu kommen. Letztlich wird als ganz besonderes Ereignis der Mondaufgang über der Lagune beschrieben, wenn er an drei Tagen im Monat den ‚Staircase to the Moon‘ in den Schlick der Roebuck Bay zeichnet. Es ist ein natürliches Phänomen, das immer an den Vollmondtagen in den Monaten März bis Oktober eintritt.

Also was soll ich sagen, wir quartieren uns im Palm Grove Caravan Park am Cable Beach ein, denn schönen Strand kann man ja nie genug haben. Noch am Nachmittag laufen wir im weißen Muschelsand am Wasser entlang und genießen den festen, aber angenehm elastischen Sand unter unseren Füßen.

Spaziergang am Cable Beach

Bei der Gelegenheit bekommen wir auch gleich noch ein paar arabische Einwanderer zu Gesicht, die von den Einheimischen für den Transport von Touristen eingesetzt werden und genauso stoisch durch den Sand trotten, wie sie das in Ägypten an den Pyramiden tun.

Die arabischen Einwanderer bei der Arbeit

Von den Perlen lebt in Broome mittlerweile die Perlenzucht Industrie und die Geschäftswelt in der China Town ganz gut, denn es kommen reichlich Touristen hierher. Nach Perlen getaucht wird schon seit den 20er Jahren nicht mehr.

Broome, man sagte, sie sei die Perlenhauptstadt der südlichen Hemisphäre
Japanischer Friedhof in Broome – hier liegen viele Taucher aus den Anfangsjahren

Um die dritte Attraktion zu erleben, fahren wir schon am späten Nachmittag los, denn wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt im September in der Stadt. Um ½ 8 Uhr soll das Ganze steigen – zu spät kommen wollen wir da nicht. Am Town Beach warten wir auf dem alten Jetty – das ist der alte Anlieger, der nur noch als Damm ohne Steg existiert – auf das Ereignis. Dabei gelingt es noch vor dem Mondaufgang das Kreuz des Südens zu fotografieren.

Kreuz des Südens – das Wappenzeichen Australiens

Und den ‚Staircase to the Moon‘ konnten wir dann eine halbe Stunde später bewundern.

Staircase to the Moon – wenn auch nicht ganz perfekt

Weiter auf dem Weg in Richtung Norden und Osten, haben wir nun ein paar richtig lange Etappen vor uns. Die Landschaft ist, wie schon seit Tagen, flach, manchmal mit Büschen bewachsen, dann stehen wieder nur große, verdorrte Grasbüschel und bilden eine Steppenlandschaft – jedenfalls nichts was die Aufmerksamkeit des Reisenden besonders fordert. Doch dann tauchen unvermittelt Baumgestalten auf, die wir schon aus Afrika kennen. Dort nennt man sie Baobab und hier heißen sie Boab Trees.

Boab Tree mit Besucher

Charaktervolle Gestalten und jeder so einzigartig, dass man sie der Reihe nach ablichten möchte.

Ein Charakterbaum am Straßenrand

So bekommen wir unterwegs doch noch etwas Abwechslung, bis wir nach gut 400 km in Fitzroy Crossing ankommen.

Heute übernachten wir in einem Safarizelt – die Aussies sagen dazu ‚Glamping‘ –

Unser Zelt für die Nacht in Fitzroy Crossing

für uns war es eine schöne Abwechslung mal zwischen den grasenden Wallabies eine Nacht zu verbringen.

Wallabys grasen um unser Zelt

Entlang der Kimberlies und hinüber bis nach Kununurra und Katherine führen uns zwei weitere lange Fahrtage, die uns am Ende fas 1.700 km auf den Tacho bringen, in deren Verlauf außer über Temperaturen von 36 Grad C aber nichts Spektakuläres und besonders Berichtenswertes geschieht.

Wir sind noch nicht ganz am nördlichsten Punkt unserer Reise. Wie es dort aussieht und was wir so erleben dann im nächsten Blog.

5 Antworten auf „Strände, der Mond und viele Kilometer“

  1. Hallo Paul und Kathy,
    viele Grüße nach Australien senden Euch Harald und Konstanze.
    Bei diesen vielen schönen Bildern bekommt man sofort wieder Fernweh. Besonders das Kreuz des Südens, was uns auf unserer letzten Reise lange begleitet hat. Hier bei uns hat jetzt seit einer Woche der Herbst Einzug gehalten und wird auch in den nächsten Tagen weiter bei uns bleiben.
    Viele neue Erlebnisse und Eindrücke wünschen wir Euch.

  2. Liebe Kathy und lieber Paul,
    habe heute den Kamin angezündet und genieße dabei Eure wunderbaren Berichte mit den bezaubernden Bilder Eurer Reise durch Down Under. Es ist einfach toll, was Ihr beiden Aufregendes erlebt und welche Eindrücke Ihr uns dabei weitergebt.
    Ich freue mich auch weiterhin mit Euch zu reisen und wünsche Euch weiterhin eine gute Fahrt mit Eurer Perla Negra II.
    Liebe Grüße Anja 🙂

  3. Servus Kathy und Paul,
    es ist einfach unglaublich schön, Eurem Blog zu folgen. Die Strände, die Sonnenuntergänge und auch die staubigen Pisten – einfach der Hammer.
    Kamele in Australien ? Das war mir neu.
    Ich wünsche noch viele tolle Eindrücke und gutes Durchhaltevermögen wenn die Fahrt mal etwas länger wird.
    Liebe Grüße
    Michael

  4. Ihr Lieben, da sitze ich und
    staune und komm ins Träumen: Kreuz des Südens! Mir ist kein einziges Foto davon gelungen… Na, das lässt sich ja nachholen; weil Ihr uns dankenswerterweise mit eingeladen habt! DANKE!!°°°○ Als ich las 《Luftdruck erhöhen》 dachte ich, wo da bloß ne Tankstelle herkommen soll… Aber selbst ist der Paul! In Bremerhaven riecht es pünktlich zum Herbstbeginn brombeerig herbstlich schwer, dabei ist die Sonne spätsommerlich warm. Sehr angenehm; keine 30 Grad, gerade 20. Und Sonntag ist Saisonschluß-Gottesdienst in Dedesdorf. Kaum zu glauben. Euch eine spannende und gute Weiterfahrt und viele Grüße von der Nordsee! Marianne und Dirk

  5. Happy B. Liebe Kathy von den absoluten Ur-Abdecklern,
    Den Vogl’s und den Adam’s. Wir sitzen gerade bei ca. 25 Grad und Sonne pure, lassen uns die Steaks schmecken und trinken ein Glas auf die Liebe Kathy.
    Wir finden besonders die Bilder vom Strand toll.
    Pure Sehnsucht haben die Abdeckler….

    Liebste Grüße von Angie, Roli, Sandra und Hartmut
    Paule für Dich als Reiseführer natürlich auch einen besonderen Gruß.
    Menaths haben jetzt auch ne Mauer, leider zu klein!

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