Zum Polarkreis (N 66°33′) – hin und zurück

Kilometerstand: 16.357 km

Whitehorse hatte viel mit dem Gold Rush zu tun,

also wollen wir in die sagenumwobene Gegend des Klonike, wo das Gold wirklich gefunden wurde. Unser nächstes Ziel ist Dawson City. Es liegt an der Einmündung des Klondike in den Yukon und ist mit Whitehorse über den Klondike Highway verbunden. Hier oben hat jede Strasse, wie überall eine Nummer, aber bekannt ist sie mit ihrem Namen, denn es gibt so wenige davon, dass man sich die Namen leicht merken kann – auch wenn man ‚alteisenaufreisen‘  😉 ist und die Ganglien eines ’nachhaltigen‘  Trainings bedürfen, um alles zusammen zu halten.

Bei der Gelegenheit kommen wir an der ‚Schiksalsstelle‘ von Peter und Edith vorbei

und da wir den Kilometerstein mehrfach beschrieben bekommen haben, fahren wir mit aller Vorsicht über die Stelle und finden es im Nachgang sehr (!) schade, dass ausgerechnet dieses 100 m lange ‚Gravelfeld‘ die Reise abrupt beendete. Im Auftrag von Peter und Edith halten wir an der Station der Royal Canadien Mounted Police in Pelly Crossing an, um schöne Grüße und vielen Dank der Beiden dort vorbei zu bringen. Leider treffen wir nicht den Constabler, der die Rettung geleitet hatte – er ist wohl gerade auf einer Suchaktion auf dem Yukon in der Nähe von Dawson City unterwegs, aber wir lassen ihm schöne Grüße ausrichten.

 

Dawson City, die alte Goldgräber Stadt, hat nichts von dem Flair verloren, den es aus den alten Tagen in die Gegenwart mitgebracht hat.

Dawson, wie es heute noch ist

Alle Strassen in der Stadt sind nicht geteert, die Teerstraße endet am Yukon. Viele Häuser sind noch aus der Gründerzeit und stehen oft verlassen, mit vernagelten Türen und Fenstern und alten Aufschriften, zum Teil windschief  aneinander gelehnt und verfallen.

 

Andere haben sich ein neues Aussehen gegeben und sind nach wie vor ‚in Betrieb‘. Und wieder andere sind in den vergangenen Jahren neu entstanden und haben eigentlich nur mit dem Tourismus zu tun.

 

Dawson atmet den Charme einer ältlichen, nicht tot zu kriegenden Lady mit weitem, langem Rüschenrock und Cowboystiefeln, die im nächsten Moment zu tanzen anfangen will.

Dawson ist zugleich der Endpunkt des Klondike Highways, nur mit der Fähre kommt man weiter.

Sie bringt uns über den schon recht mächtigen Yukon auf die Westseite, von wo der ‚Top of the World Highway‘ in Richtung Tok weiterführt. Vor dieser Strasse werden Motorradfahrer häufig gewarnt, denn sie ist nicht geteert und gut mit Gravel (Split) gestreut. Für uns heißt das ‚bange machen gilt nicht‘, Luftdruck im hinteren und vorderen Reifen um 0,8 bar runter und mit aller Vorsicht rauf auf die Kammstrasse. Und was soll ich sagen, wir sind für dieses Mal echte Glückskinder, wir erwischen einen sonnigen und trockenen Tag. Die Bedingungen sind perfekt!

An der Grenze zu Alaska verläuft die Prozedur des Grenzübertritts in ungewohnt unbürokratischer Form. Der Grenzer beschränkt sich auf ein paar Fragen, wir antworten – fertig.

Die Amerikaner gehen mit den Straßen ohne Belag etwas anders um, als die Kanadier, so gibt es von jetzt auf gleich keinen Split mehr, wir fahren auf einer festgefahrenen Erdstrasse, die mit einem Bindemittel behandelt wurde und so nicht mal staubt. Es ist sofort klar, dass diese Strasse bei Nässe für Motorradfahrer zum Albtraum werden kann, denn sie wird über und über wie Schmierseife. Doch wir sind immer noch vom Wettergott gut behütet – wir fahren auf vollkommen abgetrockneter Strasse fast wie auf einer Teerstraße, jedenfalls fällt wegen dieses Stückes unser Schnitt nicht wesentlich. Die Fahrt auf dem Taylor Highway, wie er auf der Seite der Grenze heißt, lässt sogar Blicke auf die atemberaubende Umgebung zu und so können wir auch ein paar Fotos liefern.

Unser nächstes Ziel ist der Norden Alaskas, Fairbanks ist dafür der Startpunkt. Von Tok nach Fairbanks kommen wir auf dem Alaska Highway, den die Amerikaner vom 9. März 1942 bis 25. Oktober 1942, immerhin 2288 km, bauten, der aber heute im Gegensatz zu damals durchgehend geteert ist, Baustellen ausgenommen.

Von Fairbanks führt nur eine Strasse nach Norden. Sie folgt der insgesamt 1288 km langen Trans Alaska Pipeline von Valdez nach Prudhoe Bay.

Wir wollen ca. ein Drittel der Strecke von Fairbanks nach Wiseman fahren. Dazu folgen wir bis Livengood dem Elliot Highway und biegen dann auf den Dalton Highway ein.

Der ist von gleicher Beschaffenheit, wie der Taylor Highway, was wir am Morgen auch noch gut mitbekommen, denn in der letzten Nacht hat es ausgiebig geregnet und die Strasse ist noch nicht abgetrocknet. Fahren wie auf rohen Eiern, besonders wenn man zu zweit auf dem Motorrad sitzt – ein Vergnügen der besonderen Art.

Gegen Mittag überqueren wir auf halber Strecke wieder den Yukon. Eine Brücke aus Holzplanken führt vom hoch gelegenen Südufer mit reichlich Gefälle auf die Nordseite, wo uns ein Besucherzentrum einfängt und wo wir im Yukon Motel und Restaurant  Kaffee bekommen und Benzin tanken können – der Preis ist der ausgesetzten Lage angepasst und nicht mehr weit von unseren Preisen in Deutschland entfernt.

Danach geht es weiter nach Norden. Mit jedem Kilometer entfernen wir uns mehr von der Zivilisation und spüren immer stärker, dass wir immer mehr auf uns selbst gestellt sind.

Das macht uns keine Angst, denn die wunderschöne Landschaft, die sich mit der Überquerung jeder Hügelkette ändert, hält immer wieder Neues und Sehenswertes für uns bereit.

So kommen wir an Felsformationen vorbei, die den ‚Busch-Piloten‘ als Wegzeichen dienten, als es noch kein GPS gab.

Und schließlich erreichen wir den Polarkreis – den ‚Arctic Circle‘ wie die Amerikaner sagen.

Natürlich machen wir die unvermeidlichen Fotos und werden uns bewusst darüber, dass wir am Umkehrpunkt unserer Reise angekommen sind.

Wir lassen es aber noch nicht gut sein auf unserem Weg nach Norden. Wir fahren weiter nach Coldfoot, ein cooler Name für einen Platz, an dem die Prospektoren der Goldrausch Zeit ‚kalte Füße‘ bekommen haben und wieder nach Süden umgekehrt sind. So sagt man, sei der Ort zu seinem Namen gekommen.

Wir fahren allerdings noch 20 km weiter nach Wiseman, dem nördlichsten Punkt unserer Reise (N 67°24’35“; W 150°06’48“). Der Ort hat 13 Einwohner und 5 Häuser.

 

Allerdings gibt es dort auch zwei Lodges, die im Sommer die Einwohnerzahl explodieren lassen. Es können dann in der Arctic Getaway zehn und in der Boreal Lodge zwölf Gäste mehr im Dorf sein, was die Einwohnerzahl fast verdreifacht.

Wir konnten zwei der Gäste bei Heidi Schoppenhorst sein, einer waschechten Alaskanerin, natürlich mit deutschen Wurzeln und haben in der taghellen Nacht nördlich des Polarkreises am Waldrand sehr gut geschlafen.

Der Rückweg von Wiseman nach Fairbanks verläuft noch reibungsloser, als die Fahrt nach Norden, denn in der Nacht blieb es trocken und als wir aufbrechen, scheint die Sonne. Wir können also auf den ungeteerten Streckenabschnitten fahren, als ob wir auf Teer unterwegs wären. Wir fliegen – so haben wir den Eindruck – zurück nach Fairbanks und kommen natürlich auch gut um die

‚Oh Shit Corner‘.

 

Obwohl wir damit wieder auf dem Rückweg sind, gibt es noch einige interessante Ziele hier in Alaska. Im nächsten Blog berichte ich dann darüber.

4 Antworten auf „Zum Polarkreis (N 66°33′) – hin und zurück“

  1. Danke Kathy und Paul für das Foto von Km 222. Sieht eigentlich total harmlos aus! Mittlerweile sind noch mehrere Unfälle vom gleichen Streckenabschnitt hier im Whitehorse General Hospital gelandet. Ab Freitag werden wir Eure Alaska Tour wieder von Erlangen aus verfolgen. Weiterhin Gute Fahrt und viel Glück!
    Edith & Peter

  2. Viel Spaß auf der Weiterreise und wie immer genug Luft in den Reifen.
    Bei uns geht es jetzt auch bald in den Urlaub. Am Sa. fliegen wir nach Toronto.
    Viele Grüße Gerhard

  3. Hallo Kathy und Paul, ich hoffe es geht Euch weiterhin gut. Ich kann, wie Ihr, leider auch nicht bei der Cabrio Tour mitfahren, nachdem ich mir eine ordentliche Erkältung auf dem Flug nach Island und zurück geholt hatte. Ich kann aber nun das Gefühl der Mitternachtssonne nachvollziehen. „Wird halt nicht Dunkel“. Ich wünsche Euch weiter eine Gute Fahrt und entsprechendes Wetter. Bei uns ist der Sommer wieder mal ausgefallen.

Kommentare sind geschlossen.