Georgien, nun sind wir in Asien

Kilometerstand: 5.170 km (Tiflis oder Tbilisi, Georgien)

 

Von Vladikavkaz führt uns unser Weg dieses Mal direkt in den Kaukasus.

Georgische Heerstraße

Wir folgen der ‚Georgischen Heerstraße‘ und erreichen sehr bald die russische Grenzstation. Ein Grenzer sieht uns kommen und weist uns einen Parkplatz zwischen den Fahrspuren an. Er ist einer, der lächelt, wenige können das schon vor der Kontrolle – danach tun sie sich leichter. Wir fangen sofort ein Kauderwelsch über unsere Herkunft an, dabei stellen wir fest, dass Bayern München ein sehr guter Fußballclub ist. Das gibt mir Gelegenheit einen der mitgebrachten Bayern-Stickers an den Mann zu bringen. Damit ist das Eis gebrochen und wir werden zuvorkommend und absolut korrekt behandelt. Nur beim Zoll will wieder einmal der Computer nicht mehr – das hatten wir doch schon mal, wer hat denn hier das schlechte Charma?

Nach 20 Minuten ist dann alles wieder eingerichtet und wir dürfen mit allen Stempeln im Pass weiter ins Niemandsland fahren. Hier teeren die Russen die Straße neu, bis es in den Tunnel geht. Dort spüren wir schnell am miserablen Zustand der Straße, dass die Georgier den Russen keine Möglichkeit geben wollen, möglichst schnell nach Süden zu kommen.

Erst als wir auf die georgische Grenzstation – übrigens beide Seiten haben erst kürzlich die Neubauten fertig gestellt – zufahren, wird der Belag wieder perfekt.

Die Einreise erweist sich als wohltuend einfach und unkompliziert. Eine Beamtin in einem Glashäuschen,  will Pass und (Original-) Zulassungsbescheinigung haben. Sie tippt die notwendigen Daten in den Computer zieht ihre Kopien, gibt den Einreisestempel – fertig. Alle vier stehen wir in 15 Minuten  vor dem Zollbeamten, der nur eine Pro-Forma-Kontrolle durchführt und uns mit einem ‚Willkommen in Georgien‘  auf die Reise schickt. Gleich danach sehen wir die Kirche Mtskheta-Stepantsminda-Larsi am Hang stehen, zwei Ordensleute auf der Terrasse und wir wissen, wir sind wirklich hier angekommen.

Mtskheta-Stepantsminda-Larsi

Die Etappe wird für’s erste nicht sehr lang, denn in Stepantsminda machen wir erst mal wieder Halt. Am ‚In-Lokal‘ auf dem Dorfplatz treffen wir Wolfgang und Piet, sie sind aus der Gegend von Hamburg mit ihren BMWs auf der Türkeiroute bis hierher gefahren. Bei ihnen steht mit einem Rucksack auf dem Rücken auch noch Bepo aus Berchtesgaden, der seine R 100 GS in Belgrad zurück lassen musste – schade, wir hoffen, dass sie nach der Lichtmaschinen-Reparatur noch auf ein paar Reisen gehen kann.

Wir holen uns zuerst einmal georgische LARI

Liberty Bank in Stepansminda

und beziehen beim Dorfbäcker die beiden neu ausgebauten Zimmer direkt über der Backstube.

Der Dorfbäcker bei der Arbeit

Die Brote sind fertig

Bei Sonnenaufgang zeigt sich uns der Mount Kazbek, ein 5.033 m hoher Kegel mit der Tsminda Sameba Kirche im Schatten davor in seiner vollen Schönheit – wir bereuen die ‚Kurzetappe‘ von gestern nicht.

Kazbek, 5.033m mit Tsminda Sameba Kirche

Mit einem Allrad lassen wir uns zur Kirche fahren, denn der Weg kann zwar auch mit dem Motorrad befahren werden, wie uns Piet zeigt, aber wir wollen das Risiko eines Teil- oder Totalverlusts eines unserer guten Stücke nicht eingehen. Die Aussicht von hier oben ist gigantisch.

Tsminda Sameba Kirche bei Stepansminda

Schwarzmeerflotte I vor dem Kazbek

Schwarzmeerflotte II vor dem Kazbek

Über den 2.379 m hohen Jvari Pass – er wird auf der gesamten Nordseite neu gebaut, weswegen wir auf mehr als 20 km durch eine Baustelle bergauf fahren – überqueren wir den Kaukasus Hauptkamm und sind nun politisch, wie geografisch in Asien.

Wir sind in Asien, Jvari Pass, 2.379 m

Kaukasus Souvenirs

In Tiflis kommen wir am Nachmittag zum beginnenden Feierabendverkehr an und obwohl wir stadteinwärts fahren, haben wir den Eindruck, wir fahren mit der Hauptwelle. Ein ‚Verkehrs-Gewusel‘ umgibt uns auf der teilweise 6 spurigen Einfallstraße, es bleibt uns nichts anderes übrig, als mit zu schwimmen, nicht zu langsam, aber auch nicht zu schnell – ich verweise auf den Blog über den Verkehr in Lateinamerika – es ist kaum ein Unterschied zu erkennen.

Tiflis empfängt uns in Form von drei Taxifahrern, die um ihre Autos stehen und sich unterhalten, bis wir auftauchen. Neugierig kommen sie zu uns und fragen woher wir kämen. Nach der Antwort, unsere Frage, wo es hier in der Altstadt ein gutes, günstiges Hotel gäbe. Sofort marschiert einer los, um uns dorthin zu führen. Dabei entdeckt er, dass der Besitzer gerade mit seinem Auto auf die Straße einbiegt.   Klaus und Christoph gehen gleich mit und kommen mit der Erfolgsmeldung ‚gefunden – gut‘ wieder. Wir beziehen also ein Hotel, an dessen Fassade keine Aufschrift leuchtet, aber das innen sehr schön eingerichtet ist. Das schönste an allem ist jedoch die Dachterrasse über den Dächern der Altstadt mit Blick auf alle Sehenswürdigkeiten der Stadt, zu denen wir natürlich auch noch laufen – tut nach gut 5.000 km Sitzen gut.

Nachmittagsunterhaltung

Modernes Tiflis

Als eines der ersten steht die alles überragende Tsminda Sameba Kathedrale, sie ist der Sitz des georgischen Kirchenoberhaupts, auf unserem Ausflugsplan.

Tsminda Sameba Kathedrale

Zurück zum Mkvari Fluß, er zieht sich durch die ganze Stadt, sehen wir ein Stück der kunstvoll gebauten alten Stadtmauer.

Tiflis, Alte Stadtmauer

Mit der Kabinenbahn überwinden wir den Fluss und erklimmen gleichzeitig die Anhöhe westlich der Altstadt. Von hier aus führt der Blick über den Stadtkern und die Sehenswürdigkeiten und mit einem guten Auge können wir auch unser Hotel ausmachen.

Tiflis von oben

Auf dem Rückweg zu unserem Hotel  überqueren wir die Friedensbrücke

Friedensbrücke

und lassen den etwas aus dem Lot geratenen Glockenturm auf uns wirken.

Glockenturm

An unserem zweiten ‚freien Tag‘ schwingen wir uns doch wieder auf die Motorräder und fahren zu der schon gut 2000 Jahre alten Höhlenstadt Uplistsikhe.

Uplistsikhe, die Höhlenstadt

Uplistsikhe, Kronsaal

Natürlich führt uns der Weg auch durch Stalins Geburtsstadt Gori, die heute immer noch einen recht kritiklosen Umgang mit dem Erbe des Diktators pflegt (Fotos bleiben im Blog außen vor).

Am Abend auf der Terrasse wieder im Hotel in Tiflis stehen nochmals alle besuchten Plätze der Stadt in bestem Licht vor uns – eine einmalige Stimmung.

Tsminda Sameba Kathedrale

Das Monument des Hl. Georg mit dem Drachen

 

Die nächste Etappe ist Armenien. Ob wir den Rest der Arche am Ararat gefunden haben, lest ihr im nächsten Blog.

3 Antworten auf „Georgien, nun sind wir in Asien“

  1. Lieber Paul und Kollegen,

    Seit heute verfolge ich Eure interessante Reise. Es ist ja nicht eine übliche touristische Reise sondern für uns „Westler“ etwas unbekannt und fremd. Toll, dass Ihr hier neue Wege geht.
    Ich wünsche Euch weiterhin schöne und unvergessliche Momente und natürlich unfallfreie und pannenfreie Fahrt.
    Alles Güte
    Wolfgang und Marita aus München

  2. Hallo Paul,
    wie immer mehr als interessant was ihr da erlebt. Und immer wieder begeisternd wie Du anscheinend schwerelos mit den unterschiedlichsten Kulturen klarkommst. Ich habe das Gefühl, dass Du inzwischen auch ein Spezialist für „Gute-Laune-beim-Zöllner“ bist.
    Na dann weiterhin gute Fahrt und schöne Tage. Bleibt gesund und habt viel Spaß. Ich freue mich schon auf den nächsten Blog.
    Viele Grüße
    Gerhard

  3. Lieber Paul,
    Wieder einmal müssen wir Dich beneiden und schauen gespannt auf die Etappen der Tour . Traumhaft und wir könnten da eigentlich unsere Russisch- Kenntnisse einbringen, aber wir sind am Abdeck geblieben und hier gibt es wenig Russen. LG Hartmut und Sandra

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