Grenzüberschreitungen

Kilometerstand: 4.792 km (Vladikavkaz; Nord-Ossetien)

 

Mit der Abfahrt von unserem Hotel in Galatz/Galaţi sind wir auf dem Weg, das EU-Europa zu verlassen. Jeder von uns hat vorher recherchiert, wie das wohl an den Grenzen gehen wird und wo wir über die Grenzen können.

Viele schrieben über stundenlanges Warten in der prallen Sonne, über seltsame Prozeduren u.s.w.

Ehe wir es uns versehen, sind wir an der Grenze zu Moldawien angekommen.

Der erste Posten, er ist noch auf rumänischer Seite, winkt uns durch und zeigt uns den Weg. Dann kommen wir an einer kurzen Schlange vor einem Schlagbaum an – es stellt die ‚Vorgrenze‘ dar, denn von hier aus werden nur so viele Fahrzeuge zur Abfertigung am Grenzposten vorgelassen, wie die Grenzer abwickeln können. Wir sind gleich mit dem nächsten Schwung dabei und kommen an das Abfertigungsgebäude. Ein Grenzer nimmt uns die Pässe ab und gibt sie uns kurze Zeit später mit den notwendigen Einreisestempel wieder zurück. Danach müssen wir in’s Gebäude um 1,10 EUR oder 5 LEI als Strassenbenützungsgebühr zu entrichten. Hier hakt es ganz kräftig, denn der Computer hat seinen Dienst quittiert und einen manuellen Prozess gibt es nicht, aber auch nur einen Schalter. Wir warten eine geschlagene Stunde, bis sich das Ding wieder bewegt – die Schlange am Vorposten wächst und wächst.

Schön ist das Gehabe der quasi Einheimischen, der Ukrainer und Rumänen, zu beobachten. Sie kommen herein, sehen uns hier stehen und bauen sich natürlich vor uns, breitbeinig und mit entschlossener Miene am geschlossenen Schalter auf. Wir geben ihnen zu verstehen, dass nichts geht, der Computer …. und so, die Miene sagt ‚das werden wir schon sehen‘ , erst als auch mehrmaliges Klopfen an der Scheibe ohne Reaktion bleibt, werden sie unsicher.  Nun gehen sie nach draußen und diskutieren zuerst miteinander und dann mit dem Grenzer. Der wird sehr bestimmt und auch laut und weist die Machos in ihre Schranken – sie müssen genauso warten wie wir.

Als dann der Computer wieder tut, was er soll, bringen uns die Grenzer als Erste an den Schalter, so dass wir nun die Grenzstation verlassen können.

Nach kaum 3 km in Moldawien reisen wir wieder aus – das ganze Programm – Passkontrolle, Fahrzeugkontrolle und ein paar Meter weiter in die Ukraine ein, wieder das ganze Programm, Passkontrolle, Fahrzeugkontrolle (Fahrzeugschein, Grüne Versicherungskarte), Zollkontrolle. An der Grenze sind wir in einer halben Stunde durch und in der Ukraine auf dem Weg nach Odessa.

Eine weitere Grenze in den Osten ist überschritten. Die Landschaft wird flach und sehr weitläufig. Die riesigen Felder sind oft schon abgeerntet, auf anderen stehen Sonnenblumen, Mais oder Hirse, so weit das Auge reicht. Hin und wieder, meist in der Nähe von Dörfern, sehen wir auch kleine Felder, auf denen die Leute Gemüse für den Eigenverbrauch anbauen oder für den Verkauf am Straßenrand . Es werden Melonen, Kartoffel, Äpfel, Zwiebel und immer wieder auch Honig angeboten.

Christoph kann dem riesigen Angebot von Wassermelonen nicht widerstehen und lässt sich von der Bäuerin die Melone auch gleich noch ‚hand- und mundgerecht‘ aufschneiden – ein Genuss.Chistoph mit der Melone

 

Auch die Straßen haben ihren Zustand nochmals verändert. Wir beginnen Slalom zu fahren, um nicht in die wirklich tiefen Löcher zu stürzen und damit zu riskieren unser Moped zu verlieren.

In Odessa finden wir ein schönes Hotel in einer nicht sehr einladenden Umgebung und beschließen nur die Nacht in der Stadt zu bleiben, aller Sehenswürdigkeiten zum Trotz.

Wir wollen auf die Krim.

In Alushta zum Mittagessen

Es herrscht Hochsaison und wir mitten drin. Trotzdem können wir für die Übernachtung in Semydvina, einem ursprünglich sehr kleinen Fischerdorf, in einem in der Nachbarschaft vor sieben Jahren gebautem Ferienkomplex ein Appartement mieten, das wir für einen Ruhetag nutzen.

Semydvina

Appartementanlage Semydvina

Krim Sekt - wir sind da!

Krimsekt für alle

Es gehört Pavel und Ana, sie sind aus Kiew und verbringen ihre Sommer hier. Er fängt uns beim Wachposten ab und vermietet uns das Appartement seines Sohnes für die beiden Tage. Für uns ist das Gelegenheit ‚Hausarbeit‘, wie Waschen zu erledigen und einen Tag in der Sonne zu genießen.

Sky Lounge in Semydvina

 

Kaffee in der Sky Lounge

Nun steht die nächste Grenze an – von der Ukraine nach Russland. Auch hierüber liest man die unterschiedlichsten Beschreibungen, was uns einerseits ein wenig verunsichert, andererseits aber auch neugierig macht. Von Kertsch fahren wir die letzten 20 km auf ukrainischen Boden zum Port Krim. Wir laufen auf eine lange Autoschlange zu und fahren, wie üblich an allen vorbei. Am Checkpoint werden wir auf einen Parkplatz gewiesen und erst mal stehen gelassen. Nach einer Weile kommt der Chef mit den goldenen Winkeln auf der Achsel zu uns und händigt uns vier Bons für den Kauf von Fährtickets aus. In einem hinter den Kaffee-Buden gelegenen Gebäude gibt es den Schalter, an dem man Tickets kaufen kann. Unter Vorlage von Pass und Zulassungspapieren stellt sie uns die Dame hinter der Scheibe aus und verlangt etwas mehr, als wir noch an ukrainischen Griwna übrig haben. Klaus rennt los und wechselt nochmals Geld in der Wechselstube und schon sind wir auf der nächsten Fähre gebucht.

Wir werden als Erste in den Abfertigungsbereich eingelassen, die Pässe werden wieder eingesammelt. Ein Zöllner will von uns 20 EUR haben, wenn wir aufs Schiff wollen – gegen diese Dreistigkeit ist kein Kraut gewachsen, also erhält er sie zähneknirschend und wir fahren aufs Schiff.

Auf der Fähre nach Russland

Die Überfahrt dauert nur knapp eine halbe Stunde. Bei den Russen werden wir zuerst einmal vielversprechend an allen Autos vor uns vorbei gewunken. Vor dem Abfertigungsgebäude müssen wir unsere Mopeds abstellen und werden angewiesen zu warten. Es ist sehr warm, was die Warterei nicht gerade angenehm macht – ‚that’s Russia‘ sagt einer der Grenzbeamten. Nach kurzer Zeit entdecken wir, dass die Wartehalle für die Passkontrolle, neben uns, klimatisiert ist, also ziehen wir uns dahin zurück. Ein Zöllner kommt und holt Christoph, er zeigt ihm wie die Zolldeklaration richtig ausgefüllt wird. Er soll es danach uns beibringen – ist natürlich keine Schwierigkeit für ihn. Das Imigrations-Formular bekamen wir bereits auf dem Schiff, es ist schon ausgefüllt. Wir sind also fertig, um in Russland einzureisen. Aber erst nachdem alle Autos abgefertigt sind, kommen wir an die Reihe. Dann aber geht es sehr schnell. Passkontrolle mit Imigration, Zollkontrolle und Ausstellen der Erlaubnis zur zeitweisen Einfuhr des Motorrads alles in knapp 20 min. Insgesamt hat der Grenzübertritt, mit Fähre, 5 Stunden gedauert, die Ausreise aus der Ukraine hat uns ‚inoffiziell‘ 5 EUR/Person, die Fähre 37 Griwna /Person (3,43 EUR) und 104 Griwna/Fahrzeug (9,65 EUR) gekostet.

Sie kommt mit über die GrenzeRussland empfängt uns mit guten bis sehr guten Straßen und richtig viel Verkehr. Es ist Saison am Meer und die Leute fahren, als ob sie im Autoscooter unterwegs wären. Wir als ‚Alien-Elephants‘ dazwischen, ruhig, umsichtig und stoisch. Nach einer Nacht an der Küste machen wir uns weiter auf nach Osten – schließlich sind wir ja nicht im Urlaub.

Wir folgen der Hauptroute nach Krasnodar

Krasnodar

und schwenken dort nach Süden, um dem Kaukasus näher zu kommen. Südlich von Labinsk treffen wir auf die Vorberge. Wir fahren jetzt quer zu den Flussläufen und so haben wir auch Gelegenheit über einen Pass mit unaussprechlichem Namen mit 2.048 m zu fahren.

Smotrovaâ Ploshchadka 2054 m

Auf der Abfahrt geben uns die Berge den Blick auf den höchsten Gipfel des Kaukasus, den Elbrus mit 5.642 m, frei. Ein majestätischer Klotz mit seinen zwei Gipfeln, über und über mit Schnee bedeckt, baut sich in der Ferne auf, leider ist es für die Kamera zu diesig.

Auf dem Weg durch die Ortschaften lösen nun Moscheen die Kirchen ab und zwischen den Regierungsbezirken müssen wir durch Polizeikontrollen mit ‚Quarantänestreu‘ auf der Straße fahren. Die Polizisten sind sehr freundlich und geben uns manchmal sogar den Daumen. Vor jedem dieser  ‚Kaȹɛ‘ genannten Restaurants am Straßenrand steht ein rauchender Grill,

Grill im 'Kaȹɛ'

auf dem unsere Lieblingsspeise, Schaschlik, zubereitet wird. Nicht selten hängt nebendran noch ein nicht zerlegtes Lamm, das für den Tag reichen soll.

In Vladikavkaz, das heißt ‚Beherrsche den Kaukasus‘, quartieren wir uns im gleichnamigen Hotel ein und genießen den Abend mit einem kleinen Spaziergang am Fluss.

Moschee am Fluß Terek

Der Fluß Terek in Vladikavkaz

Heroische Statue

Wie es dann nach und in Georgien weiter geht – seid gespannt – es kommt beim nächsten Mal.

Eine Antwort auf „Grenzüberschreitungen“

  1. Hallo Ihr Abenteurer!
    Ich hab erst jetzt an Deine vorbildliche Berichterstattung gedacht. Schön dass bisher alles so reibungslos verlaufen ist. Martin und ich sind 16 Tage und 10000 kam, wie soll´s auch anders sein, unterwegs gewesen und sind von der Türkei total beeindruckt. Ihr werdet ja dann von Georgien her wahrscheinlich einreisen. Ab jetzt verfolg ich Eure Reise und ich wünsch Euch weiterhin viel Glück und keinen Regen.
    Georg

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