Rebellennest, Revolutionsstadt und Baracoa

Tief im Süden der Insel, mitten in den Bergen der „Sierra Maestra“ richteten die Revolutionäre ihr Rebellennest ein. Sie wählten das Gebiet, weil es sehr unzugänglich und gering besiedelt war. In der Zwischenzeit wurde die gesamte Region zum Nationalpark erklärt, was die Konservierung der „Pilgerstätte“ erleichtert. Auf einer Wanderung wollen wir die Gegend erkunden und natürlich auch die Hütten, die sie „Comandancia“ nennen, sehen.

„Villa Santo Domingo“, ein kleines Dorf mitten in den Bergen und malerisch an einem kleinen Bergbach gelegen, soll unser Ausgangspunkt für die Unternehmung sein. Wie wir es schon vor ein paar Tagen hatten, führt auch dieses Mal der Weg in die Berge nur in ‚Sonderfahrzeugen‘. Wir werden jeweils mit sieben Personen in einen SsanYong Allrad-People-Mover verfrachtet und schon geht es los.

Im People-Mover in die BergeDie Anfahrt zu den Bergen verläuft anfangs vollkommen harmlos durch kleine Dörfer und zwischen einzeln stehenden Bauernhöfen, bis sich die Bergkette direkt vor uns auf türmt. Der Straßenbelag wechselt, wir fahren jetzt auf geriffelten Betonplatten – sowas hatten wir bisher noch nicht gesehen. Unvermittelt, nach einer Linkskurve, steigt die Straße sehr steil an. Ich wünschte mir meine Perla Negra II, denn es wäre ein Riesenspaß mit ihr hier hochzureiten.

Die People-Mover jedoch gehen in den ersten Gang und erklimmen die 28 % + Steigung mit stoischer Gleichmütigkeit. Es geht ca. 10 km auf und ab – immer spektakulär, bis wir an unser Ziel kommen.

In „Villa Santo Domingo“ bleiben wir für die Nacht, um am nächsten Tag den Anstieg zum Rebellennest zu unternehmen.

Doch von hier bringen uns die People-Mover die steilste Straße Kubas – sie wurde 1986 gebaut – hinauf zum Start unserer Wanderung.

Steilste StrasseAuf ca. 930 m ü. NN beginnen wir unseren Marsch durch den Urwald und zur „Comandancia“.

WegweiserAuch dieses Mal begleitet uns ein einheimischer Guía, der sich natürlich bestens auskennt und uns, wie seine Kollegen bei den anderen Wanderungen, auf die Besonderheiten der Gegend aufmerksam macht.

Unser GuíaAuf halber Strecke, nach gut einer Stunde auf schmalen, manchmal auch steil nach unten führenden Pfaden kommen wir zu einem kleinen Gehöft.

Tor zur ComandanciaNeben dem Haus und den Ställen wurde ein Besucherpavillon gebaut, in dem wir von der Bäuerin Kaffee und Früchte erhalten. Im angrenzenden Kassenhäuschen meldet uns unser Guía bei den Wächtern an und so können wir nach der Stärkung weiter und dieses Mal geht es nach oben.

DschungelschönheitNach knapp einer weiteren Stunde öffnet sich vor uns eine kleine Lichtung, auf der mit Kreide ein großes ‚H‘, nur noch schlecht lesbar, ausgelegt war – später erfahren wir, dass vor zwei Wochen einer der alten Revolutionäre zu Besuch war, er wurde natürlich mit dem Helikopter hierher gebracht.

Lichtung an der ComandanciaNacheinander kommen wir an den verschiedenen, im Wald versteckten Hütten vorbei. Alle liegen weit genug voneinander entfernt, so dass bei einem Angriff Zeit und Platz zur Flucht bliebe. So reihen sie sich nacheinander auf, die Hütte „Posta No. 1“,

Posta No. 1die „Comandancia“ mit den alten Schreibmaschinen und dem Kartentisch,

Comandancia„Radio Rebelde“ mit den Sendeanlagen

Radio Rebeldeund der „Planta de elctricidad“, der Hütte mit dem Generator

E-WerkGenerator

und nicht zuletzt die Hütte des Kommandanten, Fidel’s Waldhaus.

Casa FidelEs verfügt über sieben Ein- und Ausgänge,

Esszimmer mit Fluchttüre im Casa Fideletliche sind nur Eingeweihten bekannt, und sonst alles, was man so braucht, wenn man im Wald kampiert.

Schalfzimmer im Casa FidelZuletzt steigen wir auf den Gipfel des hinter den Hütten liegenden Berges und finden dort ein Loch, das 4 m tief ist – hier wurde die Antenne des Senders tagsüber versteckt. Uns bietet sich ein fantastischer Ausblick auf das karibische Meer.

Sierra Maestra

Nach dem Ausflug in die Zeit vor 50 Jahren fahren wir die atemberaubend steile Straße wieder hinunter nach „Villa Santo Domingo“, wo wir am Abend in einem „Paradar“, das ist ein privates Restaurant, in unserem Fall bei einem Bauern auf der anderen Seite des Bachs, zum Festmahl geladen sind. Es gibt Spanferkel am Spieß – eine echte Köstlichkeit! ….im Dunkeln, denn im ganzen Dorf ist der Strom ausgefallen.

Delikatesse

Vom Kerngebiet des Guerillakriegs in den Bergen der „Sierra Maestra“ spannt sich unser Besuchsbogen weiter ins Herz der städtischen Revolte Castros, mitten hinein nach „Santiago de Cuba“. Die Stadt liegt malerisch an einer Bucht, ein natürlicher Hafen, den die Spanier schon als Basis für ihre Armada in der Karibik nutzten.

Santiago de Cuba Handy

Bevor wir dorthin kommen, besuchen wir auf dem Weg die katholische Wallfahrtskirche „Basilika del Cobre“ in „El Cobre“.

Basilika del CobreSie liegt auf einem Hügel im Tal von „El Cobre“, einem alten Bergbaudorf in dem Abraumhalden der alten Kupfermine den südlichen Rand des Ortes umgeben.

El Cobre, AbraumhaldenDie Basilika ist der wichtigste Wallfahrtsort

Basilika del Cobre, Marienstatuein Kuba und wegen seiner zentralen Bedeutung für die katholischen Kubaner hat Obama den US-Exilkubanern schon 2011 erlaubt, für eine Wallfahrt hierher ins Land ihrer Vorfahren zu fahren, obwohl Kubareisen für US-Amerikaner wegen des Embargos grundsätzlich streng verboten sind.

 

In Santiago startete die Rebellion Fidel Castros gegen Batista mit dem legendären Sturm der Moncada-Kaserne am 26. Juli 1953 durch Fidel und 135 seiner Mitstreiter. Die Rebellion wurde von den Soldaten Batistas zwar blutig nieder geschlagen und die Aufständischen zu langen Haftstrafen verurteilt, aber nach zwei Jahren wurden sie aufgrund einer Generalamnestie wieder frei gelassen.

Fidel und seine Compañeros kamen drei Jahre später wieder zurück und waren dann aber im zweiten Anlauf mit ihrer Revolution erfolgreich, so dass er am 1. Januar 1959 vom Balkon des Rathauses am „Plaza de Armas“ den Sieg der Revolution verkündete, was den Kubanern den karibischen, Fidel’schen Sozialismus brachte.

Plaza de Armas, Santiago

Die Moncada-Kaserne wurde danach zu einer weiteren hochpolitischen Pilgerstädte in Kuba.

Moncada-KaserneSie beherbergt das Revolutionsmuseum an deren Außenwand die Einschüsse aus dem Jahr 1953 geführten Kampf bestens konserviert und bei der Renovierung ‚gut erhalten‘ blieben, während die restliche Fassade peinlichst renoviert und lückenlos gestrichen ist.

Revolutionsmuseum, SantiagoIn der Stadt begegnen wir einem bunten Völkchen, alle Hautfarben der Karibik leben auf engstem Raum, wie es scheint, recht friedlich zusammen.

Buntes VölckenDomino mit MüllerBunt und vielstimmig spielt sich das Leben auf der Straße und in den Märkten ab.

Buntes auf der StraßeWir genießen die Spaziergänge durch die Stadt, können aber die riesigen Denkmäler am Platz der Revolution auch nicht übersehen.

Revolutionsplatz, SantiagoSantiago, Plaza de RevoluciónGanz in der Nähe gibt es auch noch einen Laden, in dem sich die Touris mit dem, was Kuba einzigartig macht – Rum und Zigarren – eindecken können.

Cohiba und RumRón de CubaIn alten Zeiten wurden die Vorgänger der Stadt immer wieder Opfer von Piratenüberfällen. Dem Sicherheitsbedürfnis der Spanier ist es zu danken, dass an der ca. 200 m breiten Einfahrt zur Bucht die Festung „Castillo del Morro“ gebaut wurde.

Castillio del Moro, SonnenuntergangFür uns dient sie als malerische Kulisse für wunderschöne Fotos eines weiteren, fantastischen Sonnuntergangs.

Castillo del MorroRuhige Stimmung, traumhaftes Licht bei wunderbarem Wetter – Herz, was willst du mehr.

 

Mit der Fahrt entlang der karibischen Küste

Blaue Karibikund über den 480 m hohen „La Farola“ Pass durch die „Sierra de Purial“,

La Farola Passdie Straße war ein Großprojekt der Revolutionäre in den 1960er Jahren, besuchen wir die vor dem Straßenbau nur über den Seeweg erreichbare Stadt Baracoa.

Sie liegt an der Stelle, an der Kolumbus auf seiner ersten Entdeckungsreise im Oktober 1492 erstmalig kubanischen Boden betreten hat.

Cristobal Colón - Christopher KolumbusMittlerweile hat sich das Städtchen wegen seiner exotischen Lage an der ‚Honigbucht‘ („Bahía de Miel“) zum Besuchermagneten entwickelt. Bunte Häuser in einem außergewöhnlichen Stilmix machen die Altstadt zu einem Treffpunkt für Touristen und Einheimische und doch ist es hier ruhiger, als in den anderen Städten auf unserer Reise.

Rathaus, BaracoaStrasse in BaracoaIm ganz in der Nähe gelegenen Nationalpark Alexander von Humboldt unternehmen wir wieder eine Wanderung. Auf unserem Weg müssen wir einen Fluss mehrere Male überqueren. Wir sind heilfroh, dass ein Bauer aus der Umgebung seine Ochsen eingespannt hat und uns für ein paar CUCs trockenen Fußes über die Furten bringt.

Kubanischer Rolls

Wir hätten Kuba nicht in vollem Umfang genossen, würden wir nicht mindestens ein paar Tage am Strand verbringen, dabei Seele und Beine baumeln lassen, ‚all inclusive‘ genießen und uns die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, bevor wir uns wieder ins kalte Mitteleuropa aufmachen.

StrandWir fahren nicht nach Varadero, unser Hotel liegt am Strand von „Jibacoa“ in der Nähe von „Santa Cruz del Norte“ und ist dort, wo auch mal Kubaner auftauchen – wir sind und bleiben mitten drin.

 

Was nehmen wir aus Kuba mit?

Wir haben auf der Reise viel über das Land, die Leute und die Politik gelernt, haben auch viel und schönes vom Land gesehen. Wir wurden als Gäste Zeugen der Lebensweise, der Möglichkeiten und der Limitierungen, die in Kuba mit seinem aus den 1980er Jahren herüber geretteten, politischen System entstanden sind, während vergleichbare Systeme in sich zusammen brachen.

Politische WandmalereiWir waren für drei Wochen vom Internet abgeschnitten – es gab nirgends die für den Zugriff notwendigen Vouchers zu kaufen – und damit auch Zeuge der (sehr) eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten und der Abgeschiedenheit von der das Land umgebenden Welt. Zugleich sahen wir, wie sich erste wirtschaftliche Veränderungen auswirken, wie sie dem ‚homo oeconomicus‘ Möglichkeiten verschaffen, sich zu betätigen und z.B. gute Speisen mit gutem Service oder günstige Übernachtungen in Privathäusern anbieten.

Pension Juan MaresmaWir sahen auch, dass alles, was Touristen angeboten wird, nur mit der zweiten Währung, dem CUC zu haben ist. Sollte sich da etwa ein zweiter, nicht vom Staat kontrollierter – gar nicht so sozialistischer – Markt entwickelt haben?

Zugleich nehmen wir Mitte Dezember 2014 die Fernsehansprachen von Raúl Castro und Barac Obama zur Kenntnis, in denen beide ankündigen, dass sich das Verhältnis zwischen Kuba und den USA verbessern soll.

KampfbereitDrei gefangene Kubaner, sie waren im ganzen Land plakatiert, wurden daraufhin von den USA frei gelassen und wieder in ihr Heimatland zurück geschickt. Im Gegenzug dazu kam auch ein Amerikaner frei, der in Kuba gefangen gehalten wurde.

Es rührt sich also etwas in der Außen- und Innenpolitik Kubas.

Wir sind gespannt wie es in Kuba weiter geht.

Vor dem Hintergrund der Erfahrungen der neuen fünf Länder in unserem eigenen Land und der unserer östlichen Nachbarn halten wir dem sympathischen Land alle Daumen, damit es die sicher bevorstehende Transition in die ‚Nach-Castro-Aera‘

Fidel und Raulmöglichst schmerzfreie übersteht.

 

Todo lo mejor, hasta luego, Cuba!

 

Eine Antwort auf „Rebellennest, Revolutionsstadt und Baracoa“

  1. Hallo Kathy und Paul,
    Es war mal wieder super interessant und einfach toll Eure Reiseberichte zu lesen und die Bilder zu geniessen. Man bekommt direkt Lust zum Reisen!
    Wir hoffen Euch geht es gut, auch wenn Ihr wieder zu Hause seid.
    Schöne Grüße aus Schweden
    Thomas

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