Angekommen in Down Under – seither hat Geduld einen Namen – Perth

Unsere Perla Negra II ist schon fast eine Woche lang in Perth, bevor wir mit einem Schnellflug über Doha in Perth eingeschwebt kommen. ‚Schnellflug‘ deshalb, weil wir nach nur 3 Stunden Aufenthalt gleich weiterfliegen konnten und damit unterwegs wenig Zeit liegen lassen mussten. So waren wir nach 19 Stunden gut 15.000 km von zu Hause entfernt in Down Under angekommen.

Sonnenuntergang über Persien

Für die ersten Tage hatten wir auf Empfehlung unserer Freunde Peter und Edith – vielen Dank für Eure guten Tipps – von zu Hause über Airbnb bei Claire ein Zimmer gebucht. Die Unterkunft liegt ganz nahe am Stadtzentrum, ist also bestens geeignet zum Eingewöhnen und um die Stadt zu erkunden.

Den Weg vom Flughafen in die Stadt kann man in einem Taxi oder in einem Uber Taxi fahren, wir entscheiden uns für die zweite Möglichkeit und bestellen mit der Uber App auf dem Mobiltelefon ein Auto vor das Ankunftsterminal.

Was soll ich sagen, es ist eine rundum positive Erfahrung. Wir werden freundlich begrüßt, auf dem kürzesten Weg an unser Ziel gebracht und verabschieden uns wieder vom Fahrer. Bezahlung? ja das macht Uber für uns von unserem Account und zieht den Betrag über Paypal ein. Wieviel das ist, erfahren wir sofort von der App und kurze Zeit später erhalte ich auch noch eine Mail in der der Preis und der Name des Fahrers genannt wird, mit der Bitte eine Bewertung abzugeben und am Ende ist die Fahrt sehr viel günstiger, als mit dem Taxi.

Jetzt ist schon klar, warum die Taxi-Innungen weltweit Panik schieben.

Wir beziehen ein schönes Zimmer bei Claire und Anthony und dürfen auch Ihr Wohnzimmer und Küche mit einem wunderbaren Ausblick über die Stadt mitbenutzen.

Blick vom Balkon über die Stadt

Unsere ersten Tage sind vor allem durch zwei verschiedene Dinge ausgefüllt. Zum einen wollen wir Schritt für Schritt unser Motorrad durch Zoll und Quarantäne begleiten und es so schnell, wie möglich vor der Türe haben und zum anderen liegt die Stadt vor uns, die erst auch mal entdeckt werden will.

Doch mit beidem hat es so seine Schwierigkeiten. Für Besichtigungen hat sich der Wettergott entschieden immer wieder mit einem kräftigen Regenschauer und mit kühlen Temperaturen dazwischen zu funken und was das Motorrad betrifft, so startet unsere Unternehmung der ‚zeitweisen Einfuhr eines Fahrzeuges‘ mittels Carnet des Passages mit Hürden. Bevor die Prozedur losgehen kann, muss ich ein Dokument unterschreiben, Claire bringt uns freundlicherweise zu den Logistikern in der Nähe des Flughafens. Das Motorrad haben sie nämlich schon mal vom Hafen in Fremantle in die Stadt bringen lassen – was für uns weniger Fahrerei bedeutet, später aber noch eine besondere Rolle spielen soll. Im Gespräch mit unserem Kontaktmann erfahren wir, dass sich der Zoll erst am nächsten Tag um die Perla Negra kümmern wird und erst danach kommt der Veterinär zur Inspektion; wir ziehen also (fast) unverrichteter Dinge wieder ab und hoffen auf den nächsten Tag.

In der Zwischenzeit haben wir Zeit und Muße die Stadt zu erkunden. Eine Stadt, die noch keine 200 Jahre alt ist und die in den vergangenen 20 Jahren durch den Bergbau einen Boom erlebte.

Perth

Der ist jedoch in den vergangenen Jahren wieder abgeflaut, was einerseits an den vielen neuen Häusern und vor allem Bürohochhäusern, aber auch an den Leerständen zu sehen ist. Trotzdem pulsiert die Stadt, in der viele Menschen unterschiedlichster Herkunft auf den Straßen zu sehen sind, die auch voll zu sein scheint mit Touristen aus aller Welt – sogar deutsche Laute waren auch zu hören, so wurden wir zum Beispiel in Jamie’s Italian von einem Niederländer bedient und ein Weinbauer im Swan Valley erzählte uns, er hätte gerade zwei deutsche Studenten zum Schneiden der Weinstöcke bei sich.

Doch der Reihe nach.

Die Altstadt von Perth, das eigentliche Zentrum, gibt es nur noch als Fassaden, hinter denen neue Gebäude aufragen. Banken, Kaufhäuser, Bürohäuser, ein Bild, wie wir es aus USA kennen, wo man nicht sehr zaghaft mit historischen Gebäuden umgeht.

Zentrum von Perth

Wir spazieren durch die Stadt, laufen zum Elizabeth Quay an den Swan River und steigen auf den Hügel zum Kriegerdenkmal und dem Botanischen Garten im Kings Park hinauf.

Kings Park- Kriegerdenkmal

Wir setzen uns auch in den Zug und fahren in etwa einer halben Stunde hinaus nach Fremantle, der Hafenstadt am Meer. Auf dem Weg vom Bahnhof in die Stadt empfängt sie uns mit dem Charme einer alten, doch recht gepflegten Westernstadt. Es ist hier Winter, weshalb wir mit ein paar wenigen Touristen und vor allem den Einheimischen unterwegs sind.

Fremantle, am Cappuccino Strip

Doch in dieser Stadt gibt es einen Platz, wo freiwillig nur die Touris hingehen – nämlich in das alte Gefängnis, für das sich die Stadt so ins Zeug gelegt hat, dass es in das UNESCO Welterbe aufgenommen wurde. Bei der Gelegenheit wird uns beiden klar, dass das Land viel mit Strafgefangenen aus dem Vereinigten Königreich, besonders im 19. Jahrhundert zu tun hat und viele, wenn nicht die meisten dieser ‚Australian Convict Sites‘ in den Katalog der UNESCO eingegangen sind.

Fremantle Prison

Wir lassen uns also auf diesen Platz des harten Strafvollzugs aus dem letzten Jahrhundert, dem menschlicher Tragödien, und auch dem der Rache mehr als der sozialen Rehabilitation ein. Wenn man bedenkt, dass das Gefängnis 2,5 mal so groß wie Alcatrace in San Francisco ist und von 1859 bis 1991 ohne grundlegende Neuerungen in Betrieb war, dann erhärtet sich der beschriebene Eindruck. Wir werden durch drei von fünf Zellentrakte geführt und sehen im Vergleich der Zellen über die Zeit, wie wenig sich schon aus baulicher Sicht an Modernisierung einrichten ließ.

Vollzugstrakt, Division 2

Die Strafvollzugshöfe und am Ende die Todeszelle jagten uns den ein oder anderen Schauer über den Rücken.

Den konnten wir dann an einem sonnigen Platz auf dem ‚Cappuccino Strip‘ bei Kaffee und einem schmackhaften 2. Frühstück wieder etwas in den Hintergrund drängen.

 

Ein weiteres Highlight war der Kings Park an der Nordseite des Swan Rivers in Perth. Dort stehen gerade die Wildblumen in allen Farben in voller Blüte.

Wildblumenwiese

In der Zwischenzeit telefoniere ich immer wieder mit unserem Zollagenten von der Spedition. Er berichtet, dass nun das Motorrad die Zollabfertigung hinter sich hätte und als nächstes dem Officer von der Quarantäne, einem Veterinär Inspector, vorgestellt werden muss. Soweit alles klar, meine ich, doch wann wird das sein. Dafür gäbe es noch keinen genauen Termin, er würde aber spätestens morgen stattfinden. Es ist also Geduld angesagt. Das Motorrad werden wir in dieser Woche wohl nicht mehr bekommen.

 

In der Zwischenzeit machen wir uns mit dem Auto in die Umgebung auf und erkunden zuerst das Swan Valley, ein direkt hinter der Stadt gelegenes Weinbaugebiet und besuchen den ein oder anderen Winzer.

Weinfelder im Swan Valley

Natürlich erstehen wir ein paar Flaschen der guten Tropfen, denn die Abende sind lang und wir werden wohl noch über das Wochenende hier bleiben.

Die Gewissheit darüber bringt dann ein Telefonat am Freitag, in dem mir mein Kontaktmann eröffnet, dass er wohl nach Ankunft des Schiffes einen Formfehler begangen hätte, indem er unser Moped gleich in die Stadt bringen ließ, so sagte ihm heute der Vet Officer. Es hätte vielmehr im Hafen bleiben müssen, weshalb der Freitagnachmittag mit ‚Aufräumarbeiten‘ vertan war – ohne Ergebnis für uns.

Geduld beginnt einen Namen anzunehmen: Perth

Immer in der Stadt zu bleiben, ist auch keine Alternative, so fahren wir in den Yanchep National Park und sehen uns dort die Koalas an, die hier gehalten werden, obwohl sie keine ursprünglichen Einwohner Westaustraliens sind. Trotzdem sind wir neugierig auf sie.
Bei der Gelegenheit laufen uns auch noch die ersten Kängurus über den Weg, was uns gedanklich nun auch immer näher in das Land bringt.

Koalas und

Kängurus

Und weil wir schon mal unterwegs sind, geben wir uns auch noch die Fahrt zu den Pinnacles im Nambung National Park. 220 km fahren wir dafür nach Norden, aber weil wir recht spät am Nachmittag dort erst ankommen und einen schönen weiß-blau, bayerischen Himmel vorfinden, hat es sich schon wegen der schönen Bilder gelohnt.

Pinnacles

Nun warten wir auf den Wochenanfang und hoffen, soviel Dampf wie möglich in die Abfertigung unserer Perla Negra II blasen zu könne, dass wir wenigstens Mitte der nächsten Woche los können.

Und wie das alles ausgeht oder besser richtig strartet, gibt es von unterwegs zu lesen.

 

 

3 Antworten auf „Angekommen in Down Under – seither hat Geduld einen Namen – Perth“

  1. Hallo Paul und Kathy,

    viele Grüße aus Thüringen senden Harald und Konstanze. Die ersten Tage in Australien lassen sich ja schon gut an. Wenn das so weitergeht, wird es bestimmt eine sehr interessante Reise werden. Wir freuen uns schon auf die nächsten Artikel hier im Blog.

  2. Liebe Kathi und Paul,
    Ohne Moped und trotzdem sehr interessante Infos und schöne Bilder. Schön, dass Ihr gut angekommen seid. Wir wünschen Euch auf Eurem Ritt rundum Australien alles alles Gute.
    Klasse, dass wir aufgrund der professionellen Reiseberichte so mit teilhaben können an Eurem einmaligen Vorhaben!
    Bin schon gespannt auf die nächsten Berichte.
    Viele Grüsse
    Wolfgang und Marita

  3. Super, eure Berichte über Perth, liebe Kathy und lieber Paul. Wir haben Perth ja nur im strömenden Regen erlebt im letzten Februar (Hochsommer! ), und da hat man uns erzählt, dass dies der nasseste Sommer seit Menschengedenken gewesen sei. Ja, der Klimawandel!!!!

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