Australien, einmal ganz anders

Kilometersand: 18.653

Wir verlassen das ‚Rote Zentrum‘ wieder auf demselben Weg, wie wir gekommen sind und nehmen zuerst den Lasseter Highway nach Osten. Am selben Tag als wir Yulara verlassen zieht ein riesiges Tiefdruckgebiet von Südwesten herauf und bringt schwarze Wolken voller Regen mit. Zuerst haben wir sie nur im Rücken und kommen ungeschoren davon, da wir schneller sind, als sie.  

Doch als wir auf den Stuart Highway nach Süden einbiegen, kommen die dunklen Wolken von rechts und immer schneller immer näher. Kurz vor Coober Pedy rollt vom Westen herkommend, in etwa 10 km Entfernung, eine schwarze, sehr bedrohliche Wolkenwand, mit viel Regen und wie wir aus der Entfernung sehen können, auch Blitzen drin, unaufhörlich auf uns. Das Navi zeigt den Straßenverlauf so an, dass ich hoffen kann, noch daran vorbei zu kommen. Es dauert etwa eine Stunde, bis wir uns sicher sein können, am Unwetter vorbei zu sein – erst jetzt finden wir den Mut anzuhalten und ein paar Fotos zu schießen, denn spektakulär ist es schon, neben einer aufziehenden Unwetterwand herzufahren. Doch wir haben riesiges Glück, am Ende bleiben wir vollkommen ungeschoren und kommen trocken davon.

Da zieht ein fürchterliches Unwetter über das Outback
Wir sind nochmal davon gekommen

Über Nacht regnet es recht heftig, doch die verbringen wir, wie schon auf der Hinfahrt, in Coober Pedy unter Tage. So starten wir bei immer noch recht kühlem Wetter nach Port Augusta, wo gerade die Jakarandabäume ihre wunderschöne Blütenpracht entfalten, eine Akazienart der südlichen Hemisphäre.

Jakaranda in voller Blüte

Bei Northtern Motorcycles Port Augusta habe ich telefonisch den dritten Hinterreifen bestellt und lasse ihn auch gleich aufziehen – der Vorderreifen ist nach gut 18.000 km immer noch sehr gut, der bleibt drauf, bis zum Ende der Reise. Ich komme außer der Reihe sofort dran, und bin nach einer knappen Stunde wieder auf der Straße. Ich kann nur sagen, hervorragende Bedienung und bester Service. Vielen Dank dafür.

Northern Motorcycles – wieder mal Service vom Feinsten
Die Perla Negra II mit neuem Schuh

Von hier aus wollen wir die Flinders Ranges, ein Mittelgebirge, etwa 250 km nordöstlich von Port Augusta gelegen, besuchen. Wir fahren zum Wilpena Pound und quartieren uns dort für ein paar Tage ein. Der Wilpena Pound ist eine von höheren Bergen umgebene Hochebene, rundum geschlossen mit nur einem schmalen Zugang von Osten. Durch den ein Bach fließt. Die gesamte Formation ist ein Nationalpark, der im Besitz von zwei indigenen Stämmen ist. Seit ein paar Jahren gehört ihnen nicht nur der Park, sondern auch alle darin befindlichen Unterkünfte des Resorts.

Auf dem Weg in die Flinders Ranges
Wilpena Pound

Schon auf der Fahrt hierher, sagen uns die Leute, wir sollten ganz besonders auf Kängurus und Emus aufpassen, denn eine Kollision sei gefährlich und aufgrund der Dichte der Tiere in dieser Region leicht möglich. Nun, schon seit wir in Perth losfuhren haben uns die Leute immer sehr eindringlich auf die Gefahr einer Kollision mit Kängurus und Emus hingewiesen – bisher hatten wir zum Glück keine Begegnungen, die uns in Schwierigkeiten gebracht hätten – doch hier, das sehen wir bald mit eigenen Augen, hat es seine besondere Berechtigung. Je näher wir unserem Ziel kommen sehen wir Emus mit einer ganzen Schar Junger ganz nahe der Straße nach Essbarem suchen. Dann plötzlich springt ein Känguru im Straßengraben auf und hüpft mit eleganten, federnden Bewegungen davon. Wir sind also gewarnt und nehmen das Tempo zurück, bis wir das Ressort erreichen, in dem wir ein paar Tage verbringen wollen.

Die Gegend eignet sich für Wanderungen ebenso, wie für eine Fahrt mit dem 4WD in die Wildnis. Wir wollen beides ausprobieren und machen uns zuerst zu Fuß auf den Weg, um die nähere Umgebung zu erkunden. Der gut ausgeschilderte Weg führt uns als erstes auf einen Aussichtsberg, von dem man in die Schüssel, des von einem Bergring umgebenen ‚Pound‘ schauen kann. Wir laufen durch einen lichten Wald von riesigen ‚Gum Trees‘, das sind verschiedene Arten von Eukalyptus Bäumen. Sie wachsen hier sehr hoch und bilden dicke, zum Teil recht bizarre Stämme mit einer ausladenden Krone.

Bizarre Baumriesen – Gum Trees, wie sie hier heißen
Mächtige Eukalyptusbäume
Sogar nur noch als Hülle, einen Blick wert

Wir wandern vorbei an Nistkästen, die von einem Bienenvolk in Beschlag genommen wurden

Bienen waren schneller, als die eigentlich Bedachten

und an einer Felsplatte, die jeden Moment abzurutschen scheint, doch die gibt es schon sehr lange an der Stelle. Sie wird ‚Sliding Rock‘ genannt, doch bewegt hat sie sich seit über hundert Jahren noch keinen Millimeter. Oben angekommen genießen wir die kühlende Brise und den wunderbaren Ausblick in den „Topf“.

Panorama des Wilpena Pound

Hinter uns liegt der einzige Zugang zu dem Hochtal, durch den wir aufgestiegen sind

Der schmale Einschnitt, einziger Durchgang in die Hochebene

Der Rückweg bringt uns mit der Tierwelt in Kontakt. Zuerst sieht uns eine kleine Echse – man nennt sie allgemein Lizzard – aus ihrem Versteck ganz neugierig entgegen und bleibt für ein Portrait regungslos, bis sie dann doch im Gestrüpp verschwindet.

Der kleine, neugierrige Lizzard

Kaum ein paar Schritte weiter läuft uns ganz gemächlich schreitend ein ‚Blue-tongued Skink‘ – wir kennen den als Tannenzapfenechse – über den Weg. Er scheint keine Angst vor uns zu haben, denn seine blaue Zunge sehen wir nur, wenn er auf dem Weg Witterung aufnimmt. Das weit aufgerissene Maul als Drohgebärde sehen wir dieses Mal nicht.

Blue-tongued Skink – Tannenzapfenskink

Schon auf dem Weg entlang des kleinen Baches, nur noch ein paar Minuten von unserer Basis entfernt begegnet uns ein Emu-Papa mit seinen vier Jungen. Sie kommen uns auf dem Weg entgegen ohne auch nur Anzeichen von Flucht oder Panik zu zeigen. Wir gehen in Deckung und zücken unsere Kameras.

Emu-Daddy führt seine Jungschar – er sorgt ganz alleine für die Jungen

Für den Ausflug in die weitere Umgebung lassen wir uns von Jimmy, einem indigenen Parkranger, in einem 4WD auf zum Teil recht unwegsamen Pfaden durch die Flinders Ranges fahren. Wir lernen viel über die Natur und den Umgang mit ihr, sehen bei der Gelegenheit auch das sehr seltene Gelbfuß-Känguru, das wie bei uns die Gemsen in steilen, felsigen Hängen lebt.

Gelbfußkänguru – die Gemse unter den Kängurus

Sie bleiben nicht die einzigen Tiere, die wir vor die Linse bekommen, da sind noch, der schwarzweiße Magpie, ein Hansdampf in allen Gassen und gar nicht scheu,

Magpie – Hansdampf in allen Gassen

ein Euro, das ist ein Känguru mit langem Fell, zwischen den Bäumen, das uns neugierig, aber auch vorsichtig beäugt,

Euro – das Känguru mit dem langen Fell

und ein großer Sittich in einer Baumkrone über uns.

Bunter Vogel 😉

Ganz zum Schluss unserer Ausfahrt

Flinders Ranges – ein Königreich für ein ‚dirt bike‘

bringt uns Jimmy an einen Grasbaum, der wegen seiner Größe und seiner Form eine Besonderheit in der Gegend ist. Er wächst sehr langsam, etwa 1 cm in einem Jahr, und ist daher ein sehr alter Vertreter seiner Art (ca. 200 bis 300 Jahre).

Grasbaum

Noch bevor wir fahren, besucht uns eine Tannenzapfenechse vor unserer Tür und inspiziert unser Motorrad.

Inspektion

Doch auch er will offenbar nur seine Neugierde befriedigen und macht sich dann wieder auf den Weg in den naheliegenden Wald, von dem wir uns auch verabschieden, in der Erkenntnis noch eine ganz andere Seite von Australien gesehen zu haben.

 

Demnächst fahren wir wieder nach Westen unter anderem über die längste Gerade in Australien – es bleibt spannend.

 

 

 

2 Antworten auf „Australien, einmal ganz anders“

  1. Das Foto vom Grasbaum ist der Hammer!

    Ich denke, ihr braucht noch Monate um diese Wahnsinnseindrücke alle zu verdauen.

  2. Hallo Kathy & Paul

    ihr seid ja schon in Claire‘s Rufweite! Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Weiterhin noch viel Spaß und gute Fahrt auf den neuen Schlappen.
    Servus
    Peter & Edith

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