Spaniens  Süden – mitten im bayrischen Winter

30. März. – 20. April 2022

2022 scheint das ‚Jahr 1‘ nach der Pandemie zu werden und obwohl noch nicht wirklich klar ist, wie sich die Seuche weiter entwickeln wird, konkretisieren sich die Pläne für größere ‚Ausflüge‘ immer mehr.

Koni, ein Motorradfreund, plant, seine neue R 1250 GS ADV mit dem LKW nach Malaga bringen zu lassen, um den Frühling möglichst schon früh im Jahr genießen zu können. Keine schlechte Idee, denke ich und schließe mich den Vorbereitungen an. Heini will auch dem Winter entfliehen und ist von der Idee, auf Achse von Andalusien nach Hause zu fahren begeistert, er ist der Dritte im Bunde.

Heini, Koni mit alteiesenaufreisen
Heini, Koni mit alteisenaufreisen

Der Plan ist, bereits Anfang April auf dem Moped zu sitzen und laue Frühlingstemperaturen auf perfekten Kurven zu genießen.

Nach längerer Recherche wird Koni bei Gayer Motorradtransporte (https://www.gayer-motorradtransporte.net/) fündig. Unsere Mopeds fahren im LKW – bestens geschützt – in drei Tagen durch Frankreich und über die Pyrenäen nach Malaga, wir nehmen den Flieger.

Doch vor der Reise nach Süden müssen sie erst mal nach Vaihingen gebracht werden und um die Sehnsucht noch mehr anzuheizen, hätte sich Petrus keinen besseren Tag aussuchen können. Im Schneetreiben fahren wir unsere guten Stücke erst mal an die Enz.

Raus aus der Kälte…
…ab in die Sonne

Auf einem großen Parkplatz am Meer, in der Nähe von Malaga übernehmen wir unsere Maschinen und starten unser Andalusien Abenteuer.

In Adalusien angekommen
In Andalusien angekommen

Noch vor einer Woche regnete es hier in Strömen, doch für uns hat sich die Sonne in Schale geschmissen und die schönsten Strahlen ausgepackt – so wird es in den nächsten drei Wochen auch bleiben.

Bevor wir auf die erste richtige Erkundungsfahrt gehen können, müssen wir uns durch den ungewohnt hektischen Stadtverkehr von Malaga schlagen – eine echte Herausforderung, besonders aber für jeden, der Stadtverkehr mit dem Moped nicht so gerne mag.

Doch haben wir uns aber erst mal durch das innerstädtische Gewimmel durchgewurstelt, geht es auf der Nordostseite der Stadt steil und in Serpentinen hinauf in die Montes de Malaga, wo wir von einem wunderbaren Mirador einen wunderschönen Ausblick über die Stadt und die Costa del Sol genießen können.

Blick über Malaga

Unseren nächsten Halt legen wir im El Torcal (Parque El Torcal de Antequera), einem bizarren Bergstock auf dem Weg nach Antequera ein. 

El Torcal

Nach einer Kaffeepause in Antequera führt uns die Route nach Westen an den Rio Guadalhorce, dem Fluss, der zwei Besonderheiten für uns hat. Zum einen frisst sich der Fluss durch eine enge Schlucht nach Norden, um in einen Stausee überzugehen. An der Ostseite führt der Caminito del Rey (https://de.wikipedia.org/wiki/Caminito_del_Rey) in schwindelerregender Höhe durch die Schlucht.

Camenito del Rey

Die zweite Sehenswürdigkeit spricht mehr den Techniker an. Mitten im Fluss steht ein Pumpkraftwerk, das in der Nacht das Wasser in den Stausee Presa de Villaverde etwa 200 m nach oben pumpt, um tagsüber die Spitzenlast mit den Hochdruckturbinen auszugleichen.

Vom Mirador neben dem oberen Stausee genießen wir einem wunderbaren Blick über die Landschaft.

Entlang des Arroyo de Las Canas und des Guadalhorce führt unsere Route wieder zurück nach Torremolinos, wo wir für ein paar Tage unser Quartier aufgeschlagen haben.

Von hier aus erkunden wir das Hinterland und starten unsere Andalusien-Rundreise. Sie führt uns nach Cañete la Real und Sentenil de las Bodegas

Sentenil de las Bodegas

und weiter nach – wie könnte es anders sein – nach Ronda. Trotz der immer noch recht strikten Corona-Maßnahmen tummeln sich hier schon wieder viele Menschen, meist jedoch sind es Spanier, die es offensichtlich genießen, die Stadt ohne die vielen Touristen für sich zu haben.

Wir sind Anfang April unterwegs und können uns über Sonnenschein und reichlich wärmende Sonne freuen; in Anbetracht der Tatsache, dass es noch vor einer Woche hier infernalisch geregnet hat, sind wir froh nicht zu früh aufgebrochen zu sein.

Weiter geht unsere Fahrt nach Westen. Wir steuern den Parque Natural de Grazalema an und fahren von Zahara aus über eine oft in Werbespots bemühte Passstraße zum Taubenpass (Puerto de las Palomas, 1357 m N.N.)

nach Grazalema. Zahara und Grazalema gehören zu den berühmten andalusischen, weißen Dörfern. Sie sehen aus, wie in die Landschaft gemalt.

Grazalema

In Arcos de la Frontera

Arcos de la frontera

reservieren wir im Hotel Convento (https://www.hotelelconvento.es/de/), wir finden, es ist ein wunderschönes Quartier, von dessen Balkon wir einen grandiosen Ausblick in die Umgebung haben, denn es liegt direkt am Rand der Altstadt und damit quasi am Abgrund.

Die Gassen sind so eng, dass wir keine Angst um unser Motorrad haben müssen, auch wenn sie vor der Hoteltüre auf der Gasse parken, es macht erhebliche Mühe zu rangieren, doch die Unterkunft ist alle Mühen wert.

Zugleich stellen wir fest, dass in der gesamten Altstadt Tribünen und Absperrungen mit rotem Samt aufgestellt sind – ein untrüglicher Hinweis dafür, dass auf den Straßen Umzüge zur Semana Santa stattfinden. Doch erst in Jerez werden wir Gelegenheit haben einen dieser Umzüge mitzuerleben. 

Jerez de la Frontera, die Hauptstadt des Cherry und der guten, andalusischen Weine ist unser nächstes Ziel. Und hier tauchen wir zum ersten Mal mitten in die Feierlichkeiten zur Semana Santa, der ‚Heiligen Woche‘ wie die Karwoche in Spanien heißt, ein.

Ein Bruder einer ‚Cofridia‘ umringt von Trägern
Das etwa eine Tonne schwere Standbild tragen mehr als 20 Männer – sie sind unten drin

Am späten Nachmittag versammeln sich die Leute aus der Stadt entlang der Straßen, die der Umzug nehmen wird. Von den „Cofridias“, das sind in Vereinen organisierte Bruderschaften, werden Altäre mit lebensgroßen Figuren durch die Stadt getragen, begleitet mit Musik der oder anderen örtlichen Blaskapelle. Die auf den Altären dargestellten Szenen sollen die Passion Christi darstellen und so hat das Ganze für mich den Charakter zwischen der Ausübung ernsthafter Volksreligion und gesellschaftlicher Pflichtübung mit Anflügen eines Volksfestes. Aber auch als Außenstehender kann man die Inbrunst der Leute spüren, für mich als Mitteleuropäer fühlt sich das sehr spektakulär aber auch ein wenig mittelalterlich an.

Bald sind wir an der Westküste und treten den spektakulären Heimweg an – einfach dranbleiben