Von Tarifa quer durch Spanien und Frankreich zurück

30. März. – 20. April 2022

Von hier aus nimmt Koni seinen Weg nach Portugal unter die Räder und Heini und ich machen uns auf nach Cádiz, der Stadt von wo aus sich Columbus aufgemacht hat den Weg nach Indien zu finden indem er gleich nach Westen steuerte.

Die Stadt ist zwar voll mit Touristen doch haben wir Mühe am Hafen einen Cafe con leche zu bekommen. Nachdem wir unseren Kaffee dann doch schlürfen konnten geht es für uns weiter an der Küste entlang, über Vejer de la Frontera bis nach Tarifa, dem europäischen Hotspot der Surfer, vor allem der Kite-Surfer

Kite Surfer in Tarifa

und, nicht zu vergessen, einem Ort, der bekannt ist für frischen Fische auf dem Tisch.

Selbstverständlich darf, wenn wir schon mal da sind, auch ein Besuch auf Gibraltar nicht fehlen.

Wir nehmen uns vor, heute den Affen auf dem Felsen ganz oben einen Besuch abzustatten und so fahren wir nach einfachen Grenzformalien – Motorradfahrer dürfen an allen Wartenden vorbei direkt zur Schranke fahren und werden dort meist höflich durchgewunken, so auch wir – gleich mal in die Altstadt, von wo die enge Straße den Berg hinaufführt.

Gibraltar mit der berühmten Landebahn kurz vor der Grenze zu Spanien (in Hintergrund)

Etwa auf halber Höhe stellt sich uns ein Park-Ranger in den Weg und lässt uns nicht mehr weiterfahren. Freundlich aber bestimmt weist er uns einem ‚Authorized Guide‘ zu, der in seinem Kleinbus noch zwei Plätze für uns frei hat und sie uns natürlich für einen halbwegs akzeptablen Preis anbietet.

Wir parken unsere Motorräder und steigen zu vier chinesischen Touristen in den Bus, mit dem uns unser Guide auf sehr schmaler Straße erst mal auf die Spitze des Felsens bring. Vom Parkplatz laufen wir an ein paar eher teilnahmslos dasitzenden Affen vorbei zum ‚Skywalk Gibraltar‘, einer gläsernen Kragplatte, auf der man über dem mehrere hundert Meter tiefen Abgrund steht und direkten Blick nach unten und in alle Richtungen hat.

Eigentlich ist das hier der unerwartete Höhepunkt auf der Spitze des Felsens, viel mehr als die eher durch den Touristenstrom abgestumpften Berberaffen. Für sie wurde hier alles bestens eingerichtet.

Sie verfügen über ein Swimming Pool, eine Futterstelle, einen Spielplatz und Unterkünfte für die Nacht. Wir brauchen uns also keine Sorgen um ihr Wohl zu machen.

Weiter geht es zur Saint Michael’s Cave, einer Tropfsteinhöhle von beträchtlichem Ausmaß. Sie ist so riesig, dass ein Konzertsaal mit vorzüglicher Akustik eingerichtet wurde, wie man uns versichert.

St. Michael’s Cave – eine riesige Tropfsteinhöhle mit Konzertsaal

Abschließend besuchen wir noch die Wehranlagen, die von den Engländern in den Felsen getrieben wurden, um sich gegen die Spanier zu wehren. Und tatsächlich konnte der Felsen nicht mehr zurückerobert werden.

Europa Point – der südlichste Punkt der Halbinsel Gibraltar

Auf unserem Weg nach Fuengirola meiden wir die Küstenstraße und schlagen uns ins andalusische Hinterland. Malerische Dörfer und kleine Ansiedlungen sind an unserem Weg, der sich schnell in eine ungeteerte Fahrbahn mit Furten durch kleine Bäche und ruppige Spuren übergeht. Die Regenfälle der vergangenen Woche haben ihre Arbeit geleistet und so kommen wir an ausgeschwemmten Bachläufen vorbei, passieren Wege, auf denen angeschwemmte Baumstämme, Brocken und Steine beliebiger Größe liegen – es ist wirklich abenteuerlich! Zu guter Letzt stehen wir vor einem Bach, etwa 30 m breit, über den keine Brücke führt.

Die Furt ist zum Glück betoniert, doch der Bach ist an der Stelle gut 30 cm tief, das Wasser saust mit gehöriger Geschwindigkeit heran und auf dem Weg durch die Fluten liegen natürlich auch kopfgroße Kiesel. Heini wagt sich als erster in die Fluten und quert den Bach ohne Probleme, was mich natürlich anspornt, es ihm gleich zu tun. Tatsächlich erreiche auch ich das andere Ufer ohne Unfall und so ist ein weiteres Abendteuer bestanden.

Von Fuengirola aus machen wir uns auf den Weg zurück nach Bayern. Unser nächstes Ziel ist Cordoba. Wieder haben wir uns ein Hotel in der Stadtmitte gesucht, denn zu den Sehenswürdigkeiten soll es nicht zu weit zu laufen sein. Natürlich ist die Stadt wegen der Karwoche ebenfalls voller Touristen und besonders die Hauptattraktion, die Mezquita-Catedral de Cordoba sehen wir uns mit sehr vielen Leuten an.

Cordoba am Guadalquivir, dahinter die Mezquita – Dom in einer Moschee
Mezquita – ein Kleinod maurischer Architektur …
…und mitten hineingesetzt der Dom

Trotzdem ist sie sehr beeindruckend und zeigt, dass Bauwerke keine Religion haben, sie werden von den jeweiligen Angehörigen der Mehrheitsreligion nach ihren Überzeugungen genutzt und so finden wir einen katholischen Dom in die von den Moslems gebaute Moschee eingestülpt – sehr beeindruckend!

Südlich an Madrid vorbei führt uns die Route weiter nach Cuenca. Die Stadt liegt malerisch an einem Hügel, hat aber für uns erst mal keine Besonderheiten zu bieten.  Vielmehr fahren wir gleich am nächsten Tag weiter nach Pamplona, wo wir in der Altstadt mit den Einheimischen den Ostern feiern. Die ganze Stadt ist auf den Füßen und genießt das schöne Wetter zusammen mit einem Glas ‚tinto‘ und ‚brochetas, albóndigas, mejillones‘, also Tapas aller Art und wir mitten drin.

Unsere nächste Etappe führt uns ins Lot, nach Cahors. Für mich beginnt heute eine kleine Leidenszeit, am Abend fühle ich mich hundeelend und gehe ohne zu Abend zu essen ins Bett. Ein vorsorglicher Corona Test ist ’negativ‘ – trotzdem fühle ich mich wie gerädert.

Am nächsten Morgen fühle ich mich gut genug, um wieder auf das Motorrad zu steigen. Wir wollen nach Thiers, der Messerstadt Frankreichs. Doch auf dem Weg dorthin liegt Souillac, der Ort an dem nach meiner Überzeugung die beste ‚Vieille Prune‘ gebrannt wird, nämlich in der Destillerie Louis Roque (http://www.lavieilleprune.com/).

Souillac

Natürlich nehmen wir uns ein paar ‚Mitbringsel‘ mit – man glaubt ja nicht, was in einem Motorradkoffer alles Platz hat.

Vorbei am Puy-de-Dôme, dem berühmten erloschenen Vulkan in der Auvergne und mitten durch Clermont-Ferrand, der Heimat von Michelin fahren wir nach Thiers. Schon am Ortseingang riecht es, wie in einer mechanischen Fertigung eines Automobilherstellers; Metallstaub, Bohrmilch und andere typische Materialien bilden das Odeur des Ortes.

Heini meint, es wäre ihm lieber, wenn ich mich nochmals auf Covid testen würde und packt einen Test aus, den er mir auf einem Parkplatz im Ort reicht.

Test auf dem Parkplatz in Thiers

Was soll ich sagen – der Test ist >positiv< !!!

>> P O S I T I V <<

Der Plan für die nächsten Tage, nämlich durch die Schweiz nach Hause zu fahren ist hiermit geplatzt!

Wir bleiben die Nacht in Thiers und nehmen die 1000 km bis nach Hause am nächsten Tag unter die Räder – alle vier Stunden ein Asperin +C und Heini’s Begleitung – vielen Dank dafür – helfen mir nach 11 Stunden gut zu Hause anzukommen.