Im Land der Macs und Lochs, des Whisky und Single-Lane-Roads

Teil 1

9. bis 30. Mai

Schottland – seit Langem ein Traumziel für mich, besonders vor dem Hintergrund meiner bisher zwölf Besuche von Irland. Die Verwandtschaft der Kelten zu erleben, sie in der Natur zu spüren und in den Pubs zu probieren war immer ein Wunsch, der sich bisher nicht erfüllt hatte.

Da kommt Manfred, ein ausgefuchster Fotograf, ins Spiel, der mir eines Tages erzählt, er würde gerne zum Fotografieren nach Schottland fahren, dass er dabei aber nicht alleine unterwegs sein möchte, denn aus seiner Familie würde niemand unter dem Vorzeichen ‚Fotoreise‘ mitmachen. 

Fotoreise – da kann ich mir gut vorstellen mitzumachen, wenn dabei auch die Perla Negra II zu Hause in der Garage bleiben muss.
Doch andererseits stellt mir Manfred für den Blog etliche seiner schönen Fotos zur Verfügugung, dafür herzlichen Dank.

Es dauert nur ein Telefonat und wir sind mitten in der Planung – der Vorlauf bis zur Abreise läuft und dauert etwa ein dreiviertel Jahr. Route planen, Fähre buchen und auf die richtige Jahreszeit warten.

Erfahrene Schottlandreisende raten, entweder im Mai oder im September zu reisen; ähnlich wie in Irland sind das die beiden Monate mit der größten Chance neben Regen und Nebel auch einige sonnige Tage zu bekommen.

Und weil das in diesem Blog die erste Autoreise ist, will ich unser Gefährt kurz vorstellen. Es ist ein BMW X2 2,5 d Xdrive mit M Paket. Das ist wichtig, denn darin sind die guten Sportsitze enthalten, in denen man stundenlang bequem sitzen und mit gutem Seitenhalt fahren kann. Der Kofferraum ist für  zwei Personen ausreichend, besonders  wenn auch noch die umfangreiche Fotoausrüstung und Manfreds Drohne mitkommen sollen.

Unsere Reisemaschine BMW X2

So machen wir uns in den ersten Tagen des späten Frühlings und herannahenden Sommers auf den Weg. Unser erstes Ziel ist Amsterdam,

Wir überqueren die Maas

von wo uns die Fähre über Nacht nach Newcastle upon Thyne bringen wird.

Der ‚Immigration Officer‘ im Hafen begrüßt uns mit den Worten: „Ihr seid wohl Mesi-Fans.“ Unsere verdutzten Gesichter genießt er mit einem breiten Grinsen und deutet auf unser Nummernschild: ‚M ES 1…‘!!!, was für ihn die verschlüsselte Fan-Erklärung darstellt. Jetzt können wir mitlachen und bewundern seine Assoziationsfähigkeit. Am Ende war das auch schon die ganze Einreiseprozedur.

Unser erstes Ziel ist die englisch-schottische Grenze, die wir auf dem Bergrücken des Kielderhead National Nature Reserve überqueren. Ein großer Fels mit der Aufschrift ‚Scotland‘, die schottische Fahne und ein Dudelsackpfeifer empfangen uns auf der windigen Anhöhe.

Jetzt sind wir in Schottland

Schon in der nächsten kleinen Stadt, in Jedburgh, werden wir mit der Hülle der alten Kathedrale auf all die alten Mauern in diesem Land vorbereitet – und auch der Bankomat rückt anstandslos ein paar Pfund raus, so dass wir nun tatsächlich angekommen sind.

Jedburgh Abbey

Ein kleiner Umweg bringt uns nach Dunbar, einem Fischerort an der Nordsee und zugleich Geburtsort von John Muir, auf dessen Initiative die Gründung des ersten amerikanischen Nationalparks, dem Yosemite National Park in Kalifornien, im Jahr 1906 zurück geht.

Wir stromern durch den Hafen und wundern uns wie die Fischer bei rauer See durch die enge Einfahrt manövrieren.

Hafen von Dunbar – eine wirklich enge Einfahrt
photo shooting

Etwa 45 km weiter westlich liegt Edinburgh, unser nächstes Ziel. Wir mieten uns für ein paar Tage ein und gehen auf Fotosafari durch die Stadt und auf die Burg.

Edinburgh
Edinburgh Castle
Ross Fountain

Beim Besuch der Burg werden wir Zeuge eines alten, aber immer noch sehr regelmäßigen Brauchs. Seit 1861 wird auf der Burg jeden Tag, außer sonntags, die ‚One O’Clock Gun‚ abgefeuert. Eine Übung, die zur Synchronisation der Uhren der im Hafen liegenden Schiffe diente, heute, in Zeiten von GPS und Atomuhren, nur noch als Touristenattraktion weitergeführt wird.

One O’Clock Gun
Soldaten-Hundefriedhof auf der Burg

Viele interessante Museen, Galerien, Pubs und Restaurants bleiben hier unerwähnt, denn diese Stadt hat für jeden Geschmack etwas anzubieten. Sie ist ein Schatzkästlein, das jeder Besucher für sich öffnen und entdecken soll.

Nur eins noch als abschließende Bemerkung: wer mit dem Auto kommt, kann nicht damit rechnen im Zentrum einen Parkplatz zu finden, es sei denn das Hotel stellt einen zur Verfügung. Parken in der Innenstadt ist schlicht nicht möglich, man muss sein Gefährt an einer Einfallstraße parken und mit Hilfe einer Edinburgh-App den Parkplatz buchen und die Parkzeit abrechnen. Der Rest ist Fußmarsch!

Auf unserem Weg nach Stirling kommen wir an zwei Wunderwerken schottischer Ingenieurskunst vorbei. Das erste sind die drei benachbarten Brücken über den Firth of Forth. Da ist zuerst die Eisenbahnbrücke – rote Eisenkonstruktion auf Stützen aus Steinen gebaut -, die alte Straßenbrücke – grau und unscheinbar – und die neue Straßenbrücke – ein echter Hingucker.

Die drei Brücken über den Firth of Forth
und das ist Manfreds Blick aus der Drohne

Manfred lässt zum ersten Mal seine Drohne steigen und bekommt wunderbare Bilder, die er mir dankenswerterweise zur Verfügung stellt.

Die zweite Sensation auf unserem Weg finden wir in Falkirk mit dem ‚Falkirk Wheel‘. Dabei handelt es sich um ein rotierendes Schiffshebewerk, das Boote aus dem Forth und Clyde Canal in den Union Canal um 33,5 m hochhebt, wo sie nach gut 200 m in einem Tunnel verschwinden – einfach witzig, die Schotten.

Falkirk Wheel
Es bringt drehend ein Schiff nach oben

Auf ein weiteres Highlight werde ich von meinem irischen Freund Paul, einem passionierten Golfspieler, hingewiesen. Er verrät uns, wo es das ‚Award winning‘ und damit das beste Fish & Chips Restaurant Schottlands gibt. Es befindet sich am Hafen von Anstruther und heißt ‚Anstruther Fish Bar‘, stolz darauf schon vier Mal ‚Best of Scotland‘ zu sein.

Fish & Chips in der Anstruther Fish Bar

Vorbei an St. Andrews, dem Mekka der Golfspieler, fahren wir nach Dundee, wo uns das V & A Museum (Victoria&Albert Museum) schon wegen der verwegenen Architektur in seinen Bann zieht. Das Gebäude wurde von dem japanischen Stararchitekten Kengo Kuma entworfen und 2018 eröffnet. Direkt daneben liegt das Expeditionsschiff ‚Discovery‚ als Museumsschiff auf Kiel. Es diente Captain Scott für seine Fahrten in die Antarktis, wo er 1912 das Rennen zum Südpol gegen den Norweger Amundsen um gut vier Wochen verlor und wo er mit seinen vier Begleitern auf dem Rückweg, nur etwa 20 km vom nächsten Depot entfernt, umkam. 

Die Discovery vor dem V&A
Manfreds Blick von oben

Unser Weg führt uns über Perth nach Norden, hinein in die Hügel des Cairngorms National Park zum Blair Castle. Schneeweiß liegt es malerisch in einem grünen Tal, nach alter Tradition gebaut und herrschaftlich in seiner vornehm, schottischen Art.

Blair Castle

Wir erkunden das nähere Umfeld des Schlosses und statten dem Hercules Garden at Blair Castle, einem ‚Walled Garden‘ einen Besuch ab. Bevor wir gehen bringt uns – eigentlich nicht nur uns – eine junge Dame in Kilt mit dem Dudelsack ein Ständchen. Gehört wohl zum touristischen Programm des Schlossherren.

Mittagsständchen mit dem Dudelsack

Weil wir schon mal hier sind, wollen wir es nicht versäumen dem königlichen Sommersitz Schloss Balmoral einen Besuch abzustatten – nun was soll ich sagen, einfach königlich, eine königliche Idylle!

Der königliche Sommersitz Schloss Balmoral

Nach einer Nacht in Aberdeen, der Oiler City, fahren wir an der Küste ein Stück nach Süden und sehen uns die Burgruinen von Dunnottar Castle von Land aus an. Wieder bringen die Aufnahmen der Drohne wunderbare Bilder mit zurück.

Dunnottar Castle
Blick von der See – Manfreds Flugkünste machens möglich

Über Peterhead fahren wir nach Fraserburgh und dann weiter an der Küste entlang bis Elgin, der schottischen Partnerstadt von Landshut/Ndby und weiter durch das Tal der Destilleries nach Inverness. Die Stadt ist das östliche Tor des Caledonien Canal, der durch das Loch Ness bis hinüber nach Fort William führt.

Vorher wollen wir auf keinen Fall an Cawdor Castle vorbeifahren. Es ist berühmt für seine wunderbar gepflegten Gärten und vor allem für die Kunstwerke mittendrin.

Cawdor Castle
Im Garten mit Skulptur

In Inverness besuchen wir die ‚Black Isle Bar‚, die ‚craft beer‘ und ‚wood fired pizzas‘ serviert, nach dem Motto: „save the world drink organic“. Bier und Essen schmecken vorzüglich, es wäre wünschenswert, dass sich der Trend zum Mainstream entwickelt – nicht nur in Schottland.

Black Isle Bar
Die Brauerei arbeitet CO2-neutral

Das Bier zum Abend trinken wir mit gutem Umweltgewissen und machen uns morgen wieder auf den Weg in die Highlands – dranbleiben!