Zum Nordkap – Traumziel für jeden Motorradfahrer

13. Juni bis 12. Juli 2022

Teil 3 und Schluss

Wir haben uns vorgenommen von Tromsø an einem Tag zum Nordkap zu fahren. 540 km bei Tempo 80 km/h, allerdings bei sehr wenig Verkehr sollten in 8-9 Stunden zu machen sein.

Überfahrt über den Ullsfjorden

Doch schon an der zweiten Fähre und erst 80 Km auf dem Tacho stehen wir in Lyngseidet vor dem Fähranleger und stellen fest, dass die nächste Fähre, eine aus dem Sommerfahrplan, nicht ablegen wird. Erst ist nicht klar, wann es dann weitergehen wird, doch nach einiger Fragerei bei den Einheimischen stellt sich heraus, dass der Standardfahrplan eingehalten wird. Die Sommerfähre ist wegen Personalmangels gestrichen. Somit haben wir gut eine Stunde Wartezeit, die wir uns mit einem Kaffee im Supermarkt-Café verkürzen. Die Umfahrung von zwei Fjorden bis nach Olderdalen würden 135 km bedeuten, ist also keine Alternative. Das nimmt zwar etwas Momentum aus unserem Plan, doch das Wetter ist warm und die Sonne scheint 24 Stunden, also weiter. 

Wir warten auf die Fähre nach Olderdalen
Morgendliche Idylle in Lyngseidet

Zu Mittag sind wir in Alta (Nordkap -230 km). In Skaidi (Nordkap – 150  km), an der Einmündung der Straße, die von Hammerfest kommt, halten wir für einen Kaffee und eine kurze Rast an einer Tankstelle. Es ist sehr heiß, die Temperaturanzeige am Motorrad steht bei 32°C. Das Hoch wirkt sich wohl ungewöhnlich stark aus.

Honingsvåg und das Nordkap liegen auf einer Insel, zu der seit 1999 ein Tunnel führt. Er unterquert den gut 6 km breiten Meeresarm und bringt uns mit steilem Gefälle von etwa 9% hinunter auf 212 m unter den Meeresspiegel. Die Temperatur fällt von 25°C auf 7°C und steigt natürlich auf dem Weg nach oben auch wieder an und das innerhalb von 6,8 km oder in etwa 6 min – Radfahrer, die wir auch sehen, fahren etwas länger in diesem Kühlschrank, erwärmen sich aber beim Anstieg viel schneller als wir auf unseren Mopeds.

Honingsvåg

In Honingsvåg beziehen wir unser Quartier, werden von der Deutschland, dem ersten Traumschiff am Pier begrüßt

Das Traumschiff

und erhalten ein feines Abendessen auf einer Terrasse am Hafen. Nach kurzer Ruhepause sitzen wir gegen 22:20 h bei Sonnenschein und immer noch 23°C wieder auf dem Motorrad und nehmen die gut 30 km bis zum Nordkap unter die Räder.

Wir fahren in die Mitternachtssonne

Am Parkplatz angekommen halte ich am Zahlhäuschen und werde von einer freundlichen Norwegerin gefragt, ob wir ins Museum gehen wollen. Ich verneine, darauf sie: ‚…einen Kaffee wollt ihr auch nicht trinken?‘ ‚Nein‘. Sie wieder: ‚…und das Kino wollen Sie auch nicht besuchen?‘ ‚Nein, auch das nicht‘. Darauf sie: ‚dann dürfen sei kostenlos auf den Parkplatz und suchen Sie sich ein schönes Plätzchen, denn ich hab noch was für Sie…‘, ich hab wohl ein wenig verdutzt dreingeschaut; mit einem Lächeln fügt sie an: ‚…wir, die Offiziellen sind um 1:00 Uhr hier fertig und sobald wir hier weg sind, wird Sie niemand mehr aufhalten mit dem Motorrad an die Weltkugel zu fahren um das Foto zu machen für das sie doch sicher gekommen sind.‘ Mit einem breiten Grinsen bedanke ich mich und würde sie am liebsten umarmen.

Wir stellen die Mopeds ab und geben uns ganz und gar dem Zauber der Mitternachtssonne hin.

Keine Wolke am Himmel, die Sonne etwa zwei Fingerbreit über dem Horizont und das bei 23°C – Herz was willst Du mehr.

Mitternachtssonne, 23°C, wolkenlos – einfach genial
Perla Negra II und alteisenaufreisen am Nordkap

Klar, das richtige Nordkapfeeling ist das wohl nicht – kein Nebel, kein Wind, keine Kälte oder gar Schneefall – doch auf alle Fälle das schönste, das ich mir vorstellen kann. 

Jürgen und ich genießen jeden Augenblick.

Jürgen und alteiesenaufreisen – wir genießen die Sonne

Jedoch ein Wermutstropfen bleibt bei all der Freude, Jürgen ist nach 14 Tagen immer noch Covid-positiv. Wir entscheiden auf dem schnellsten Weg, quer durch Schweden nach Hause zu fahren und die ursprünglich geplante Tour durch das  Baltikum auf später zu verschieben. So fallen wir vom Nordkap praktisch senkrecht nach Süden.

Polarkreis nahe Jokkmokk, Schweden

In acht Etappen fahren wir etwa 2.600 km durch das schwedische Hinterland – auf sehr interessanten Strecken, doch mit dem Willen so schnell wie möglich vorwärts und nach Hause zu kommen, bis Trelleborg.

Quer durch das Hinterland in Schweden

Die Fähre bringt uns nach Rostock von wo wir noch zwei Tage bis nach Hause unterwegs sind.

Und schon fahren wir in Trelleborg auf die Fähre nach Rostock

PS: Jürgen war am 16. Tag wieder Covid-negativ, doch sehr froh auf dem Heimweg in Richtung Erholung zu sein.
Ich war erleichtert darüber, dass wir beide die Reise gut überstanden hatten und dass Jürgen ohne Nachwirkungen der Erkrankung wieder gut unterwegs ist.

Eine Antwort auf „Zum Nordkap – Traumziel für jeden Motorradfahrer“

  1. Lieber Paul! Spannend bis zum Schluss!
    Und der kam ja dann erstens anders als erwartet, und zweitens dann doch wohl auch mit einer Erleichterung, die ich verstehen kann. Gesund wieder daheim zu sein, das hat ja auch was.

    Und: „Große Lichter haben keinen Schatten, wenn man in ihre Richtung schaut! Nicht einmal, wenn man so positive Erlebnisse Revue passieren lässt. “

    Danke für Teilen / Mitteilen!
    Dirk

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