Fire and Ice

Tachostand: 8.527 km

Bei Temperaturen von max. 39°C verlassen wir Salt Lake City und machen uns schon auf eine gravierende Änderung der thermischen Verhältnisse gefasst. Allerdings machen wir das in Schritten, damit der Schock nicht zu groß wird.

Durch den Logan Cañon fahren wir zum Bear Lake. Die Strasse ist wunderbar ausgebaut, doch wegen der Kurven darf man hier nur 50 mph (80 km/h) fahren – um sie aber schwungvoll und lustvoll angehen zu können, brauchen wir 100 – 110 km/h. Ich vergesse einfach den Umrechnungsfaktor und  lege mich auf die optimale Geschwindigkeit fest. Auch diesmal haben wir niemanden, der uns aufhält und so genießen wir nach langer Zeit wieder mal ein Kurvenintermezzo, das entlang eines recht wilden Flusses immer bergauf geht, bis wir endlich den Übergang erreichen und mit einem gigantischen Blick über den Bear Lake in der Abendsonne den Kurvenrausch beenden.

Die Gegend um den See ist berühmt für seine wohlschmeckenden Himbeeren, was wir bei jeder Mahlzeit in den verschiedensten Formen, als Frucht, als Konfitüre oder als Eis, erleben können – und wir müssen sagen, selten so gute Himbeeren gegessen.

Das Temperaturniveau hat sich am See bereits um 15°C gesenkt, was für uns sehr erfrischend, aber auch gewöhnungsbedürftig ist. Die Umstellung geht recht zügig, zumal uns die Sonne nicht im Stich lässt.

 

Auch auf der Fahrt weiter in den Norden begleitet sie uns ständig, worüber wir froh sind, denn die Temperaturen gehen immer noch zurück. Auf dem Weg zum Grand Teton National Park überfällt uns der Kaffeedurst in einem kleinen Ort mit Namen Afton.

Auf der Mainstreet finden wir einen kleinen Laden, der Espresso und Cappuccino anbietet. Das sind nach wie vor Zauberworte, denn trotz Starbucks und McCafé ist es hier selten, dass man den guten Trunk auf italienisch angeboten bekommt.

Wir halten an, um uns die seltene Köstlichkeit nicht entgehen zu lassen. Als ich in den Laden gehe, finde ich dort nicht nur die Einrichtung eines Cafés vor, es handelt sich hier um die amerikanische, ländliche Ausführung des Chocolát – eine Entdeckung für den süßen Geschmack. Ich bestelle zwei Cappuccinos und nach einigen Minuten kommt eine ältere Dame, sie ist die Chocolatière, und in ihrem Windschatten die Bedienung mit dem Cappuccino. Die Dame erzählt uns, dass sie die Schokoladenherstellung in Europa und zwar in Brüssel gelernt hat. Sie ist die Quelle für richtig gute Schokolade in der ganzen Gegend, erzählt sie uns stolz. Danach bringt sie uns in einem Glaskännchen den ‚refil‘ für unseren Kaffee und eine kleine Kostprobe ihrer Schokoladenkunst  – spätestens hier wird uns wieder bewusst, dass wir weit im Westen der Staaten unterwegs sind.

Der spektakuläre Teil unserer Fahrt in den Norden beginnt, als wir in den Grand Teton Nationalpark fahren und auf die Berge des Grand Teton treffen. Der markanteste Gipfel ist der des  Grand Teton, der mit 4.198 m alle anderen Berge in der ca. 100 km langen Kette überragt.

In der Ebene des Jackson Holes fahren wir an dem mächtigen Gebirge entlang nach Norden, bis wir an den Parkeingang des Yellowstone National Parks kommen. Wie üblich begrüßen uns die Damen im Zahlhäuschen sehr freundlich und versorgen uns mit der Karte für den Park und mit der Parkzeitung,  in der alle aktuellen Informationen  enthalten sind und machen uns auf den Weg zu unserer Lodge. Sie liegt im Süden des Parks am Yellowstone See.

Wir lernen, dass es sich bei diesem Park um den ersten Naturschutz Park der Welt handelt, denn er wurde schon 1872 gegründet. Er liegt auf durchschnittlich 2.300 m Höhe, mitten in den Bergen und was uns erst bei der Betrachtung der Karte so recht klar wird, wir wohnen für ein paar Tage auf einem Supervulkan. Die Kaldera des vor 640.000 Jahren explodierten Yellowstone-Vulkans nimmt fast den gesamten Süden des Parks ein – sie ist 60 km lang und 40 km breit und etwa 8 km unter uns befindet sich die ca. 10 km mächtige Magmakammer. Ein spannendes Plätzchen, wie wir denken. Aber warum soll das auch gefährlich sein, der Vesuv ist bei unserem Besuch auch nicht explodiert.

Der Park ist recht groß und umfasst ungefähr die Fläche von Korsika. Auf unserer Erkundungstour fahren wir von unserer Lodge ca. 100 km bis an den Nord-Eingang. Die Ost-West-Ausdehnung beträgt knapp 90 km und weil der Park so hoch liegt, fahren wir an jeder Menge Schnee vorbei, Schnee, der z.T. noch meterhoch zwischen den Bäumen und am Straßenrand liegt.

Die Saison ist noch nicht sehr alt in diesem Jahr und die Sonne hatte noch nicht viel Gelegenheit den Schnee wegzuschmelzen.

Wir wollen uns also die Highlights eins nach dem anderen vornehmen.

Und was liegt da näher, als zuerst einmal zum Wahrzeichen dieses Parks zu fahren – dem ‚Old Faithful‘. Er ist sicher einer der berühmtesten Geysire der Welt und hat bereits von einer Expedition in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts seinen Namen erhalten. Schon damals beobachteten die Forscher, dass er recht regelmäßig in Aktion tritt. Im Besucherzentrum am Geysir kann man den nächsten erwarteten Ausbruch angeschrieben finden und so versammeln sich jedes Mal hunderte Leute rund um den Geysir um das Spektakel life zu erleben.

Als wir weiter durch den Park fahren, kommen wir an vielen dampfenden Feldern, Schlammlöchern, kleinen Kratern und weiteren Geysiren vorbei und sind vom Geruch nach faulen Eiern (Schwefelwasserstoff) fast ständig umgeben. Sogar auf freiem Feld kommt uns der Geruch hin und wieder in die Nase, wir fahren wieder mal an einem dampfenden Loch vorbei.

Was uns auch sehr beeindruckt, sind die kilometerlangen Hänge bestanden mit dürren Baumriesen und dem darunter nachwachsenden Unterholz. Die langen Stämme verbrannten 1988 bei dem verhehrenden Waldbrand, der Wind hat sie bisher noch nicht umwerfen können. Sie ragen wie Hopfenstangen aus dem Dickicht des jungen Waldes.

Die ganze Szenerie wirkt bizarr, wird aber von der Parkverwaltung so hingenommen, denn wie man sieht, regeneriert sich der Wald, er braucht nur seine Zeit.

Der Park ist aber nicht nur wegen seines Vulkanismus bekannt. Er birgt einen Schatz an wilden Tieren, für die wir natürlich unsere Augen auch links und rechts von der Strasse schweifen lassen. Als erstes laufen uns die Bisons, deren südliche Verwandte wir schon auf der Antelope Island im Great Salt Lake getroffen haben, über den Weg.

Die Tiere hier streifen gerade ihr Winterfell ab und sehen dadurch noch viel uriger aus. Die Bullen stehen den Kopf in den Wind gestellt, ganz ruhig auf einem Fleck. Sie haben ihn vom Gras befreit. Manchmal können wir einen der Kerle beobachten, wie er sich im Staub wälzt oder auch dass er den ausgetretenen Fleck zum Fressen in Richtung der saftigen Wiesen verlassen hat.

An einem lauschigen Fluss entdecken wir eine Herde von mindestens 150 Tieren, die Alten äsen in aller Seelenruhe während sich die Kälbern ausgelassen in ihrer Nähe austoben.

Auf unserem Motorrad-Streifzug durch den Park stehen vor uns einige Autos am Straßenrand, Ferngläser lugen aus den rechten Fenstern – da gibt es sicher was Interessantes. Und tatsächlich tummelt sich in gut 1.000 m Entfernung ein Braunbär auf umgefallenen Baumstämmen und sucht nach was Fressbarem. Die Zoomobjektive werden bis an ihre Leistungsgrenze bemüht – der Bär ist erkennbar, wenn auch nicht in allen Einzelheiten.

Natürlich sehen wir auch Wapiti Hirsche,

Gänse, weiße Pelikane,

mehrere Wanderfalken und kleine Streifenhörnchen und Kojoten.

Es ist ein Park voll mit Tieren.

Zu den großen Sehenswürdigkeiten gehören aber auch der Grand Cañon des Yellowstone Rivers. Er fließt in einem breiten Bett auf ein kleines Gebirge zu, in das er einen Cañon gerissen hat. Auf spektakuläre Weise stürzt er sich über zwei Wasserfälle, von denen der ‚Lower Fall‘ ca. 100 m hoch ist, in das enge Flussbett, das er über viele tausend Jahre ausgefräst hat.

 

Auf dem Heimweg wollen wir noch einmal dem Old Faithful zusehen und fahren zur dortigen Lodge. Dabei können wir einem kräftigen Schneeschauer ausweichen, er zieht während der ‚Vorstellung‘ an uns vorbei. Der Weg zu unserer Lodge führt allerdings über den Craig Pass mit gut 2.500 m, was wir an den Temperaturen – sie fallen auf 0,5°C – deutlich zu spüren bekommen.  Nun haben wir die maximale Differenz auf fast 39° gebracht. Es sieht so aus, als ob wir uns schrittweise an das Temperaturniveau von Alaska annähern. Wir härten uns für Kommendes ab.

Wir sind fasziniert von der Vielfalt, aber auch Einzigartigkeit des Parks und auch den spektakulären Sehenswürdigkeiten, wenn wir sie am Wochenende auch mit vielen anderen Besuchern teilen müssen.

In Montana und Washington, State spielt sich unsere nächste Geschichte ab. Also bis zum nächsten Blog.

7 Antworten auf „Fire and Ice“

  1. das ist ja alles ganz toll was ihr da zu sehen bekommt und erlebt. weiterhin viel spass auf eurer tollen reise. sehr abwechslungsreich.

    schöne grüsse aus sardinien sonny und hermann

  2. Hallo Kathy und Paul,
    ich lese mit Spannung Euren Reiseblog. Wie schon gewohnt, die ganze Aufbereitung professionell. Man kann Euch nur beneiden aber auch bewundern welche Strapazen von Euch bewältigt werden. Die Berichte und Fotos sind sehr interessant, selbst wenn man an einigen Stellen auch schon gewesen ist, ist es schön an eigene Reisen erinnert zu werden. Ich freue mich mit Euch, lasst es Euch gut gehen und bleibt gesund und munter.
    Viele Grüße, Wolfgang Haberl

  3. Wow! Your photos are beautiful and it looks like a great time in Yellowstone. You are lucky to see a bear. To keep visitors safe, the park rangers try to keep them away from anywhere visitors might be.

    Enjoy the rest of your journey. I’ll be reading your blog and looking forward to seeing you both in the autumn.

    Best,

    Vicki

  4. Hallo Ihr „Auswanderer“, schön wenn es Euch gut geht und Ihr habt mal wieder das Glückslos gezogen! So tolle Aufnahmen, lassen uns erahnen was Ihr alles erlebt.
    Großes Kino.
    Liebe Grüße vom Abdeck.
    P.S. Die 2. Cabriolife-Tour startet am 29. 9. und hoffentlich seit Ihr da wieder zurück und dabei!

  5. Hallo Kathy und Paul,

    Die Reiseberichte von Euch machen wieder richtig Spass. Ich hoffe in Alaska wird es dann nicht zu kalt und sind gespannt auf die weiteren Abenteuer.

    Viele Grüße von
    Bernd und Hildegard

  6. Hallo Ihr beiden,
    wie immer sehe ich tolle Bilder von Eurer faszinierenden Reise. Ich beneide Euch, auch wenn es dort teilweise sehr kalt ist. Ich wünsche Euch weiterhin eine gute Fahrt und freue mich schon riesig auf neue Erlebnisse.
    Wir sind jetzt einige Tage in Rom, sicher nicht so spannend wie bei Euch, aber doch auch schön.
    Liebe Grüße und bis bald,
    Marianne

  7. Hallo Kathy & Paul,
    danke dass ihr uns in unseren schwersten Stunden des Wartens auf das Moto in Vancouver zur Seite gestanden habt.
    Edith & Peter

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