Nach Westen, bis zum Anschlag

Tachostand: 11.233 km

 

Mit dem Yellowstone Nationalpark haben wir sicher einen der schönsten Parks in den USA gesehen und wir hatten auch noch Glück, da drei von vier Tagen sonnig waren und mit bayrischem Himmel (weiß-blau) aufwarteten.

Wir fahren also ein letztes Mal von Süd nach Nord quer durch den Park und machen uns von da auf den Weg an den Pazifik. Als ob sich die Tierwelt auch gebührend verabschieden möchte, zeigen sich ein paar echt große Wapitihirsche, Kojoten und natürlich auch wieder die Bisons.

Mit ein wenig Wehmut verabschieden wir uns vom Park und fahren ein paar Kilometer weiter auf ein ganzes Rudel Pronghorns zu, die auf der Strasse stehen und nicht so recht wissen, sollen sie weiter über die Straße, oder wieder zurück in die Felsen, die direkt neben der Strasse ansteigen.

Sie sehen erst uns, dann die Autos auf der anderen Straßenseite etwas verschreckt an und entscheiden sich dann doch für den Rückweg in die Felsen. Für uns ist das der Hinweis darauf, dass auch außerhalb des Parks eine Menge Tiere unterwegs sind – also, erhöhte Vorsicht ist angesagt!!

Wir nehmen uns die Strecke bis Great Falls vor und fahren durch Landschaften, die aussehen, als ob sie eine Kopie von Mondlandschaften wären. Welliges Gelände, kaum bewachsen, kein Baum, kein Strauch. Wir kommen uns auf den kilometerlangen Strecken zwischen zwei Kürvchen und so gut, wie keinen Gegenverkehr schon sehr verlassen vor. Nur hin und wieder sind kleine Häuschen in der Entfernung zu sehen – die Heimat der hier lebenden ‚Native Americans‘, wie die ursprünglich hier lebenden Indianer ganz offiziell genannt werden.

Die Landschaft wechselt wieder, als wir in die Nähe des ‚Glacier National Parks‘ kommen. Die Hänge sind  dicht mit der amerikanischen Fichte bewaldet. Nur selten sehen wir das selbe Bild wie im Yellowstone, in dem Brände den alten Baumbestand verbrannt haben und die neuen Bäume in sattem Grün halbhoch zwischen den grauen Stämmen der abgestorbenen Riesen stehen. Am ‚Glacier  National Park‘ wollen wir sehen, ob die ‚Going-to-the-Sun Road‘ tatsächlich noch geschlossen ist. Sie soll in zwei Tagen geöffnet werden und tatsächlich, sie ist für uns und alle Autos immer noch zu, Fahradler sind heute schon ‚to the sun‘ gefahren – obwohl es eher regnerisch ist. Die Amis sind da halt sehr preußisch.

Unser nächster Halt ist in Whitefish – ein Ort, der nach einem Fisch aus der Isar klingt. Die ersten Siedler haben den Ort wohl auch so benannt, weil in dem angrenzenden See ein amerikanischer Verwandter dieses Weißfisches häufig vorkommt.

In einem Zick-Zack Kurs fahren wir danach durch den ‚Idaho Panhandle‘ nach Spokane, eine für amerikanische  Verhältnisse kleinere Stadt im Staat Washington. Wir besuchen dort Ben und Karen, zwei Motorradfreunde und spannen für ein paar Tage aus.

Nachdem die Perla Negra II den 10.000er Kundendienst hinter sich und einem Satz neuer Reifen erhalten hat, zeigen uns Ben und Karen die schönsten Motorradstrecken im Osten von Washington und im Idaho Panhandle.

Wir genießen die Landschaft, die kurvigen Strassen, aber vor allem ihre außergewöhnliche Gastfreundschaft.

Ben and Karen: We thank you so much for your great hospitality, you treated us so nice – see you in Germany.

Auf der nördlichsten Strasse, der 20, queren wir Washington und kommen dabei durch spektakuläre Landschaften,

aber auch in kleine Ortschaften, von denen es uns Winthrop am meisten angetan hat. Wir fahren die Dorfstraße hinauf und haben das Gefühl, dass Wyatt Earp ums Eck geritten kommt – das Städtchen hat alle Gebäude an der Mainstreet im Stil von 1900 gebaut und sogar der berühmte Boardwalk (Fußgängerweg aus Brettern) wurde nicht vergessen.

Am Ende der Mainstreet finden wir eine wunderbare Lodge und genießen den Abend im ‚Wilden Westen‘.

Der weitere Weg an den Pazifik bringt uns durch, oder sollte ich besser sagen über die Cascade Mountains. Die Berge sehen aus, wie die Alpen, sind nicht höher als gut 2.000 m und halten das regnerische Wetter vom Pazifik von ihrer Ostseite ab. Zwei Pässe, einer über 1.800 m und der andere über 1.650 m bringen uns an alten Lawinenhängen vorbei, wo wir an haushohen Schneemauern vorbei fahren. War es in den vergangenen Tagen angenehm warm, so erinnern uns die beiden Pässe wieder daran, wofür wir beste, regen- und winddichte Kombis dabei haben.

Erst als wir wieder auf Meereshöhe kommen, erholen sich die Temperaturen.

Und dann kommt auch schon der Pazifik in Sicht – wo wir direkt an der Küste unser Etappenfoto machen.

Die Überquerung des Kontinentes ist geglückt! Wir sind dafür von zu Hause bis hierher ca. 11.100 km gefahren.

Da wir nun schon mal fast an der kanadischen Grenze sind, müssen wir an Peter und Edith denken, die seit gut einer Woche in Vancouver sitzen und auf Ihr Motorrad aus Kolumbien warten. Wir beschließen, die beiden zu überraschen und sie zu besuchen. Peter hat uns die Hoteladresse schon vor ein paar Tagen gemailt und so haben wir mit unserem Navi leichtes Spiel.

Davor hat die Politik aber noch die Grenze gesetzt. Wir sind ein wenig nervös, weil wir nicht wissen, wie sich die Ausreise nach Kanada auf die „Haltbarkeit“ unserer Aufenthaltsdauer in USA auswirken wird.

Ein paar Kilometer später wissen wir es – die Amerikaner haben gar nicht mitbekommen, dass wir nach Kanada ausgereist sind und der kanadische Grenzer ist sehr freundlich, er erledigt die notwendigen Formalitäten schnell und effizient. Mit einem freundlichen ‚you’re set – have a nice time in Canada‘ entlässt er uns in Richtung Vancouver.

Wir treffen Peter und Edith im Hotel – allerdings einen Tag eher, als vermutet – es ist doch eine kleine Überraschung. Zur Feier des Tages fährt uns Peter im Leihwagen – hartes Leben für einen Frischluft liebenden  Motorista – auf die Granville Island.

Es ist eine kleine Insel unter der Granville Brücke mit allerlei Läden und vor allem Restaurants. Im ‚Etable‘ lassen wir uns zu einem guten Wein einen guten und schön präsentierten Fisch schmecken.

Die Tage des Wartens auf das Motorrad waren nun für Peter und Edith vorbei, denn während wir da waren, hat es der Zoll auch rausgerückt. Zudem war der Kundendienst und neue Reifen fällig. Die beiden sind nun auf dem Weg nach Alaska und wie es ihnen geht, lest Ihr in Peter’s Blog.

Wir nutzen die Tage in Vancouver, die Stadt zu Fuß zu erkunden und sind nicht nur von der Skyline beeindruckt.

Wir laufen durch die historische ‚Gastown‘ mit ihrer dampfenden Standuhr – früher soll das Uhrwerk mit Dampf angetrieben worden sein, jetzt läuft sie elektrisch,

die Pfeifen auf ihrem Dach spielen aber immer noch Dampf getrieben den Westminster-Schlag – hört sich lustig an.

Den Erinnerungsgarten an den ersten Präsidenten der Chinesen nach den Kaisern, Sun Yat-Sen, empfinden wir als eine Oase der Ruhe und Harmonie inmitten der geschäftigen Stadt.

An der Spitze einer kleinen Halbinsel hat sich Vancouver den Stanley Park geschaffen – ein Englischer Garten auf kandisch. Wir bewundern von dort wieder die Skyline von Vancouver

und die dort aufgestellten Totempfähle, von denen jeder eine Geschichte erzählt, so lernen wir.

Wir verlassen Vancouver in nördliche Richtung zu den Fähren nach Vancouver Island.

Vancouver Island wird von allen als ein außergewöhnliches Ziel beschrieben und so setzen wir die Insel auf unser Besuchsprogramm. Eine Fähre, sie wurde in Deutschland gebaut, bringt uns in gut 100 Minuten auf die Insel,

die uns mit vorzüglichem Wetter empfängt. Und da wir nun endlich auch das Wasser des Pazifik direkt vor uns haben wollen, fahren wir auf der bisher kurvenreichsten und engsten Strasse an die Westküste. Entlang des Lake Kennedy führt eine schmale, sehr kurvige Strasse, die große Vorsicht erfordert, die aber auch das Gefühl in den italienischen Bergen zu sein wieder wach ruft – ein Genuss!

Wir übernachten in einem Hotel, das die Gemeinschaft der Tla-o-qui-aht First Nation bewirtschaftet. Alle Indianer werden hier in Kanada politisch korrekt ‚First Nation‘ genannt.

Von Victoria, im Süden der Insel, bringt uns eine weitere Fähre wieder nach USA zurück.

 

Wie es bei uns in Washington (State) und Oregon weitergeht – Rodeo, Berge, Seattle,  kommt im nächsten Blog.

5 Antworten auf „Nach Westen, bis zum Anschlag“

  1. Hallo Ihr Beiden, tolle Berichte von einer super Reise! Wir sind gerade in Suedtirol und haben hier auf dem Dorfnerhof einen BMW Kollegen getroffen, mit dem ich vor ca. 20 Jahren zusamengearbeitet habe – Mike Tautz, von dem ich Euch herzlich gruessen soll. Weiter gute Fahrt und auf bald. Marianne und Dirk

  2. It was very nice meeting you on the ferry from Victoria to Port Angeles. It was too bad the weather was so wet. We had an enjoyable weekend in Pacific Beach. I will email you the picture we took of you on your bike when we parted ways.

  3. Wunderschöne Bilder und Berichte! Schön, dass es euch so gut geht. Macht weiter so! Weiterhin unfallfreie Fahrt!
    Hie ist es fürchterlich heiß. Die Tage soll es über 40 Grad werden. Liebe Grüße aus LA /Bay
    Christina

  4. Hallo ihr Zwei
    es freut mich das es gut geht.
    die Fotos und Komentare finde ich toll,
    man könnte direkt neidisch werden
    weiterhin viel Abenteuer und gute Fahrt

  5. Hallo Ihr beiden,
    wenn man Eure Seite besucht, kommt man herrlich ins Träumen!! Allerdings drängt sich einem sofort die Frage auf, was man hier eigentlich noch sucht. Auf Euch nach!!
    Bleibt gesund und genießt alles in vollen Zügen. Ihr macht es genau richtig. Nehmt meinen „Neid“ und meine Hochachtung für Euren Elan mit auf den weiteren Kilometern und kommt wohlbehalten wieder!
    Alles Gute und herzliche Grüße aus dem FIZ
    Diane

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