Der Kreis schließt sich

Kilometerstand:  29.322 km

 

Wir haben die Großstadt und damit auch Kanada hinter uns gelassen und kommen an einen kleinen ländlichen Grenzübergang. Aus den Erfahrungen mit unseren lieben österreichischen Nachbarn sollten wir ja noch wissen, wieviel Zeit und wie wenig Routine ein Grenzer an einer kleinen Grenzstation hat. Nun sind wir schon mal da und wir wollen wieder in die USA einreisen. Nach einem freundlichen ‚Howdy‘ will der Grenzer das Nummernschild unseres Motorrades sehen, ich fahre also einen Meter nach vorne um dann wieder zurück zu ‚paddeln‘. Er sieht mich ein wenig entgeistert an und fragt, woher das Motorrad denn sei. Ich erzähle ihm in kurzen Zügen unsere Geschichte – keine Regung in seinem Gesicht – dann zieht er die Pässe durch den Leser und scheint mit dem Ergebnis zufrieden zu sein. Die übliche Frage nach allen den verbotenen Sachen kommt selbstverständlich gleich drauf, doch als ich ihm die Fragen so beantworte, wie er es haben möchte, lichtet sich seine Miene. Er gibt uns unsere Pässe mit der Bemerkung zurück, er wäre als Soldat vier Jahre in Friedberg im Taunus stationiert gewesen und er hätte die Zeit dort sehr genossen. Danach entwickelt sich eine entspannte Unterhaltung, so dass wir einige Minuten länger, als offiziell notwendig an der Grenze ‚aufgehalten‘ sind. Hinter uns wartet sowieso niemand.

Wir reisen in Vermont ein und sind mitten auf dem Land.

Wald und Feld ziehen abwechselnd an uns vorbei. Bauernhöfe

und kleine Städte säumen unseren Weg.

Unser erstes Ziel ist Lake Placid in den Adirondaks, ein weiterer Olympiaort (Winter 1980), den wir auf unserer Reise besuchen. Mit zwei großen Skischanzen kündigt sich der Ort schon von Weitem an.

Ohne dass es in unserem Plan ein Ziel per se war, haben wir auch noch sechs von zehn Austragungsorte für Olympische Spiele  auf dem amerikanischen Kontinent besucht.

Lake Placid war 1980 schon einmal auf unserem Reiseplan und so haben wir Gelegenheit quasi in einer ‚Zweimoment-Aufnahme‘ die Entwicklung der Stadt zu sehen.

Der Kern ist sehr gealtert 😉 aber rundum wuchs der Ort von einem kleinen Dorf zu einer kleinen Stadt, voll mit Touristen, auch im Sommer. Nur der ‚Deutsche Pavillon‘ fristet ein etwas einsames und ruhiges Dasein – er ist geschlossen und es ist nicht zu sehen,

dass sich hier in absehbarer Zeit wieder was rührt – er liegt doch ein wenig abseits.

Auf dem Weg durch die wellige Landschaft der Finger Lakes fährt uns doch ein Unikum über den Weg. Sauber geparkt steht ein sehr gut erhaltenes ‚Amphicar‘ vor uns,

ein Auto, das zwischen 1960 und 1963 in Berlin gebaut wurde und von dem ca. 3.900 Stück gefertigt wurden. 3.000 gingen, so sagen die Quellen, nach USA und einen davon haben wir hier auf dem Bild.

Man glaubt nicht, wie nahe an den Großstädten des Ostens einfaches, dörfliches Leben stattfindet. Bestes Zeichen dafür sind die immer wieder am Straßenrand auftauchenden Friedhöfe ohne Mauern oder Einfriedung.

Anders als bei uns werden hier die Grabsteine nie entfernt, so lassen sich hier die Leute bis zu den ersten Siedlern zurück verfolgen.

Ganz auf dem Land, an einem kleinen See in Pennsylvania leben zwei liebe Freunde, bekannt aus meinen Kindertagen, Herta und Karl.

Sie zeigen uns ihre schöne Umgebung und führen uns sogar zum ‚Octoberfest‘,

das in Carbondale schon im August stattfindet.

Dabei bekomme ich, wie hier zu sehen ist, schon einen leichten Vorgeschmack auf zu Hause – ein original Franziskaner Weizen -,

denn lange dauert es bis zur Heimreise nicht mehr.

Wir kommen auch an einem sehr schön restauriertem Aquädukt vorbei, in dem noch vor der Zeit der Eisenbahn Lastkähne über den Delaware River schwammen – heute fahren Autos in der Fahrrinne über die Brücke.

Zusammen besuchen wir auch einen Steinbruch, der sich vom Namen und Aussehen mit den gloriosen Federn aus dem fernen Westen schmückt, bei genauer Betrachtung ist jedoch der Unterschied leicht auszumachen.

Herta und Karl: Wir danken Euch recht herzlich für Eure Gastfreundschaft und für die schönen Tage bei Euch.

Unsere Fahrt quer durch Pennsylvania führt uns auch an Harrisburg, der Hauptstadt des Staates, vorbei. Sie hat 1979 durch einen katastrophalen Unfall im Atomkraftwerk ‚Three Mile Island‘ traurige Berühmtheit erlangt.

Die Stadt grüßt uns über den Susquehanna River herüber, während wir unseren Weg weiter nach Süden fortsetzen und mit Gettysburg, den Ort der Entscheidungsschlacht des amerikanischen Bürgerkrieges 1863, einen der historisch bedeutendsten Orte in USA, besuchen.

Auf dem Schlachtfeld südlich der Stadt, hat jede Einheit der Sieger und der Verlierer ihr Denkmal aufgestellt, das eine sehr groß       – Pennsylvania –

andere etwas kleiner – Maryland -.

Natürlich sehen wir uns das an.

Von hier geht es immer in den Appalachen weiter nach Süden. Sie sind ein Mittelgebirge, das sich von Maine bis Georgia durchzieht, in dem es abgelegene Täler und Ortschaften gibt, in denen die Zeit etwas langsamer zu vergehen scheint. In Front Royal fahren wir in den Shenandoah National Park, auf dessen Kamm der berühmte Skyline Drive verläuft.

Mitten drin befindet sich die kleine Stadt Luray, in deren Nähe vor gut 100 Jahren große Tropfsteinhöhlen entdeckt wurden. Natürlich wollen wir die Unterwelt besichtigen und entdecken eine zauberhafte Welt unter Tage.

In der Nachbarschaft sind in einem kleinen ‚Car and Caravan Museum‘ unter anderem wahre Kleinodien der Automobilgeschichte zusammengetragen.

So sehen wir neben einem Benz von 1892

auch Rolls Royce Autos von 1925

und 1932,

sowie einen Mercedes Benz

und einen Bugatti

jeweils aus dem Jahr 1927.

Auf dem Parkplatz werden wir gleich wieder von der Realität auf Amerikas Strassen eingeholt – ein Kollege auf einer Moto Guzzi transportiert sein Lab -was immer das auch sein mag, es sieht abenteuerlich aus, finden wir.

Die Straßen auf dem Skyline Drive und dem folgenden Blue Ridge Parkway

– alles zusammen fast 900 km führen uns wieder an heimische Straßenverhältnisse heran. Es ist zu Ende mit den langen Geraden, Kurven sind wieder angesagt.

Den Reifen tut es gut, denn die können die Kante an der Seite ein wenig abfahren.

Zwischendurch zeigt uns der Tacho der ‚Perla Negra II‘ an, dass wir seit März zusammen schon 30.000 km unterwegs waren

– kurz bevor wir in das heftigste Sommergewitter mit Blitz, Donner, Hagel und starkem Regen hinein fahren.

Glücklicherweise dauert so etwas hierzulande nicht sehr lange, so dass wir nach einer viertel Stunde wieder aufatmen und abtrocknen können.

Bevor es nun endgültig nach Hause geht, ruhen wir am Chimney Rock in den Black Hills am Lake Lure ein wenig aus.

 

Die letzten Kilometer der Reise, der Besuch des BMW Werks in Spartanburg und wie die Perla Negra II wieder nach Hause kommt, werden im nächsten Blog das Thema sein.

5 Antworten auf „Der Kreis schließt sich“

  1. Hallo Kathy und Paul,
    viele Grüße aus Eisenach senden Euch Konstanze und Harald. Wir verfolgen Eure Reise auch weiterhin und freuen uns Euch bald wieder zusehen. Wann kommt Ihr in Deutschland an? Wir wollen vom 7.9.bis 10.9.zu einem Kurz-
    besuch nach Innsbruck mit Motorrädern.
    Nochmals viele Grüße und Gesunde Heimkehr.

  2. Hallo Ihr Zwei,
    wir wünschen Euch schöne letzte Tage Eurer Reise, gute Eindrücke von BMW in Spartanburg und vor allem: viel Erfolg beim Verpacken der Perla Negra II. Hoffentlich klappt es so gut wie hier in Bremerhaven. Und dann: Auf bald beim Auspacken! Liebe Grüße Marianne und Dirk

  3. Great pictures. The Kiwi’s are here in Austin visiting. Brian and Jo Bosch.
    We were checking out your site and see you are still on the road as are Brian and Jo. Be safe and have a great time. John and George Obermiller

  4. Hallo Kathy und Paul,
    auch wenn die Reise jetzt bei Euch allmählich zu Ende geht ist es doch sicher schön auf die vielen Erlebnisse zurückzublicken. Und das wichtigste, Ihr seid ohne größere Probleme und Hindernisse die ganzen 30.000 km gereist.
    Von München aus wünschen wir Euch noch ein paar schöne Tage – laut Track habt Ihr ja bereits Charleston erreicht – in den USA und natürlich einen guten Rückflug. Da könnt Ihr dann auch mal wieder das gute deutsche Bier genießen, nachdem in Kingston nur alkoholfreies angesagt war.

    Viele Grüße und noch alles Gute für den letzten Part wünschen Euch
    Hermine, Sabine und Gerhard

  5. Hallo Kathy u. Paul,
    habe im Schnellverfahren gerade Eure Reise angesehen.
    Fantastisch! Wir haben einige Zeit Probleme mit unserem WLAN-Anschluß gehabt. In der letzten Zeit war bei uns einiges los.:vom Todesfall in der Familie (Schwiegervater),bis zur Hochzeit unseres Sohnes und natürlich Urlaub in Kroatien.
    Viel Spaß noch u. bleibt gesund.
    Wir freuen uns schon auf Eure Erzählungen.
    Viele Grüße aus München
    Gerhard u. Brigitta

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