In den Karpaten – Maramureş, Bukovina und Siebenbürgen

Kilometerstand: 1.906 km (Schässburg – Sighişoara)

Unsere erste Etappe bringt uns nach Budweis in Tschechien,  nicht allzu weit fürs erste, aber wir sind ja auch nur einen halben Tag unterwegs. Das Wetter meint es gut mit uns, die Sonne scheint und die Temperaturen bewegen sich in den oberen 20-ern. Ein guter Einstand für die kommenden Tage, wie sich noch heraus stellen sollte. Wir verbringen also die erste Nacht im ersten Land unserer Reise und lassen es uns bei böhmischen Spezialitäten und gutem Bier zum Einstand gut gehen.

Budweis

Am nächsten Tag nehmen wir unseren Pfad nach Osten wieder auf. Wir streifen Brünn, oder Brno, wie unsere Nachbarn die Stadt nennen, und kommen in den Westkarpaten an die Grenze zur Slowakei. Im Jahr der Trennung der beiden Staaten – 1992 – war ich schon einmal dort und da gab es vor allem Büro-Container an der Grenze. Daraus wurde eine ausgewachsene Grenzstation mit allen notwendigen Gebäuden, Parkplätzen und Abfertigungsspuren. In der Zwischenzeit stehen die Gebäude leer, kein Grenzer ist mehr vor Ort und wir fahren ungehindert in das zweite Land unserer Reise, in die Slowakei.

Unser Weg führt uns auf kleinen Strassen durch die Niedere Tatra. Die Temperaturen klettern tagsüber auf über 35 °C, wir fühlen uns ein wenig wie in der Sauna. Am Abend treffen wir im ehemaligen Bergbauzentrum der k & k Monarchie, in Banska Bystriza ein. Wir mieten uns in die sehr ruhig gelegene ‚Art-Penzion‘ ein – ein echtes Bedürfnis für diejenigen von uns, die in der vergangenen Nacht, es war die lebhafte Freitag-Nacht, ihr Zimmer auf der Straßenseite hatten. Zudem liegt das Haus, in der Nähe des Zentrums, es dauert nur einen kurzen Fußmarsch, bis wir auf dem Marktplatz unser Abendessen bestellen können.

Weiter auf unserem Weg nach Osten durchschneiden wir den Norden Ungarns, bis wir in der Nähe von Satu Mare nach Rumänien einreisen. Zum ersten Mal müssen wir die Ausweise zücken, aber der Grenzer ist sehr freundlich und wünscht uns auf deutsch eine gute Fahrt.

Wir waren in Ungarn auf flachem Land unterwegs, wir hatten uns aber vorgenommen dem Karpatenbogen zu folgen. Deshalb treibt es uns wieder nach Norden, wo wir in die Provinz Maramureş, ein Land hinter den Bergen, kommen.

Unterwegs in den Bergen

Man sagt, dass die Leute sich auch in früheren Zeiten, wegen der Abgeschiedenheit ihrer Provinz eine gewisse Eigenständigkeit erhalten konnten. Die Dörfer sind bekannt für ihre Holzkirchen, von denen jede für sich ein Baukunstwerk darstellt.

Holzkirche in der Provinz Maramureş

Unseren ersten touristischen Halt legen wir am Friedhof des Dorfes Sapânta ein. Er wird der ‚Lustige Friedhof‘ genannt.

Der lustige Friedhof in Sapânta

Ein Künstler aus dem Dorf hat sich in den 1930-er Jahren ausgedacht, dass er jedem Verstorbenen ein kleines Bild malt, das sein Leben und ihn selbst charakterisieren soll. So erhielt jedes Grab eine bunte Tafel. Nach dem Tod des Künstlers wurde die Tradition von einigen jüngeren Leuten fortgeführt und so wurde der Friedhof zum Besuchermagneten. Das Dorf liegt im Tal der Theis (Tysa-Tal), die hier die Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine markiert.  Die Gegend ist grün und fruchtbar, sie ist geprägt, von kleinteiliger Landwirtschaft, kleinen Äckern und Wiesen und auch von geduldeter Wildnis an den Feldrainen und am Fluss. Auf den Strassen begegnen uns Pferdewagen, auf denen alles transportiert wird, was im Dorf so gebraucht wird.

Fuhrwerk

Auf einigen Strommasten haben sich Störche eingenistet, sie sind gerade dabei den Jungen das Fliegen beizubringen.

Störche

In Bâsana kehren wir für die Nacht in der Pension Iza ein. Die Hauswirtin bietet uns ein warmes Essen an, das in etwa 2 Stunden fertig sein wird. Dankend nehmen wir an und machen uns für den Abend fertig.

Vorzügliches Abendessen

Zum Essen stellt uns der Chef des Hauses neben allen anderen Getränken eine Flasche mit Selbstgebranntem auf den Tisch – wir dürfen uns bedienen und soviel trinken, wie wir wollen.

In Bâsana wurde erst 1994 ein lange geschlossenes Kloster wieder belebt. Es umfasst ein weitläufiges Gelände mit mehreren Gebäuden. Die Anlage strahlt eine Ruhe und Ausgeglichenheit aus, so dass wir beim Besuch keine Eile verspüren.

 

 Manastirea Bâsana

Durch die Berge geht es weiter in Richtung Moldau – die rumänische, nicht zu verwechseln mit der böhmischen – bis wir in Gura Humorului ankommen. Ganz in der Nähe liegen zwei Klöster. Sie gehören zu den berühmten Moldau-Klöstern. Das erste, Voronet, fahren wir noch am Abend an und werden von der Lawine asiatischer Touristen fast überrollt. Wir ziehen vor, doch lieber zum Hotel zu fahren und drehen auf dem Absatz um.

Am nächsten Morgen besuchen wir statt dessen das zweite Kloster – Manastirea Humorului – an dem wir offensichtlich mit zu den ersten Besuchern an diesem Tag gehören. Ohne Gedränge machen wir uns auf einen Rundgang und erkunden die Anlage.

 Manastirea Humorului

Wir wollen auf gar keinen Fall versäumen das Museum eines der originellsten und bekanntesten Künstler der Bukovina zu besuchen – Niculai Popa. Er wurde über 80 Jahre alt und lebte in dem Dorf Târpesti. Seine Tochter erklärt uns auf französisch wer ihr Vater war und was er so gemacht hat, danach lässt sie uns in den beiden Häusern die Werke und Sammlungen ihres Vaters ansehen.

 

Niculai Popa

Freunde und Bekannte als Megalith-Figuren - Niculai Popa

Maske - Niculai Popa

Wieder durch die Karpaten, dieses Mal durch die Ostkarpaten, führt uns unser Weg nach Schässburg in Siebenbürgen oder Sighişoara, wie die Rumänen die Stadt nennen.

Sighisoar 2

 

Sighisoar 1

 

Vielen Dank an Tobias für die Überlassung seiner Fotos zur Verwendung im Blog.

Über die Patenstadt von Landshut – Sibiu oder Hermannstadt – und unseren weiteren Weg nach Osten im nächsten Blog.

7 Antworten auf „In den Karpaten – Maramureş, Bukovina und Siebenbürgen“

  1. Hallo Paul
    ein interessanter Beginn einer sicher spannenden Reise. Wir wünschen Dir für den weiteren Verlauf alles Gute und wie Du immer so schön sagst: Keep the rubber down!

    Edith & Peter (z.Zt. Valdez)

  2. Hallo Paul,
    Es ist wieder super einer weiteren Reise von Dir mit interessanten Berichten und schönen Bildern zu folgen. Weiterhin eine gute Reise mit vielen wunderbaren Eindrücken!
    Grüß auch Tobias schön!
    Wir sind gerade nördlich des 61:igsten Breitengrades im Norden Dalarnas unterwegs. Selbst hier hatten wir gestern 28, 5 Grader.
    Schöne Grüße zu Dir Richtung Südosten!

  3. Hallo Papa!
    Wir grüßen Euch vom anderen Ende der Welt und einem Ort von Mamas und Deiner letzten Reise!
    Eine schöne Gegend!
    Gute Fahrt und lasst es Euch gut gehen! Eh! 😉
    Andi und Claudi

  4. Hallo Paul, viele Grüße aus Eisenach senden Dir Konstanze und Harald.
    Wir wünschen Dir und Deinen Freunden eine schöne und erfolgreiche Reise. Im Moment sind wir am arbeiten, aber im September werden die Motorräder für eine kleine Reise wieder gesattelt.
    Nochmals alles Gute von Konstanze und Harald

  5. Ihr „SchwarzesMeerUmkreiser“, wenn ich das richtig sehe, laßt Ihr es Euch gerade im „Relax-centre Irey“ gut gehen. ABER HALLO!!! Laßt Euch dort noch ein wenig verwöhnen – und – weiter gute Reise.
    Neidvoll!
    Horst

  6. Hallo Paul (und Mitreisende), es macht Spass den Blog zu lesen und die Bilder zu bestaunen. Ich gönne Euch von Herzen gutes, aber nicht zu heisses Wetter, und viele interessante Begegnungen. Was wären die wunderbaren Orte ohne die wunderbaren Menschen! Vor allem, wenn sie unpolitisch sind.
    Gute Reise weiterhin.
    Liebe Grüße Manfred & Waltraud

  7. Hallo Paul,
    wir haben unsere Tour Route Grandes Alpes alle gesund überstanden. Von sehr heiß (36.5 °) bis 4° und Dauerregen war alles dabei. 2800 km in einer Woche war schon happich.
    So viele Kurven, in dieser Zeit bin ich noch nicht gefahren. Nach Deinen Berichten läuft bei euch alles gut. Ab Montag fahren wir nach Kroatien, für 3Wochen zur Erhohlung. Dir und deinen Mitfahrern wünsche ich weiterhin alles gute, bleibt gesund und munter.
    Viele Grüße aus Trudering
    senden Dir Brigitte & Gerhard.

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