Durch die Berge in die Große Walachei

Kilometerstand: 2.600 km (Galatz/Galaţi Rumänien)

Nach einem morgendlichen Spaziergang durch die Altstadt auf dem Berg brechen wir in Schässburg/Sighişoara auf in Richtung Hermannstadt/Sibiu.

Stadtplatz in Schässburg

Letzte Vorbereitungen vor dem Start, im Navi die Route festgelegt

Aufbruch in Schässburg

und schon verlassen wir auf Jahrhunderte altem Kopfsteinpflaster den Stadtberg. Wir folgen eine Weile der Hauptstraße nach Hermannstadt und biegen dann auf eine kleinere Straße nach Süden ab.

Dorf in Siebenbürgen

Ein Straßenschild weist uns den Weg nach Birthälm/Biertan, wo wir die Kirchenfestung besuchen wollen. Bereits am Ortseingang ist die Kirche auf dem Burgberg mitten in der Ortschaft zu sehen.

Birthälm

Wenn sie auch heute nicht mehr für den Zweck der Verteidigung gebraucht wird, so beeindruckt sie immer noch als Trutzburg. Gebaut im 14. und 15. Jahrhundert gab sie den Einwohnern des Ortes Schutz vor den immer wieder herannahenden Türken. Und da Birthälm auch noch Sitz des Bischofs war, fiel die Burg besonders groß und gut gesichert aus.

Wir machen uns auf und erkunden Burgberg und Kirche.

Wehrgang zur Kirchenburg in Birthälm

Schon der Wehrgang auf den Berg bringt uns in unserer Vorstellung zurück in die Tage, in der er Schutz vor feindlichen Blicken und Pfeilen bot.

Innenraum der Wehrkirche

Altar der Wehrkirche

In der hellen, gotischen Kirche werden wir von einer Dame in bestem Deutsch auf die Sakristei hingewiesen, an deren Tür sich auf der Innenseite ein riesiges Schloss mit 11 Riegeln befindet. Es half die wertvollen Gegenstände sicher wegzuschließen.

Ziffernblatt

Im Wehrgang des zweiten Verteidigungsringes finden wir noch ein Zifferblatt der Turmuhr, das seine Zeit mit langsamem Dahinrosten verbringt und in ein paar Jahren sicher nur noch als runde Scheibe dort lehnen wird – die Ziffern werden dann längst verblichen sein.

Birthälm/Biertan

Diese und noch eine ganze Reihe anderer Kirchenburgen wurden 1993 von der UNESCO als Weltkulturerbe anerkannt.

Unser Weg führt uns weiter über die Dörfer nach Hermannstadt. Unterwegs müssen wir einen kleinen Pass auf Schotter überqueren – gut, dass wir zu Hause unsere Motorräder auf solche Straßen vorbereitet haben und den Caroo 3 montieren ließen.

Hermannstadt empfängt uns mit strahlender Sonne und ein wenig wie im Backofen, denn die Temperatur ist auf über 30°C gestiegen – nur in Ungarn war es heißer was aber auch seine gute Seite hat, denn bis jetzt haben wir von zu Hause bis hierher keinen Tropfen Regen abbekommen.

Wir quartieren uns ganz in der Nähe des Zentrums ein und können die Stadt an unserem ersten Ruhetag schön zu Fuß erkunden.

Doch noch bevor wir uns auf den Weg machen, müssen wir Tobias verabschieden. Seine Zeit mit uns ist zu Ende, sein Job wartet in ein paar Tagen auf ihn.

Start wieder nach Hause

Schön wär’s schon, wenn er mit uns weiter fahren könnte, als ‚freies Radikal‘ am Ende unseres Verbandes passt er super in die ‚Schwarzmeerflotte‘.

Ciao und komm gut heim

Schön war’s mit Dir und komm gut heim!

Der große Marktplatz und die von dort abgehenden Straßen und Gassen faszinieren uns. Und auch für den kleinen Einkauf finden wir ganz in der Nähe auch noch ein Kaufhaus – die rumänische Art des ‚Department Store‘, oder sagen wir Harrods auf rumänisch.

Hermannstadt, Stadtpfarrkirche

Wir besteigen den Turm der Stadtpfarrkirche, um den Blick über die Stadt zu genießen. Auf der obersten Plattform, über allen Dächern, tut sich ein beeindruckendes Panorama auf. Die Stadt vor den Südkarpaten bei wunderbarem Wetter, die Leute auf den Plätzen rund um den Turm und die alten und neuen Dächer der Häuser vor uns.

Stadtplatz

Panorama über die Dächer

Wir wollen die Berge aus der Nähe sehen und so nehmen wir uns die berühmte Transfogarasche oder Transfăgărăşan Passstraße vor. Sie liegt nicht gerade auf unserem direkten Weg nach Kronstadt/Braşov aber die Straße ist so spektakulär, dass wir den Umweg gerne in Kauf nehmen. Sie verbindet Siebenbürgen mit der Großen Walachei südlich der Karpaten.

Wir starten in Hermannstadt und nach ca. 50 km kommen wir im Olt-Tal an den Abzweig, von dem wir direkt auf die rechts neben uns liegende Bergkette fahren. Erst steigen wir im Wald in einigen Serpentinen bergauf. An einer scharfen Linkskurve bleiben die Bäume zurück und uns eröffnet sich ein Blick in ein vor uns liegendes Trogtal. Schon von unten ist die kunstvolle Anlage der Straße in diesem Tal zu erahnen, aber erst ein Blick von oben zeigt die Auflösung von Steigung in einer Straße.

Transfăgărăşan Passstraße

 

Klaus inspiziert die Passstrasse

 

Ganz oben erklimmen wir den 2042 m hohen Bâlea-Pass und fahren durch den Gipfeltunnel auf die Südseite. Die Strecke bergab ist nicht ganz so spektakulär, führt aber an einem sehr schönen Stausee entlang bis hinunter ins Tal, wo uns wieder die Gluthitze des rumänischen Sommers einhüllt.

'Dracula' Burg in Bran

Noch bevor wir nach Kronstadt kommen, fahren wir in Bran an einem Schloss vorbei, bei dem es findige Tourismusexperten geschafft haben, es als Schloss des Grafen Drakula zu vermarkten. Die Wahrheit ist, dieser sagenhafte Graf war nie in der Burg, noch hat er es jemals besessen – es sieht einfach nur schön aus und würde gut in die Story passen.

Tatsächlich wurde die historische Figur Graf Vlad Tepeş als Vlad III. Drăculea 1431 in Schässburg geboren und als grausamer Kämpfer gegen die Türken bekannt. Er war quasi der Ideengeber für den berühmten Roman ‚Dracula‘ von Bram Stoker.

 

Wir laufen in der Zwischenzeit in Kronstadt ein und machen uns sofort weiter auf den Weg nach Galatz/Galaţi, wo wir im Donaudelta und ganz nahe der Grenze zu Moldavien und der Ukraine angekommen sind.

Auch für diesen Blog hat Tobias Fotos beigesteuert – vielen Dank dafür.

Wie es dort, an zwei Grenzen innerhalb von 3 km und dann in der Ukraine weiter geht – der nächste Blog wird’s zeigen.

 

2 Antworten auf „Durch die Berge in die Große Walachei“

  1. Danke, dass ich euch eine Weile begleiten durfte! Ich habe die Zeit sehr genossen und wäre sehr gerne auch noch den Rest der Schwarzmeerseerundfahrt mitgefahren. Die Eindrücke bis dahin haben wirklich Lust auf mehr gemacht.
    Euch wünsche ich weiterhin ein großes Abenteuer! Tolle Truppe!

    Tobi

  2. Hallo Paul,
    spät aber immerhin haben wir den Weg in den Blog gefunden! Wie immer: ein toller Bericht! Danke dafür! Weiter gute Fahrt, wir freuen uns auf die folgenden Berichte.
    Liebe Grüße aus Bremerhaven, Maranne und Dirk

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