Bei den Mayas

Kilometerstand an der Grenze zu Guatemala: 6023 km

Als wir Puerto Escondido verlassen, sind wir mit guten Ratschlägen versorgt, den Bundesstaat Chiapas nicht zu ausgiebig zu bereisen, besser noch zu meiden. Doch kaum sind wir in den Bergen, haben wir die Grenze von Oaxaca nach Chiapas überschritten und kommen auch nicht mehr raus, bis wir nach Guatemala wechseln. Von der Küste fahren wir direkt in den Nebel, der am Südhang der Sierra Madre klebt und auch recht feucht ist – zum Glück regnet es nicht, uns reicht es, sich bei maximal 50 m Sicht voran zu tasten.

Kaum haben wir jedoch den Bergkamm überschritten, reißen die Wolken auf und ab und zu kommt sogar die Sonne, bis wir nach einer weiteren Stunde Fahrt auf dem Hochland in strahlendem Sonnenschein durch San Cristobal de las Casas fahren. Unser Besuch der sehr schön gelegenen Stadt beschränkt sich aber auf einen Kaffee und ein paar Keksen an der Tankstelle, denn wir wollen weiter nach Palenque zu den Maya Ruinen im Urwald von Chiapas.

Durch die bis oben hin bewachsenen Berge führt unsere Strasse weiter nach Nordosten. Wir fahren durch unzählige Dörfer mit ihren noch unzähligeren Topes (siehe Glosse). Die Strassen haben durch die vergangene Regenzeit zum Teil sehr gelitten. So sind sie stellenweise immer noch von riesigen Bergrutschen blockiert, behelfsmäßig wurde eine Fahrspur durch den Abraum gelegt. Oder die halbe Strasse ist mit dem Wasser den Hang hinunter gerutscht, auch kein echtes Hindernis, denn auf dem übrig gebliebenen Straßenstück läuft der Verkehr reibungslos.

Kurz vor Palenque fahren wir aus den Bergen in die Ebene der Halbinsel Yucatan, deren schier endlose Weite mit dichtem Urwald bewachsen ist. Wir beziehen in der Nähe der Ruinen natürlich ein ‚Urwaldhotel‘, wohnen in einer mitten im Dschungel gelegenen Cabaña und essen im mit Palmblättern gedeckten Restaurant bei dem das undurchdringliche Grün des Urwaldes die Außenwände bilden.

Unser Ober ist sehr freundlich und erzählt uns, dass er eigentlich aus den Bergen kommt und er eine Mayasprache, wovon es in der Umgebung weitere vier gibt, zur Muttersprache hat. Er wird, was unser  Weiterkommen auf der Strasse angeht, noch eine Rolle spielen – dazu aber weiter unten.

Zuerst aber besuchen wir Palenque, eine ehemals große Maya Metropole, die im 8. Jahrhundert aus unbekannten Gründen aufgegeben und erst im letzten Jahrhundert wieder entdeckt wurde. Seither wird in einem riesigen Areal gegraben und geforscht. Heute können wir den für Besucher freigegebenen Teil besichtigen – und was soll ich sagen, es ist sehr beeindruckend, aber seht selbst:

Unser Besuch kostet eine Menge Schweiss, aber jeder vergossene Tropfen hat sich gelohnt.

Wir packen unsere sieben Sachen und machen uns zur Grenze nach Guatemala auf den Weg.

Diese können wir ohne Schwierigkeiten überwinden – sowohl die Ausreiseformalitäten in Mexiko laufen wie am Schnürchen, als auch die Einreise nach Guatemala ist in drei Schritten (Desinfektion des Motorrades :-), Einreiseformalitäten, Zoll mit Straßenbenutzungsgebühr) ohne Hürden zu machen. So sind wir nach gut 6023 km in Guatemala angekommen.

Kleine Geschichte am Rande:

Seit wir Puerto Escondido verließen, durften wir mit einer im Süden Mexikos wohl beliebten Art auf politische Anliegen aufmerksam zu machen, Bekanntschaft machen – Straßenblockaden.

Und das funktioniert so: Die Demonstranten legen Baumstämme oder dicke Äste und große Steine quer über die Strasse und stellen sich davor und dahinter auf. Es wird kein Auto mehr durchgelassen. Je nach Verkehrssituation bilden sich über die Zeit kilometerlange  Staus, die von den Auto- und LKW-Fahrern mit einem Achselzucken und stoischer Gleichmütigkeit hingenommen werden. So eine Sperre dauert, wie wir erfahren konnten, meist 6-8 Stunden und endet häufig gegen vier oder fünf Uhr am Nachmittag. Bis zur vollständigen Dunkelheit bleiben dann noch ein bis zwei Stunden, was uns in echte Schwierigkeiten bringen würde, denn Straßensperren sind mitten in der Prärie und Motorradfahren bei Nacht ist ein absolutes ’no-go‘, viel zu gefährlich.

Also wir an allen Autos und Lastwagen vorbei, manchmal bis zu 4 km, bis zur Sperre. Dort werden wir misstrauisch, dann interessiert beäugt. Für uns ist aber auf Anhieb keiner zu entdecken, mit dem wir verhandeln könnten. Nach einer Weile kommen aus der Menge einzelne Leute zu uns und fragen nach unserem Woher und Wohin. Dass wir ‚turistos alemanes‘ sind macht fast immer den gewünschten Eindruck. Dann fragen sie nach den Motorrädern. Nach einer Weile regt es sich in der Gruppe der Protestierenden und eine Hand aus der Menge winkt uns, wir dürfen durch – Muchos gracias und weiter.

So verläuft das an drei von sechs Blockaden, an die wir kamen.

Ein wenig anders geht es kurz vor Palenque, an einer für Blockaden strategisch günstigen Straßengabelung. Hier wieder das selbe Spiel, als wir jedoch durchfahren dürfen, kommen  die Leute drauf, dass wir die Streikkasse mit einem kleinen Betrag unterstützen könnten – beim Ersten war die Entscheidung nicht durch aber die anderen beiden sponserten die Streikenden mit einem überschaubaren Betrag.

An der gleichen Sperre hilft uns am nächsten Tag der Ober vom ‚Dschungelhotel‘, den wir an der Sperre mit seinem Motorrad treffen, nach einer kleinen Verhandlung mit den Streikenden dürfen wir mit ihm ohne ‚Wegezoll‘ durch die Sperre.

Die ultimative Sperre erwartet uns jedoch 30 km nach Überquerung der Grenze in Guatemala. In einem tiefen Gebirgstal, ohne Ausweichroute, fahren wir an einer 4 km langen Schlange wartender Autos vorbei und kommen an die Sperre. Hier ist mit Fahnen und Transparenten alles angerichtet, keinen Kompromisse zu machen und auch für uns ist kein Durchkommen. Also ist Geduld angesagt, wir warten, wie alle anderen bis um drei Uhr nachmittags die Sperre aufgehoben wird. Eineinhalb Stunden hat uns das gekostet, aber wir waren bei den Leuten und haben bei der Gelegenheit ihre Sorgen unmittelbar kennen gelernt. Sie protestieren, weil sie in den Bergdörfern  eine bessere Gesundheitsversorgung  haben wollen, als ihnen die Regierung zugesteht. Während der Wartezeit fahren nur Krankentransporte und die Polizei durch die Sperren.

Sollten wir zu Hause in einem Paradies wohnen?

Folgt uns das Nächste Mal zu einem aktiven Vulkan und einer alten, den Lesern des Blogs nicht ganz unbekannten Stadt.

8 Antworten auf „Bei den Mayas“

  1. Hola!
    Spannende Geschichte. Weiterhin gute Fahrt
    cuídense y muchos saludos desde Alemania
    Markus

  2. Hallo Paul u.Mitfahrer,
    habe mir deine interessanten Berichte u.super Bilder angesehen.
    Einfach toll.Ich beneide Euch. In München ist es grau u.trist, ca.5°.Werde Eure Tour weiter mit Spannung verfolgen. Wünsche Euch weiterhin gute Fahrt u. bleibts gsund.
    Gruss Gerhard aus Trudering.

  3. Hallo Ihr drei Amigos!
    Ihr lässt uns ja an Eurer Traumreise wunderbar teilnehmen. Die tollen Fotos, die kulturellen Beiträge Eures Profireporter`´s machen den Bericht „preisverdächtig“. Macht so weiter und alles Gute.
    Georg und Martin

  4. Hallo Paul, ich verfolge und lese mit Begeisterung deine tollen Berichte. Schreib bitte auch über Details, über eure Probleme und Annehmlichkeiten die sich so am Rande ergeben. Laufen die Kühe ohne Ärger oder hat der Mich viel zu tun? Kommt ihr drei gut klar miteinander, ich wünsche es euch.
    Bei uns kommt langsam der Winter. Am WE öffnen die Christkindlmärkte. Motorradfahren ist momentan in weiter Ferne. Ich wünsche euch eine sturzfreie Fahrt und viele positive Erfahrungen mit den Menschen dieser Welt.
    Herzliche Grüße, natürlich auch an Simon und Mich, vom Helmut aus Wartenberg! Frag den Mich wer ich bin!

  5. hallo ihr drei zweiradfahrer…..habt ihr schon kakaoplantagen zu gesicht bekommen???….simon hat mir gesagt..bei sichtung der ersten plantage würde er sie gleich pachten und an uns die kakaobohnen liefern!!!???…wann kann ich mit der ersten lieferung rechnen????
    lieben gruß an euch alle und wieterhin gute fahrt

    wünscht olaf, inge und laura

  6. hei paul und mitfahrer
    ist ja a bisserl spannend was ihr da erlebt immer schön aufpassen aber die gegend scheint wunderschön zu sein was deine bilder zeigen.
    weiterhin gute fahrt und viel erfolg.
    asta la vista hombres.

  7. Hallo ihr 3 es macht Spass wenigstens virtuell mit euch zu reisen,
    bei uns kommt langsam der Winter ,da machen euere Bilder richtig warm auch wenns bei euch regnet
    weiter gute Fahrt
    Gruß
    Gerhard

  8. Hallo Motorradkameraden.
    Hab von Gerhard den Tipp bekommen,wo ich euch im Internet finde.
    Ich hoffe alles läuft problemlos und hoffe weitere Meldungen von euch zu finden.
    Bei uns schneit es und ist saukalt.
    Uns frierts ganz schön,da wir gerade von unserem Asientrip zurückgekommen sind.Reisebegleiter waren Sissy,Stucki und Fischl Franz.Wir haben Stucki,der schon 30 mal in Thailand war gezeigt,daß es ausser Puffs noch viele andere Sehenswürdigkeiten in Thailand,Laos und Kombodscha gibt.Er war überrascht und teils auch ganz begeistert.
    Viele Grüße-auf bald
    Werner und Sissy.

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