Titicaca und Condore

Kilometerstand Puno/Titicaca See: 16.076 km

Nach dem Besuch des Symbols für Südamerika haben wir uns weitere Highlights vorgenommen. Wird schwer sie zu toppen, aber die Reise geht weiter und es kommt immer wieder Neues.

Unser Weg führt uns weiter durch das heilige Tal der Inka und über das Altiplano an den Titicaca See.

Mittlerweile an die Höhe gewöhnt, macht es uns nichts aus über Pässe mit 4.500 m + zu fahren. Die Luft da oben wird immer klarer aber auch immer frischer, so ist es nicht verwunderlich, dass es in Puno (3.850 m)zwar angenehm warm bei Tage, aber in der Nacht ganz schön frisch wird. Viele Hotels habe sich darauf eingestellt und haben heizbare Räume.

Auf dem Weg dahin treffen wir Naomi. Sie ist mit dem Fahrrad von Seattle nach La Paz unterwegs. Wer sein Englisch ein wenig trainieren möchte kann sich ihren Blog zu Gemüte führen – wir treffen sie in Puno wieder und genieße miteinander ein super Abendessen. Wir Mopedfahrer sprechen ihr allen Respekt für die Leistung aus.

Der Titicaca See ist uns allen aus dem Erdkundeunterricht bekannt. Einmal gelernt geht der Name weder Kindern noch Erwachsenen je wieder aus dem Kopf. Er hat auch sonst noch so manchen Superlative, so sagen viele er sei wohl der höchstgelegene schiffbare See, das größte Süßwasser Reservoir auf dieser Höhe und …und … und

Aber erst wenn man hier ist, wird man von der Schönheit der Lage und den Sehenswürdigkeiten eingefangen. So war meine erste Aktivität mich auf ein Schiff zu setzen und zu den schwimmenden Inseln zum Stamm der Uros und weiter auf die Isla Taquile zu den strickenden Männern zu fahren.

Aber der Reihe nach. Nur eine knappe halbe Stunde mit dem Schiff liegen die künstlich angelegten Inseln der Uros. Sie sind ein kleiner Stamm deren Existenz seit mehr als 1.000 Jahren bekannt ist. Sie leben in Familienverbänden auf 200 bis 300 m² großen Grasinseln mitten im Schilfgürtel des Sees. Derzeit gibt es 43 Inseln von denen immer nur ein paar besichtigt werden dürfen. Die Uros haben das so geregelt, dass abwechselnd alle Inseln mal vom Touristenstrom gestreift werden, sie legen das Besuchsrecht reihum fest. Somit können nicht die Touristen sagen, auf welche Insel sie wollen, das wird von den Leuten auf den Inseln festgelegt.

Als wir auf einer der Inseln anlegen werden wir freundlich empfangen. Nach einer Einführung über das Leben auf der Insel und einem in Schmalz gebackenen Schmankerl dürfen wir uns umsehen. Natürlich wollen die Damen ihre Handarbeiten an uns verkaufen, aber der Druck ist verglichen mit anderen Plätzen erträglich.

Am Ende werden wir von dem Chef der Insel und seiner Frau mit einem Grasboot auf die zentrale Insel gerudert – ist nur gegenüber. Dort finden wir einen Tante Emma Laden und zwei Hotelhütten vor – es gibt also auch eine Übernachtungsmöglichkeit hier draußen.

Eine fast dreistündige Bottsfahrt bringt uns nach dem Besuch der Uros zur Isla Taquile. Die Insel ragt über hundert Meter aus dem See, ihre Ufer sind steil. Von Weitem sieht man Terrassen an den Hängen, die Häuser liegen verstreut über die ganze Insel. Der Reiseführer sagt es führten 450 Stufen auf den Plaza de Armas, den zentralen Platz eines jeden Ortes in Südamerika, wenn wir auf der Nordseite anlegen, das will er uns nicht zumuten, daher umfahren wir die Insel und legen auf der uns abgewandten Seite an.

Von hier geht es ebenfalls bergauf zum Dorfplatz, aber es sind keine Treppen zu steigen, es führt ein nicht ganz so steiler Weg nach oben. Für einige Passagiere  ist auch dieser Weg noch eine außerordentliche Anstrengung, die Höhe von 3850 m fordert ihren Tribut und die Höhenanpassung dauert doch ein paar Tage.

Ähnlich wie bei den Orus das Besuchsrecht, so ist hier die Nutzung der Restaurants geregelt. Den jeweiligen Touristengruppen wird beim Betreten der Insel das Restaurant genannt, das für sie das Mittagessen bereiten wird, ein anderes kann nicht ausgesucht werden. So regeln die Insulaner das Überangebot an Restaurants, über die Woche erhalten alle Restaurantbesitzer reihum die Möglichkeit, an den Touristen zu verdienen.

Das eigentlich sehenswerte ist aber die Arbeitsteilung auf der Insel. So haben die Männer seit jeher die Aufgabe alle Strickwaren für den eigenen Gebrauch und für die Touristen herzustellen. So laufen sie mit einem kleinen Sack um die Schulter herum, aus der die Wollfäden in allen Farben hängen. Einer davon wird gerade verstrickt. So entstehen Mützen in den verschiedenen Farben, deren Farbcode auf der Insel anzeigt, wer noch Junggelle oder schon verheiratet  ist oder wer einmal ein einflussreiches Amt auf der Insel inne hatte. Die Mützen werden auch ausnahmslos getragen.

Die Frauen spinnen die Fäden und weben die Stoffe, die sie als Kleidungsstücke verarbeiten.

Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir die Insel wieder und haben das Gefühl, dass hier die große weite Welt nur zu Besuch kommen darf, die Leute sind sich selbst genug.

Auf dem Weg nach Arequipa kommt man fast am Colca Cañon vorbei. Der Cañon ist mit über 3000m Tiefe nicht nur einer der tiefsten, er beherbergt auch eine stattliche Anzahl Condore, die sich jeden Tag segelnd auf den Weg in Richtung Pazifik machen und am Abend wieder zurück kehren. Das gibt uns die Möglichkeit, diese riesigen Vögel in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können. Von Puno aus fahren wir also nach Chivay, dem Ort am Cañon, von dem aus man am Besten zu den Beobachtungsplätzen kommt. Dazu müssen wir den bisher höchsten Pass mit 4890 m überqueren (= persönlicher Rekord!). Dabei stellen wir fest, dass es auch in der Nähe des Äquators graupeln kann – nebenbei gesagt, es war wirklich saukalt.

Shane und ich machen uns recht früh und ohne Frühstück auf den Weg. Wir fahren gut 40 km auf einer Sandstrasse den Cañon entlang – bis zum bekannten Aussichtspunkt ‚Cruz de Condor‘. Aber denkste, wir stehen mitten in einer Wolke, die sich auch nach einer Stunde nur ansatzweise verzieht.

War wohl nichts, wir machen kehrt und fahren wieder nach Chivey zurück. Auf halbem Weg sehe ich zwei dieser Prachtexemplare über die Kanter der Terrasse, auf der wir gerade unterwegs sind, herauf segeln.

Sie kommen in kleinen Kreisen direkt auf uns zu. Natürlich halten wir an und genießen den ‚Vorbeiflug‘. Sekunden später sind sie schon wieder hinter dem nächsten Kamm verschwunden.

In Arequipa trennen sich die Wege von Shane und mir. Shane fährt direkt in den Norden von Chile und ich kehre an den Titicaca See zurück um von dort nach Bolivien zu reisen.

Mein erster Anlaufpunkt ist der bei Travellern sehr bekannte Ort Copacabana  am Südufer des Sees, aber das ist eine andere Geschichte.

5 Antworten auf „Titicaca und Condore“

  1. Hallo Paul,
    deinen Bildern nach hast du ja eine super Tour. Wir waren am Sonntag an unserem südlichsten Punkt in Neuseeland so ca 46°S. Der Strand war super auch wenn das Wasser etwas frisch ist. Wir machen uns so langsam auf den Rückweg. Dir weiterhin alles Gute und vorallem dass du weiterhin nette Weggefährten triffst.
    Fritz

  2. Hallo Paul,
    traumhaft, diese Fotos von Peru. Besonders Macchu Pichu, einfach super. Und diese tollen Farben, ich beneide Dich wirklich um diese Reise. Bist Du denn jetzt wieder allein unterwegs, da Shane einen anderen Weg fährt oder hast Du schon wieder jemanden gefunden? Ich wünsche Dir weiterhin gute Fahrt und freue mich schon auf den nächsten Bericht.
    Liebe Grüße, Marianne

  3. Servus Paul,
    der Titicacasee ist natürlich ein Traum.
    Ich hoffe nur, daß Dich die einheimischen Männer nicht angesteckt haben, und Du dann zu Hause vor lauter Socken stricken keine Zeit hast, mit uns auf die BMW „.. and Friends-Tour“ mitzukommen.

    Wir legen grade den Termin fest – planst Du im Mai wieder zu Hause zu sein? Hast Du nach diesen wahnsinnig tollen Erlebnissen überhaupt noch die Motivation, mit ein paar zeitlich eingeschränkten Freizeitmotorradlern in den Spessart zu fahren?

    Viele Grüße und weiterhin viel Glück bei Deinen Abenteuern.
    Michael

  4. Servus Paul,
    das sind sehr schöne Bilder mit den farbenfrohen Kleidern der peruanischen Frauen vom Titicacasee.
    Viele Grüße aus dem verschneiten kalten München – Du bist zu beneiden!
    Weiterhin gute Fahrt und schöne und interessante Erlebnisse.
    Viele Grüße, Wolfgang

  5. Hey Paolo ,
    dein letzter eintrag : gigantisch – die farben., die menschen, deine einschàtzungen oder deine berichterstattung –
    beim lesen des blog’s kommt mir immer wieder die frage in den sinn : was hast du all die jahre eigentlich bei bmw gemacht ? Deine wahre profession wàre doch gewesen : Reisejournalist oder autor bei “ das motorrad “ oder einfach “ schreibender weltenbummler “ …
    Anerkennung, complimenti , super einfach , wir kònnen den nàchsten blog kaum erwarten ;
    servus aus Al’guer und liebe grùsse – ein ex-kollege mit seiner sonne
    PS.: wenn du die blogs zusammenfasst und in hochglanz binden làsst hast du den anfang deiner 2. karriere – deinen ersten wertvollen bildband im handel

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